Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Mitläufer?

Den Anforderungen Gottes an einen Christen kann man wie allen anderen Anforderungen auch auf zwei Arten begegnen: Entweder tut man, was Er will, oder man weigert sich. Von denen, die tun, was Er will, gibt es ebenfalls zwei Typen: Der eine will tun, was Gott will, der andere tut es, weil er von anderen Christen dazu angetrieben wird. Bei dem, der Gottes Willen wirklich tun will, ist alles klar. Glückselig ist ein solcher Mensch! Auch bei dem, der Gottes Willen nicht tun will, ist alles klar. Er geht zwar den schlechten Weg, aber wenigstens tut er dies so, dass es für alle offenbar und eindeutig ist. Schwierig ist es, jemanden zu beurteilen, der ein Mitläufer ist, der sich dazu antreiben lässt, den Weg Gottes zu gehen. Von einem solchen weiss man nicht, wie er sich verhalten wird, wenn die «Antreiber» nicht mehr da sind, um ihn weiter anzutreiben. Es stellt sich die Frage, ob die Zeit des Antreibens eine Zeit der Ausbildung und damit notwendig gewesen ist, um ihn darauf vorzubereiten, auf eigenen Beinen zu stehen und stark zu sein im Glauben, oder ob er bloss eine Zeit lang mitgeschleppt worden ist und nun vom Weg abkommen wird.

Einer der Könige Judas war ein typischer Mitläufer: 3 Und Joas tat, was recht war in den Augen des Herrn, solange der Priester Jojada ihn unterwies 2. Kön 12, 3. Joas tat viele gute Dinge. Er liess beispielsweise Geld für die Instandstellung und den Unterhalt des Tempels sammeln und trug so aktiv dazu bei, den Gottesdienst nach dem Willen Gottes weiterhin zu ermöglichen. Als Joas an die Macht kam, war er noch sehr jung, nämlich bloss sieben Jahre alt. Er benötigte jemand, der ihn im rechten Weg unterwies, und er hatte Glück, dass sich der Priester Jojada seiner annahm und ihn auf dem rechten Weg führte. Als Joas ein junger Mann war, wusste niemand, ob er ein Mitläufer sei oder nicht. Er hatte die Unterweisung durch Jojada benötigt, weshalb diese Zeit gleichermassen entweder eine Ausbildung oder aber ein Mitschleppen gewesen sein konnte. Weil Joas auf eigene Initiative Gutes tat und nicht «bloss» im Gehorsam gegenüber Gott wandelte, lag die Vermutung nahe, dass er in der Lage sei, auf eigenen Beinen im Glaubensleben stehen zu können. Wahrscheinlich dachte er selbst von sich, er sei in der Lage, den rechten Weg auch allein gehen zu können. Ich bin mir sogar relativ sicher, dass er das Geld für den Tempel freudig und aufrichtigen Herzens sammeln liess. Auch Lot, der immer wieder als Prototyp eines Mitläufers bezeichnet wird, tat gewisse Dinge aus eigenem Antrieb. Denken wir nur daran, dass es sein eigener Entschluss war, mit Abraham mitzuziehen: 4 Und Abram ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm 1. Mose 12, 4. Der Herr hatte nur Abraham gerufen. Lot beschloss von sich aus, mitzugehen.

Ohne einen Test wüsste niemand, ob Joas und Lot Mitläufer gewesen waren. Bei beiden kam aber ein Test. Lot musste sich eines Tages von Abraham trennen, weil ihrer beide Herden zu gross geworden waren. Da zeigte sich, dass Lot an der (ungläubigen) Welt hing. Er entschied sich nämlich, erst einmal in die Nähe Sodoms zu ziehen. Bald lebte er in Sodom selbst und noch etwas später war er ein Richter oder etwas ähnliches in Sodom (er sass im Tor, bekleidete also ein offizielles Amt). Sogar dann, als er Sodom verlassen musste, um nicht von Schwefel und Feuer verzehrt zu werden, hing er noch an der Welt. Er wollte nicht dorthin flüchten, wo der Herr ihn haben wollte, sondern in eine kleine Stadt: 20 Sieh doch, diese Stadt ist nahe, um dahin zu fliehen, und sie ist klein; lass mich doch dahin mich retten (ist sie nicht klein?), damit meine Seele am Leben bleibe 1. Mose 19, 20. O, diese Frage! Niemals sollten wir uns dazu hinreissen lassen, den Herrn zu fragen: Ist sie nicht klein? oder: «Darf ich nicht noch ganz wenig dies und das tun?» Zwischen «einem kleinen bisschen Welt» und «weltlich sein» gibt es keinen Unterschied. Immer heisst es zuerst, dass wir nur etwas ganz Kleines oder nur einmal in die Nähe von Sodom ziehen wollen, und immer folgen dann weitere Schritte ins Verderben. Beim Herrn gibt es keinen Unterschied zwischen der kleinen Stadt und Sodom. So wurde also in Bezug auf Lot offenbar, dass er ein Mitläufer gewesen war. Er war nicht in der Lage, den Weg des Herrn eigenständig zu gehen. Die Zeit mit Abraham hatte nicht seiner Ausbildung gedient; er war bloss mitgeschleppt worden – auch wenn er zuerst selbst beschlossen hatte, mit Abraham mitzuziehen. Bei Joas kam es noch schlimmer:

