Glauben an Gott
Glauben contra Wissen?
Das Denken in unserem Kulturkreis ist massgeblich vom griechischen und römischen Denken beeinflusst. Wie die Griechen suchen wir nach Weisheit
1. Kor 1, 22, nach sicherem, überprüfbaren Wissen; wir geben uns nicht mit offenen Möglichkeiten oder auch Wahrscheinlichkeiten zufrieden, sondern wollen absolute Gewissheit haben – in jedem nur erdenklichen Punkt. Natürlich gibt es Bereiche, in denen es nicht möglich ist, Wissen zu erlangen; in diesen Bereichen der Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten siedeln wir den Glauben an. Der Glaube steht damit in einem gewissen Gegensatz zum Wissen und ist als solcher immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. So gesehen ist der Glaube «die zweite Wahl», das heisst nur dort legitim, wo Wissen nicht möglich ist. So denken viele von uns auch über Gott: Man kann nicht wissen, ob Er existiert; also ist es naheliegend, an Ihn zu glauben, das heisst Seine Existenz für möglich oder wahrscheinlich zu halten. Ist nun das gemeint, wenn wir in Hebr 6, 1 davon lesen, dass der Glauben an Gott
eines der Grundelemente des christlichen Glaubens ist? Nein! Denn es heisst: 1 Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.
Hebr 11, 1
Wenn in der Bibel von «Glauben» die Rede ist, dann ist damit etwas völlig anderes gemeint als das, was wir gemeinhin als «Glauben» bezeichnen. «Glauben» im Sinne der Bibel ist eine feste Gewissheit, die Verwirklichung einer Hoffnung, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Das sind starke Worte: Eine Hoffnung verwirklicht sich für gewöhnlich erst, wenn die Dinge den Ausgang genommen haben, den man sich erhofft hatte, wenn aus mehreren Möglichkeiten eine bestimmte eingetreten ist, wenn wir sicheres und überprüfbares Wissen erlangt haben. Auch die «Überzeugung» kommt dem gleich, was wir für gewöhnlich mit «Wissen» bezeichnen. Im biblischen Sinne ist der Glaube also nicht der Gegensatz zum sicheren Wissen, sondern eine andere Art von ebenso fester Gewissheit. Während sich das Wissen auf die Dinge bezieht, die man sieht, bezieht sich der Glaube auf die Dinge, die man nicht sieht – die feste Gewissheit ist jedoch in beiden Fällen dieselbe. Mehr noch: Wie uns Wissen ermöglicht, gewisse Dinge zu verstehen, so ermöglicht uns auch der Glaube, gewisse Dinge zu verstehen (Hebr 11, 3); mit dem Glauben kommt also geistliche Einsicht.
Die Grundlage des Glaubens
Die Aussage, dass der Glaube eine feste Gewissheit, eine Überzeugung sei, mag unbedacht, naiv oder aber überheblich klingen. Sie wäre all dies, wenn sich der Glaube auf Dinge beziehen würde, die auf eigener Erkenntnis, auf unserem Verstand oder unseren Gefühlen beruhen – denn wir erkennen stückweise
1. Kor 13, 9. Doch so verhält es sich nicht. Gott, der Schöpfer von allen Dingen, hat sich uns offenbart, hat sich uns zu erkennen gegeben: 20 Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden
Röm 1, 20; Er hat auch vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet
Hebr 1, 1 und zuletzt hat Er zu uns geredet im Sohn
Hebr 1, 2. 16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben
2. Tim 3, 16 und: 21 Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist
2. Petr 1, 21. Deutlich spricht Gott auch jeden Menschen persönlich an (Hiob 33). All dies können wir zusammenfassen im Wort: «Gott hat gesprochen.» Da Gott der treue und wahrhaftige Zeuge
Offb 3, 14 ist, reicht diese einfache Tatsache für den Glaubenden völlig. Beachten wir, dass sich der Glaube immer auf Gott bezieht, denn die Zuverlässigkeit und Gewissheit der Dinge, die wir glauben, hängen von der Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit Dessen ab, der uns diese Dinge offenbart. In diesem Sinne bedeutet Glauben an Gott
Vertrauen zu Gott.
Für das Verständnis dessen, was Glauben an Gott
ist, ist das elfte Kapitel des Briefes an die Hebräer von grossem Wert. Dort wird nicht nur ausgeführt, welcher Art die Gewissheit des Glaubens ist, sondern es werden auch eindrückliche Beispiele von Menschen gegeben, die diesen Glauben hatten. Wir wissen, dass diese Menschen Glauben an Gott
hatten, weil sie diesem Glauben entsprechend handelten. So finden wir dort also auch, welche Kraft Glauben an Gott
hat. Wer auf Gott vertraut, der wird seinen Glauben immer wieder bestätigt finden, und er wird in der Lage sein, so zu wandeln, als ob er Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hätte – Seine Gegenwart wird zur Realität.
