Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Baruch

Der Auftrag Baruchs

4 Und Jeremia rief Baruch, den Sohn Nerijas; und Baruch schrieb aus dem Mund Jeremias auf eine Buchrolle alle Worte des Herrn, die er zu ihm geredet hatte. 5 Und Jeremia gebot Baruch und sprach: Ich bin verhindert, ich kann nicht in das Haus des Herrn gehen; 6 so geh du hin und lies aus der Rolle, was du aus meinem Mund aufgeschrieben hast, die Worte des Herrn, vor den Ohren des Volkes im Haus des Herrn am Tag des Fastens; und du sollst sie auch vor den Ohren aller Juden lesen, die aus ihren Städten kommen. 7 Vielleicht wird ihr Flehen vor den Herrn kommen, und sie kehren um, jeder von seinem bösen Weg; denn groß ist der Zorn und der Grimm, den der Herr über dieses Volk ausgesprochen hat. 8 Und Baruch, der Sohn Nerijas, tat nach allem, was der Prophet Jeremia ihm geboten hatte, und er las aus dem Buch die Worte des Herrn im Haus des Herrn vor. Jer 36, 4–8

Jeremia war einer der grossen Propheten Gottes in einer Zeit, in der sich alles im Niedergang befand. Das Gericht über Juda war fest beschlossene Sache von Seiten des Herrn, doch das Volk wähnte sich in einem falschen Scheinfrieden. Jeremias Aufgabe war es, das Volk Gottes davon zu überzeugen, dass der scheinbare Frieden trügerisch war und das Gericht unmittelbar bevorstand, und den Menschen einen Ausweg aufzuzeigen. Über Baruch wissen wir vergleichsweise nur wenig; in der oben angeführten Stelle erfahren wir nur, dass er offensichtlich lesen und schreiben konnte.

Der Herr gebot nun Jeremia, die Worte, die Er zu ihm geredet hatte, in einer Buchrolle festzuhalten, wofür Jeremia Baruch anstellte. Als die Worte aufgeschrieben waren, sandte Jeremia Baruch an seiner Stelle in den Tempel, um die Worte vor dem Volk vorzulesen, denn Jeremia war verhindert. So ging Baruch hin und las die Worte vor.

Schwierige Umstände

Der Auftrag Baruchs war seiner Art nach ein einfacher, der keine besonderen Voraussetzungen erforderte. Um die Worte Jeremias aufschreiben zu können, musste Baruch schreiben können. Um die Worte Jeremias vorlesen zu können, musste Baruch (laut) lesen können. Mehr war nicht erforderlich. Die Umstände, unter welchen Baruch den Auftrag ausführen musste, waren aber schwierig. Vier Jahre zuvor nämlich hatte Jeremia die Worte bereits im Auftrag des Herrn selbst an die Priester und Propheten und an das ganze Volk gerichtet (Jer 26, 1–6). Die Folge war, dass man ihn beinahe wegen Gotteslästerung getötet hätte (Jer 26, 7–11).

Der Grund dafür war, dass sich die Juden in einer falschen Sicherheit wägten und sehr hoch von sich selbst dachten. Dazu hatten sie zwar einigen Grund, denn sie waren als Volk unter den andern Völkern vom Herrn selbst ausgesondert und in ein gutes Land geführt worden. Sie kannten die Aussprüche Gottes (Röm 3, 2), und der Tempel Gottes, ja, die Gegenwart Gottes (vgl. 1. Kön 8, 10. 11), befand sich in Jerusalem. Wenn nun also Jeremia ankündigte, dass Juda von den Chaldäern erobert und die Juden getötet werden würden, predigte er dann nicht gegen den Herrn selbst? So mussten es die Juden empfunden haben, was erklärt, dass sie Jeremia auf der Stelle töten wollten.

Wie fatal ist diese Sichtweise! Die Juden verkannten, dass sie sich so weit vom Herrn abgewendet hatten, dass Er schon längst nicht mehr in ihrer Mitte war, denn Er ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh 1, 5); Er kann keine Gemeinschaft mit Finsternis haben (vgl. 2. Kor 6, 14–18). Da sie sich schwerwiegend an Ihm versündigt hatten, völlig von Seinem Weg abgewichen waren, musste Er sich von ihnen abwenden, konnte Er nicht mehr in ihrer Mitte wohnen. Der Tempel war schon längst zu einer leeren Hülle verkommen, die Aussprüche Gottes waren nutzlos, denn sie wurden nicht beachtet, die Absonderung von den übrigen Völkern hatten die Juden dadurch aufgegeben, dass sie in allem ihnen gleich taten und sich mit ihnen vermischten. In Juda gab es nur noch einen frommen Schein, einen religiösen Mantel, mehr nicht. Das Gericht Gottes richtete sich gegen diese leere Hülle, gegen Sünder. Wie Er die Völker Kanaans wegen deren grosser Sünde vertrieben hatte (vgl. 1. Mose 15, 16), so stand Er nun im Begriff, Juda wegen seiner grossen Sünde zu vertreiben. Allein, die Juden erkannten die Ernsthaftigkeit der Lage nicht. Sie wähnten sich in einem falschen Frieden und in falscher Sicherheit, weil sie verkannten, dass sich der Herr schon längst von ihnen abgewendet hatte. Sie vertrauten auf Religion und übersahen, dass der Herr, die einzige wahre Zuflucht, längst nicht mehr unter ihnen war.

