Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Arbeiten im Reich

Wie verhält man sich als Arbeiter? Dumme Frage! Allen von uns ist selbstverständlich bewusst, was von einem guten Arbeiter erwartet wird. Er soll die ihm übertragenen Arbeiten gut und innert nützlicher Frist besorgen und eine gewisse Mitverantwortung übernehmen. Dinge, die ihm während der Arbeit auffallen, soll er beachten und entweder dem Vorgesetzten melden, sich selbst darum kümmern oder sich mit allfälligen Ideen einbringen. Man fasst dies unter dem Begriff «mitdenken» zusammen. Wenn wir unsere Arbeit nicht richtig verrichten, also rumtrödeln, Halbbatziges abliefern, «Dienst nach Vorschrift» ausüben (das heisst kein bisschen mehr machen, als befohlen worden ist) oder ähnliches, verhalten wir uns nicht wie gute Arbeiter.

Wenn der Herr uns Arbeiter nennt und sagt, dass viel Arbeit erledigt werden muss (die Ernte zwar ist gross, die Arbeiter aber sind wenige Mt 9, 37), wie verhalten wir uns dann? Nicht wenige Christen stellen leider die Verbindung zwischen der Arbeit hier und der Arbeit für den Herrn nicht her. Sie trödeln rum, beschäftigen sich mit anderem, liefern Halbbatziges ab – und meinen noch, der Herr müsse schon sehr zufrieden mit ihnen sein. Die Haltung vieler Christen ist (nicht nur in dieser Beziehung) völlig weltfremd. So hört man zum Beispiel hin und wieder Christen stolz erzählen, dass sie jemand anders gesagt hätten, es gebe einen Gott. Das ist doch keine grosse Sache! In Röm 1, 20 steht klipp und klar, dass jedem Menschen bewusst ist, dass es einen Gott gibt, der alles gemacht hat. Natürlich ist es gut, wenn wir versuchen, mit Menschen, die Gott nicht nahe stehen, ins Gespräch zu kommen. Ihnen bei einer passenden Gelegenheit zu sagen, dass es einen Gott gibt, ist aber nicht viel mehr, als morgens die zur Arbeit benötigten Maschinen einzuschalten. Erwarten wir für so eine selbstverständliche Handlung besonderes Lob? Wer wollte schon einem Mitarbeiter mit Stolz und in aller Ausführlichkeit erzählen, er habe diesen Morgen die Maschine eingeschaltet? Wenn wir aber aus einem Gespräch über die Existenz Gottes eine grosse Sache machen, tun wir eigentlich nichts anderes.

Wenn wir das Wort Gottes ernst nehmen, müssen wir uns nicht fragen, ob es Arbeit gibt, die getan werden muss. Genauso wenig müssen wir uns fragen, ob der Herr will, dass wir für Ihn arbeiten. Es gibt keine Christen, für die der Herr keine Verwendung hat! Jeder Christ ist aufgerufen, seinen Teil zur Arbeit beizutragen. Sogar solche, die gerade erst zum Glauben gekommen sind, können mitarbeiten. Wohl wird der Herr nicht allzu viel von ihnen verlangen oder erwarten. Einem kleinen Kind kann man nicht auftragen, die Arbeit eines Erwachsenen zu tun. Es gibt aber stets Hilfsarbeiten, die auch von noch so kleinen Kindern verrichtet werden können. Sollte es im Reich Gottes anders sein? Apollos, ein alexandrinischer Jude, beredt und bewandt in den Schriften des Alten Testamentes, kam zum Glauben und begann sofort, öffentlich – unter anderem in der Synagoge – vom Herrn Jesus zu predigen. Er war aber noch so jung im Glauben und so wenig über den Neuen Weg unterrichtet, dass ein gläubiges Ehepaar ihn nach einer Predigt zur Seite nehmen und ihn unterweisen musste (Apg 18, 24–26). Ein Kleinkind im Glauben hat also schon mehr geleistet als wohl nicht wenige von uns in ihrem ganzen Christenleben! Es ist also ein Trugschluss zu denken, wir seien noch zu jung im Glauben, um irgendeinen Dienst zu verrichten. Jeder und jede kann vom ersten Tag an mitarbeiten. Wir müssen nicht unbedingt auf den Strassen predigen oder in Kirchen lehren. Das Spektrum an Arbeiten ist viel weiter; für jeden und jede ist eine Arbeit dabei, die verrichtet werden kann.