Kein Glauben
In Jak 2, 19 heisst es, dass auch die Dämonen glauben – und zittern. Die Dämonen wissen um die Existenz Gottes, denn einst waren sie in Seiner Gegenwart, haben Ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen. Wollte man den Glauben gegen das Wissen ausspielen (wie oben beschrieben), so wären die Dämonen solche, welche um die Existenz Gottes wissen, da sie Ihn gesehen haben. Weil sie dies wissen, weil sie wissen, wer Er ist und was Er kann, zittern sie. Denn obwohl sie Ihn und Seine Macht kennen, haben sie sich gegen Ihn aufgelehnt, haben eben nicht ihrem Wissen bzw. Glauben gemäss gehandelt. Obwohl sie also eine feste Überzeugung dessen haben, wer und was Gott ist, obwohl sie deshalb in gewissem Sinne glauben
, haben sie doch keinen Glauben an Gott
. Die Offenbarung Gottes hat sich bei ihnen nicht mit dem Glauben an Gott verbunden (vgl. Hebr 4, 2), hatte nicht die Wirkung auf sie, welche eben echter Glaube hat. Ihr Glaube ist so gesehen tot, denn er zieht keine entsprechenden Früchte nach sich (vgl. Jak 2, 17), ist nicht die Grundlage ihres Handelns. Echter Glaube hingegen bringt, wie wir an den Beispielen in Hebr 11 erkennen können, Früchte hervor, wie dies nach einer bestimmten Zeit jeder Same tut, der nicht erstorben ist (vgl. Gal 5, 22). Selbst wenn also ein Mensch mit Sicherheit weiss, dass Gott existiert, dieses Wissen aber nicht zur Grundlage seines Handelns wird, er eben nicht auf Gott vertraut, so ist sein Glaube tot. Das ist kein Glauben an Gott
, wie er in Hebr 6, 1 gemeint ist.
Busse von toten Werken
Die Busse von toten Werken
ist eine Antwort des Glaubens an Gott
. Wer an Gott glaubt, wer glaubt, dass nur Er Leben hervorbringen kann, dass nur Er uns erretten kann, der wird zu Ihm umkehren, wird nicht mehr seinem eigenen Weg folgen, auf seine eigene Kraft vertrauen, sondern sich voll und ganz an Ihn wenden. Man kann nicht Busse von toten Werken tun, wenn man nicht an Gott glaubt. Man glaubt aber auch nicht an Gott, wenn man nicht Busse von toten Werken tut. Diese beiden Dinge gehören zusammen und können nicht voneinander getrennt werden.
Wer glaubt und Busse tut, der wird gewiss errettet werden: 8 Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme
Eph 2, 8. 9. Die Errettung vor dem zweiten Tod, der ewigen Trennung von Gott, der Hoffnungslosigkeit und des Leids, ist Gottes Gabe, das Werk Seiner Gnade. Das Mittel, durch welches wir an dieser Errettung teilhaben, ist der Glaube. Aus Werken, aus etwas, das wir tun, können wir hingegen nicht errettet werden, denn niemand ausser Gott soll für die Errettung der Menschen geehrt werden. Es ist Sein Werk, Sein Geschenk an uns. Wir können nichts beitragen.
Der Mensch steht aber in der Verantwortung, dem Herrn, Seiner Gnade, eine angemessene Antwort zu geben. Wer sich nicht dafür entscheidet, die Gabe aus Seiner Hand anzunehmen, der wird zur gesetzten Zeit nach seinen Werken beurteilt und gerichtet werden. Er wird dabei im gerechten Gericht Gottes nicht bestehen können. Aufgrund der Tatsache, dass Gott eigentlich alles getan hat und tut, was zu unserer Errettung notwendig ist, ist unsere Verantwortung eine sehr grosse. Es ist jedem einzelnen Menschen ein Leichtes, das Gnadengeschenk der Errettung anzunehmen, da Gott alles getan hat, was dazu notwendig ist. Wenn ein Mensch aber nicht einmal das letzte, einzige, kleine Stück des Weges gehen will, was ihm ein Leichtes wäre, so gibt es für ihn keine Entschuldigung. Dann ist es schlicht und ergreifend so, dass er nicht gewollt hat (Joh 5, 40). Jeder Mensch, der endgültig verloren geht, geht verloren, weil er die entsprechende Entscheidung getroffen hat – und nicht, weil Gott nicht genügend getan hätte, um ihn zu erretten, oder weil Er ihn nicht erretten wollte. 20 Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen
Phil 4, 20.