Heimat
Jeder Mensch definiert sich bis zu einem gewissen Grad über seine Heimat und sehnt sich nach dieser Heimat, wenn er von ihr getrennt worden ist. Unsere Heimat kann das Land sein, in dem wir geboren und aufgewachsen sind, das Land unserer Eltern, eine Region, eine Stadt oder ein Dorf. Sie ist ein Ort, an dem wir uns besonders wohl, «zuhause» fühlen, und unsere Verbindung zu diesem Ort ist eine von Dauer. Man wechselt seine Heimat nicht wie seinen Wohnsitz oder eine Arbeitsstelle. Vielleicht kann sogar gesagt werden, dass keine Beziehung so von Dauer ist wie die zur eigenen Heimat. Unsere Heimat bleibt ein Leben lang dieselbe und sie beeinflusst unser Handeln bis zu einem gewissen Grad.
Eigentlich haben alle Menschen dieselbe Heimat. Es ist der Garten Eden, in den Gott, der Herr, die Menschen gestellt hat. Dieser Garten wurde für uns geschaffen – und wir für ihn. Es war unsere Bestimmung, in diesem Garten zu leben, von seinen Früchten zu essen und ihn zu bebauen und bewahren. Dieser Garten bot alles, was wir brauchten und wollten. Aber dann lehnten wir uns gegen Gott auf und wurden aus dem Garten vertrieben. Auch wenn jeder von uns eine «Ersatz-Heimat» gefunden hat, suchen wir zeitlebens nach unserer wahren Heimat. Zurück nach Eden können wir nicht, hier finden wir nichts Vergleichbares, aber Gott will uns eine neue Heimat, eine bessere Heimat, noch besser als Eden, geben. Es ist von ungeheurer Wichtigkeit zu wissen, dass uns Gott nicht irgendein Geschenk geben oder uns irgendwann einmal an einen etwas besseren Ort führen will, an dem wir wohnen können. Der Wechsel aus dem Reich dieser Welt in das Reich Gottes ist nicht mit einem Wechsel des Wohnortes oder des Arbeitsplatzes zu vergleichen, denn den Wohnort und den Arbeitsplatz können oder müssen wir von Zeit zu Zeit wieder wechseln. Nein, Gott will uns eine neue Heimat geben, etwas, das unsere Herkunft, unsere Bestimmung und unser Ziel definiert, etwas, das nie wieder gewechselt werden wird. Die neue Heimat hängt zusammen mit der neuen Abstammung, die jeder erhält, der zum Glauben kommt: Jeder Gläubige wird direkt in die Linie Jesu Christi eingefügt, wird also gewissermassen ein Mitglied der Himmlischen Familie. Dies geschieht von Gott aus. Es ist kein frommer Wunsch, den wir hegen, sondern eine Verheissung von Gott. Er selbst hat beispielsweise gesagt: 16 Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt
Joh 15, 16. Weiter heisst es:
13 Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, 14 wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus. 15 Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief. 16 Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat durch die Gnade, 17 tröste eure Herzen und befestige euch in jedem guten Werk und Wort. 2. Thess 2, 13–17
Gott hat uns erwählt, nicht wir Ihn. Er hat uns dazu berufen, die Herrlichkeit des Herrn Jesus zu erlangen, wir haben eine von Gott gegebene gute Hoffnung. Es ist, wie wenn Gott zu uns gesagt hätte: «Bis jetzt bist du ein Schweizer (Deutscher, Österreicher, … ) gewesen, aber von heute an bist du mein Sohn, ein Bürger des Himmelreiches» (vgl. Phil 3, 20). Liebe Leser, vielleicht wissen wir schon lange, dass es sich so verhält, aber ist uns die Tragweite dieser Tatsache wirklich bewusst? Wissen wir, was es heisst, seine Heimat bei Gott zu haben und ein Himmelsbürger zu sein?