Wir erleben heute genau dasselbe zum zweiten Mal. Die Christenheit bezeichnet sich als reich, meint, sie sei reich geworden und bedürfe nichts – aber sie ist arm und blind und nackt, elend und jämmerlich (Offb 3, 17). Der Herr ist nicht mehr in ihrer Mitte, sondern steht an der Tür und klopft an (Offb 3, 20). Wie traurig! Heute findet unter dem Namen der Christenheit praktisch alles Platz, nur für den Herrn Jesus ist kein Platz. Es sind nur Einzelne, die Ihm die Tür ihres Herzens öffnen, zu denen Er eingehen kann. Die grosse Masse hat sich von Ihm abgewendet und ist allem anderen nachgegangen. Wehe! 17 Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes 1. Petr 4, 17. Wähnen wir uns nicht in falscher Sicherheit! Das Gericht steht ganz gewiss bevor und es wird ganz gewiss über die Christenheit hereinbrechen, wie es über Juda hereingebrochen ist. Vertrauen wir nicht auf unseren Namen, auf unsere Stellung, auf unsere Kenntnis der Bibel, auf Erfolge welcher Art auch immer oder auf sonstige Dinge! Vertrauen wir allein auf den Herrn Jesus, suchen wir Ihn, Seine Nähe, Seinen Schutz! Nur Er wird uns Sicherheit und Frieden geben. O, dass doch viele wieder zu Ihm zurückkehren mögen!

Die Treue Baruchs

In diesen Umständen hat Baruch grosse Treue erwiesen: Er schrieb gewissenhaft alle Worte auf, die ihm Jeremia vorgab, und als Jeremia verhindert war, ging er allein in den Tempel und las dort alle Worte vor. Er scheute die Konsequenzen nicht, fürchtete sich nicht vor den Juden, erfand keine Ausrede, sondern ging hin und tat, was ihm aufgetragen worden war. Ich glaube, es ist nicht übertrieben, wenn ich schreibe, dass er seinen Auftrag im Angesicht des Todes erfüllte, denn wenn die Juden schon beinahe Jeremia selbst für diese Worte getötet hätten, wieviel mehr dann Baruch!

Bedenken wir auch, dass Baruch die Worte, die er vorgelesen hat, nicht direkt vom Herrn empfangen hatte. Nein, Jeremia hatte ihm die Worte diktiert, und vielleicht hatte Baruch nicht einmal den Sinn jedes einzelnen Wortes verstanden. Baruch gab wohl die Worte wieder, ohne allfälligen herausfordernden Fragen antworten und/oder weitere Erklärungen abgeben zu können. Auch wenn er tatsächlich nicht alles verstand, er gab es doch einfach wieder; dies hinderte ihn nicht daran, dem Auftrag Jeremias treu zu sein.

Wie oft verhalten wir uns doch völlig anders als Baruch! Wir meinen, das Wort Gottes nicht weitergeben zu können, wenn wir nicht alles daraus verstehen. Wir meinen vielleicht auch, es müsse erst etwas Grosses geschehen, eine Stimme direkt vom Himmel kommen oder ähnliches, bevor wir uns auf den Weg der Verkündigung des Evangeliums begeben können. Aber das ist alles ganz falsch. Was wir benötigen, ist einzig ein Auftrag und die Fähigkeit, (laut) lesen zu können. Wie diese beiden Dinge für den Auftrag Baruchs genügten, so genügen sie auch für uns: 17 Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort Röm 10, 17. Wir sollen verkündigen, was Gottes Wort ist – damit ist heute die Bibel gemeint –, damit Menschen zum Glauben finden können. So einfach ist unser Auftrag. Es braucht keine weitschweifige, ausgeklügelte theologische Reden, keine besondere Überzeugungskraft, kein Charisma, keine Ausbildung oder Einsetzung durch Menschen und ähnliches, sondern nur Gottes Wort, das weitergegeben werden soll. Die Überzeugungskraft, die Menschen zum Glauben führt, wohnt dem Wort Gottes selbst inne und ist nicht in uns zu finden. Deshalb genügt es, wenn wir – wie Baruch – lesen und vorlesen können. Mehr wird für den Auftrag wirklich nicht benötigt!