Was ist denn, wenn wir eine neue (irdische) Arbeitsstelle antreten? Zunächst werden wir doch ein gut Teil unserer Arbeitszeit damit verbringen, in die Arbeit eingeführt zu werden. Erst nach und nach werden wir in der Lage sein, produktiv zu arbeiten und Ergebnisse zu präsentieren. Für einen Christen kann das Studium der Bibel eine Einführung in einen späteren Dienst darstellen. Damit ist nicht das tägliche Lesen in der Bibel gemeint, sondern ein zusätzliches, intensives Studium, allenfalls zum Beispiel mithilfe eines Kommentars zur Bibel. Das Gebet und insbesondere der Priesterdienst sind weitere Aufgaben, deren Wert niemals unterschätzt werden darf. Steht nicht geschrieben: Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel Jak 5, 16? Welcher Christ sollte denn nicht beten können? Auch wenn wir einem anderen Diener des Herrn eine Unterkunft für einige Nächte zur Verfügung stellen oder ihm eine Speise bereiten, arbeiten wir ebenfalls bereits im Reich Gottes mit. Nicht nur «grosse» oder öffentliche Dienste sind Arbeit im Reich Gottes. Auch kleinere Tätigkeiten stellen eine anerkannte Form der Mitarbeit dar. Selbst die Vorbereitung auf einen späteren Dienst kann zur Arbeit im Reich Gottes zählen. Daher kann und soll wirklich jeder Christ arbeiten.

So wenig wir fragen müssen, ob es eine Arbeit zu tun gibt, so wenig müssen wir Lob oder Anerkennung für jeden kleinen Handgriff erwarten. Wie oft werden wir – selbst von guten Vorgesetzten – an unseren (irdischen) Arbeitsplätzen gelobt? Wird bereits Lob ausgesprochen, wenn wir die Maschinen am Morgen anwerfen? Wohl kaum! 10 So auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren Lk 17, 10. Werden wir realistischer! Die tägliche Arbeit im Reich Gottes entspricht in vielen Facetten unserer täglichen irdischen Arbeit. Der Herr sollte uns weder um jeden einzelnen Handgriff bitten noch uns dafür loben müssen. Wir sollten unsere Arbeit so verrichten, wie wir unsere irdische Arbeit verrichten: Mitdenkend, rasch, qualitativ gut und selbständig. Für unsere Arbeit sollten wir weder von Gott noch von unseren Mitmenschen zuviel Lob einfordern. Ich weise meinen Vorgesetzten oder Mitarbeiter doch auch nicht auf jeden Handstreich hin, den ich für die Unternehmung getan habe. Das hat noch nicht einmal mit Bescheidenheit zu tun, sondern bloss damit, dass ich mich der Lächerlichkeit preis geben würde, wenn ich es täte. Der Herr ist zwar gnädig und lobt uns bereits für kleine Dinge. Auch lässt Er uns an Erfolgen teilhaben und teilt den Ruhm und die Ehre, obwohl unser Anteil in aller Regel äusserst bescheiden ist. Vielleicht gibt die Speisung der Fünftausend die Verhältnisse ungefähr korrekt wieder: Der Herr spies fünftausend Männer plus Frauen und Kinder mit fünf Broten und zwei Fischen. Die Jünger hatten Ihm die Brote und die Fische gegeben. Er hatte diesen kleinen Beitrag so vermehrt, dass am Ende zwölf Handkörbe voll Brocken aufgenommen wurden. So arbeitet der Herr gewissermassen auch heute noch in dieser Welt: Er tut Grosses nicht völlig aus sich selbst heraus, sondern lässt uns einen Beitrag daran leisten. Der Beitrag ist aber so gering, dass er an sich nicht der Rede wert wäre. Trotzdem findet er Erwähnung von Seiten des Herrn. Der Herr muss nicht froh sein, wenn wir mitarbeiten. Er bedarf unser nicht. Wollen wir eine Arbeit nicht ausüben, findet Er jemand anders, der willig ist. Punkt. Wir müssen froh sein, wenn wir einen Dienst verrichten dürfen!