Abraham hat gezeigt, dass er sich dieser Tatsache bewusst gewesen ist. Auf das Geheiss Gottes hat er alles verlassen, seine Heimat, alles, was er gekannt hatte, alle Menschen, die ihm nahe gewesen waren. Den Rest seines Lebens zog er in einem Land hin und her, von dem ihm Gott zwar gesagt hatte, dass Er es seinen Nachkommen geben werde, von dem ihm aber Zeit seines Lebens auch nicht ein Fussbreit
Apg 7, 5 gegeben wurde. Für das Grab seiner Frau musste er den Einwohnern des Landes ein Stück abkaufen! Wäre Abraham nicht tief in seinem Herzen bewusst gewesen, dass dies seine neue Heimat war, hätte er gewiss sein Leben anders verbracht. Er wäre nicht als Fremder in einem fremden Land hin und her gezogen, weit weg von seiner früheren Heimat. Dieses Verhalten wäre mehr als seltsam gewesen, wenn Abraham nicht an die von Gott verheissene Heimat geglaubt hätte. Unter Berücksichtigung des Glaubens an die neue Heimat muss das Handeln Abrahams aber als natürlich und völlig normal bezeichnet werden – der Mensch will ja in seiner Heimat sein. Ein Bruder hat vor einer Weile begonnen, das Gitarrenspiel zu erlernen. Verwundert hat letztens jemand anders festgestellt, dass er nur Lieder zum Lobe Gottes spielen kann. Mich verwundert das nicht. Es ist doch völlig normal, dass man als Erstes gewissermassen die Volkslieder der Heimat erlernt. Dieser Bruder ist nach wie vor ein Schweizer, aber in erster Linie ist er jetzt ein Himmelsbürger. Entsprechend interessiert er sich in erster Linie für Lieder, die im Himmelsreich gespielt und gesungen werden und dort anerkannt sind. Ich selber lerne viel lieber die Verfassung des Himmelsreiches auswendig als die Schweizer Bundesverfassung. Die Schweiz werde ich irgendwann verlassen müssen, die Sohnschaft und das Bürgertum in den Himmeln sind aber ewig. Mein Herz hängt immer noch an der Schweiz, aber es hängt noch mehr am Himmelsreich. Dort ist jetzt meine Heimat.
Dem Volk Israel war das Land Kanaan als Heimat verheissen. Sie hätten sich den Einzug in dieses Land bzw. den Fortbestand als Volk einmal fast verspielt, als sie sich ein Goldenes Kalb machten. Ein zweites Mal verspielten sie sich den Einzug ins Land beinahe, als sie kurz davor standen, tatsächlich einzuziehen. Der Herr stellte das Volk vor einen letzten kleinen Test. Bedenken wir: Das Volk war unter gewaltigen Wundern und Zeichen aus Ägypten geführt worden; die ägyptische Armee war vernichtet worden; das Volk war übernatürlich ernährt und durch eine Wolken- und Feuersäule geführt worden; Wunder an Wunder war geschehen; der Herr hatte gesagt, dass die Vernichtung der Völker des Landes fest beschlossene Sache sei. Nun mussten zwölf Kundschafter das Land erkunden. Zwei der zwölf Kundschafter trugen bei ihrer Rückkehr aus dem Land zusammen eine Traube, die einer allein nicht hätte tragen können. Aber was sagten sie? Dass es chancenlos wäre, ins Land zu kommen und die Völker zu schlagen. Das Volk wollte sich einen neuen Anführer wählen und nach Ägypten zurückkehren! Kaleb, der das Volk zur Vernunft bringen wollte, wollten sie steinigen! Ach, hätten sie geglaubt, dass sie an der Grenze ihrer neuen, ihnen von Gott selbst zugewiesenen Heimat standen, wären sie einfach eingezogen. Das war ihnen aber nicht bewusst. Vielleicht stand in ihren Augen bloss so etwas wie ein Wohnsitzwechsel bevor, der mit Schwierigkeiten verbunden war. Sie glaubten nicht an das, was Gott gesagt hatte. Übrigens zogen auch 38 Jahre später zweieinhalb Stämme nicht ins Land. Ihnen passte es gerade so auf der anderen Seite des Jordans, weshalb sie dort bleiben wollten. Das sagt doch alles. Sie sahen das gute Land nicht als neue Heimat, sondern bloss als neuen Wohnort an.
Liebe Leser, machen sie sich tief in Ihrem innersten Herzen bewusst, dass Gott Sie in eine neue Heimat führen will! Dann werden sie bei Schwierigkeiten nicht zurück ziehen oder gar einen anderen Weg als den von Gott vorgesehenen gehen. Ihr Herz wird sich nach ihrer neuen Heimat sehnen und das wird Ihnen die Kraft und den Mut geben, immer weiter auf dem Weg Gottes voranzugehen. Sie müssen keine (übermenschlichen) Glaubenshelden sein. Es genügt, wenn Sie wissen, wo Ihre Heimat ist, und dass es Gott selbst gewesen ist, der sie Ihnen zugewiesen hat. Das reicht bereits, um ihren Wandel zum Guten zu beeinflussen.