Die Folgen

Wir erkennen nun also die Parallelen zwischen dem Auftrag Baruchs und unserem Auftrag: Derjenige, der zu den Menschen sprechen will, der die Aussprüche Gottes kennt (Jeremia als Vorbild des Herrn Jesus), lässt uns Seine Worte schriftlich zurück. Wie Baruch haben auch wir die Worte nicht direkt aus dem Mund Gottes gehört, sondern haben sie nun schriftlich vor uns. Weil nun derjenige, der die Worte Gottes empfangen hat, verhindert nicht mehr auf Erden ist, sendet Er uns an Seiner Statt. Unsere Aufgabe ist es einzig, Seinem Auftrag treu zu sein und Seine Worte weiterzugeben.

Die Folge wird sein, dass das Wort Gottes bis vor Könige gelangt: 18 Aber auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis Mt 10, 18; gleicherweise ist auch das Wort Gottes durch Baruch bis zu den Fürsten und zum König gelangt:

11 Und Mikaja, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schaphans, hörte alle Worte des Herrn aus dem Buch, 12 und er ging zum Haus des Königs hinab in das Gemach des Schreibers. Und siehe, dort sassen alle Fürsten: Elischama, der Schreiber, und Delaja, der Sohn Schemajas, und Elnathan, der Sohn Akbors, und Gemarja, der Sohn Schaphans, und Zedekia, der Sohn Hananjas, und alle Fürsten. 13 Und Mikaja berichtete ihnen alle Worte, die er gehört hatte, als Baruch vor den Ohren des Volkes aus dem Buch las. Jer 36, 11–13

Die Fürsten waren bestürzt – so sehr, dass sie Baruch holen liessen, damit er ihnen nochmals aus dem Buch vorlese (Jer 36, 14–15). Baruch musste keine Rechenschaft ablegen und keine Auslegung präsentieren, sondern einfach nochmals das Wort Gottes wiedergeben. Mehr wurde von ihm nicht verlangt. Ob der Worte waren die Fürsten derart bestürzt, dass sie beschlossen, auch der König müsse die Worte hören: 16 Und es geschah, als sie alle Worte hörten, sahen sie einander erschrocken an und sprachen zu Baruch: Wir müssen dem König alle diese Worte berichten Jer 36, 16. Die Fürsten wiesen Baruch an, sich und Jeremia zu verstecken (Jer 36, 19), gingen zum König und liessen die Worte vorlesen (Jer 36, 20. 21). Doch der König wollte davon nichts wissen: 23 Und es geschah, sooft Jehudi drei oder vier Spalten vorgelesen hatte, zerschnitt sie der König mit dem Schreibermesser und warf sie in das Feuer, das im Kohlenbecken war, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens vernichtet war Jer 36, 23. Danach wollte der König Baruch und Jeremia ergreifen lassen, doch der Herr hatte sie verborgen Jer 36, 16. Danach liess der Herr Jeremia und Baruch die selben Worte nochmals aufschreiben, ergänzt um ein persönliches Gericht über Jojakim, den König von Juda (Jer 36, 27–32).

Ist es nicht schön zu sehen, dass der Herr für Seine Knechte sorgt? Von Baruch wird nicht mehr verlangt als er leisten kann, und egal, ob die Worte auf Glauben treffen oder nicht, sie verfehlen ihre Wirkung nicht (vgl. auch Jes 55, 11). Weiter werden die Knechte Gottes bewahrt, und der Herr wacht auch über Sein Wort (Jer 1, 12). Wir müssen uns nicht Gedanken über die Konsequenzen unserer Verkündigung machen, darüber, ob man die Worte im Glauben annimmt, oder darüber, was man uns antun will. Wir sind gehalten, das Wort weiterzugeben, der Herr sorgt für den Rest: 19 Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt Mt 10, 19.

Durch seinen Dienst wurde Baruch zwar Kummer zu seinem Schmerz hinzugefügt Jer 45, 3 – er wurde beispielsweise von den übrigen verleumdet (Jer 43, 3) –, so dass er sprach: Ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht Jer 45, 3. Doch am Ende sagte der Herr selbst zu ihm: Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht der Herr; aber ich gebe dir deine Seele zur Beute an allen Orten, wohin du ziehen wirst Jer 45, 5. Die Wertschätzung für den geleisteten Dienst blieb nicht aus, denn der Herr ist ein Belohner Hebr 11, 6. Wir werden für den Dienst, den wir tun, mehr als entschädigt. Und ist es nicht so, dass wir für Den, Der sich selbst für uns völlig hingegeben hat, bis zum Tod am Kreuz, nicht auch alles hingeben sollten? Mögen wir doch dem Beispiel Baruchs folgen und das Wort Gottes freimütig verkünden und weitergeben, auf dass viele zum Glauben an den Herrn Jesus Christus finden mögen! Amen.