Damit ist auch schon klar gestellt, dass wir nicht gleich riesige Projekte anreissen sollten. Von einem neuen Mitarbeiter wird nicht erwartet, dass er Aussergewöhnliches leistet. Es ist gut, wenn er lernt, seine Arbeit gut zu verrichten, und etwas produktiv tätig ist. Mit der Zeit soll er produktiver werden, keine Frage. Aber auch nach Jahren wird in der Regel noch keine aussergewöhnliche Leistung erwartet. Es genügt, wenn der Mitarbeiter ein ordentliches Pensum verrichtet und qualitativ gute Leistungen erbringt. Dies sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn wir uns fragen, wie wir für den Herrn tätig sein können. Das hat auch mit Demut zu tun. Der Herr hat nicht zweitausend Jahre auf uns gewartet und ist nun froh, dass endlich jemand da ist, der alles auf den Kopf stellen und in Ordnung bringen kann. Vielleicht haben Sie auch schon grosse Projekte angerissen, nur um etwas später festzustellen, dass Sie sich übernommen haben. Lieber nehmen wir uns wenig vor und führen das aus, als viel, das wir dann nicht ausführen! In den Sprüchen, die uns lehren, uns in dieser Welt weise zu verhalten, heisst es: 11 Vermögen, das auf nichtige Weise erworben ist, vermindert sich; wer aber allmählich sammelt, vermehrt es Spr 13, 11 und: 5 Bemühe dich nicht, reich zu werden, lass ab von deiner Klugheit. 6 Willst du deine Augen darauf hinfliegen lassen, und siehe, fort ist es? Denn sicherlich verschafft es sich Flügel wie ein Adler und fliegt zum Himmel Spr 23, 5. 6. Wer händeweise oder allmählich sammelt, hat am Ende viel. Ich kenne einen Bruder, der jeden Tag einen Vers der Bibel kommentiert. Die Bibel enthält über 30 000 Verse. Was ist da schon ein einziger Vers? Nun kommentiert der besagte Bruder aber schon seit einigen Jahren jeden Tag einen Vers und darf nun immerhin sagen, er habe schon bald fünf Bücher der Bibel kommentiert. Wenn er durch die Gnade des Herrn noch einige Jahre so weiterfahren darf, wird er irgendwann sagen können, er habe einen Zehntel der Bibel oder noch mehr kommentiert. Nicht schlecht, oder? Hätte er sich aber am Beginn seiner Arbeit vorgenommen, einen Zehntel der Bibel zu kommentieren, hätte er nur einen riesigen Berg Arbeit vor sich gesehen. Vielleicht hätte er schon nach wenigen Tagen den Mut verloren und aufgegeben, wer weiss? Trachten wir also nicht nach zu grossen Aufgaben! Verrichten wir lieber die Arbeit, die der Herr uns aufträgt, auch wenn sie noch so gering erscheinen mag! Wenn wir treu sind und dran bleiben, werden wir am Ende mehr vorzuweisen haben, als wenn wir uns übernommen und dann aufgegeben hätten.

Zusammenfassend will ich festhalten, dass wir nicht umsonst so in den Alltag eingebunden sind, wie es eben der Fall ist. Das Leben hier dient unter anderem auch dazu, uns praktisch zu unterweisen, uns zu lehren, wie wir uns auch im Reich Gottes zu verhalten haben. Vieles von dem, was wir in Bezug auf die irdische Arbeit als selbstverständlich ansehen, ist auch in Bezug auf die Arbeit im Reich Gottes selbstverständlich. Wir sollen unsere Arbeit wie aufgetragen verrichten und sie nicht liegen lassen oder beginnen, an Luftschlössern zu bauen.