17 Und nach dem Tod Jojadas kamen die Obersten von Juda und beugten sich vor dem König nieder; und der König hörte auf sie. 18 Und sie verliessen das Haus des Herrn, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Ascherim und den Götzenbildern. Da kam ein Zorn über Juda und Jerusalem wegen dieser ihrer Verschuldung. 19 Und er sandte Propheten unter sie, um sie zu dem Herrn zurückzuführen, und diese zeugten gegen sie; aber sie nahmen es nicht zu Ohren. 20 Und der Geist Gottes kam über Sekarja, den Sohn Jojadas, des Priesters; und er stand auf über das Volk und sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des Herrn? Es wird euch ja nicht gelingen! Weil ihr den Herrn verlassen habt, so hat er euch verlassen. 21 Und sie machten eine Verschwörung gegen ihn und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Hof des Hauses des Herrn. 22 Und der König Joas gedachte nicht der Güte, die sein Vater Jojada an ihm erwiesen hatte, und ermordete dessen Sohn. Und als er starb, sprach er: Der Herr möge es sehen und fordern! 2. Chr 24, 17–22

Nach dem Tod des Priesters Jojada, der Joas geführt hatte, kamen die Obersten von Juda zum König Joas. Sie schleimten sich ein, bückten sich vor ihm und überredeten ihn, zu tun, was sie wollten. So kam es, dass Joas eine Kehrtwende von 180 Grad machte und einen so bösen Weg beschritt, dass der Herr ihn mehrmals durch Propheten warnen lassen musste. Zuletzt sandte der Herr den Sohn Jojadas. Spätestens da hätte Joas zur Besinnung kommen müssen. Was hätte gewichtiger sein können als ein Wort des Herrn aus dem Mund des Sohnes dessen, der ihn erzogen und angeleitet hatte? Bei Joas war aber so wenig «hängen» geblieben, dass nicht einmal das noch etwas nützte. Skrupellos schreckte er nicht davor zurück, den unangenehmen Propheten einfach ermorden zu lassen, obwohl jener der Sohn seines ehemaligen Wohltäters war. Schrecklich!

Stellen Sie sich aber vor, liebe Leser, Joas wäre kurz nach Jojada gestorben. Er wäre dann als guter König in die Geschichte eingegangen, obwohl er nur ein Mitläufer gewesen war. Gott hätte zwar gewusst, wie es in seinem Herzen aussah, aber Er hätte ihm gewissermassen keine Verfehlungen vorhalten können, um Sein Urteil stützen zu können. Der Test – der Tod Jojadas und die Einflüsterungen der Obersten – war deshalb unbedingt notwendig, um öffentlich zu machen, was im Herzen Joas war. Seine Geschichte zeigt nun, wie gefährlich Mitläufer sein können. Sie können den Weg des Herrn mitgehen, aktiv gute Projekte anreissen und durchführen – und anderen Christen im nächsten Moment einen Dolch zwischen die Rippen bohren.

In diesem Artikel geht es aber nicht darum, vorsichtig zu sein, um nicht irgendwann von einem Mitläufer überrumpelt zu werden. Es geziemt einem Christen nicht und wäre Ressourcenverschwendung, die Nächsten misstrauisch zu beäugen. Wer ein Mitläufer ist, wird der Herr zur gegebenen Zeit auf die Ihm richtig erscheinende Weise offenbar machen. Damit ist auch gesagt, worum es in diesem Artikel geht: Denken Sie bitte bloss nicht, Mitläufer kämen ungeschoren davon! Es wird für jeden Mitläufer einen Test geben, den er nicht bestehen wird; der Herr wird alles zur gegebenen Zeit offenbar machen und ans Licht bringen. Wehe den Heuchlern und Mitläufern!

Genauso wenig liegt es aber drin, lax zu sein. Selbst wenn man mit starken, guten Vorbildern in seiner nächsten Umgebung gesegnet ist und mit starker Kraft mit voran gezogen wird, genügt es nicht, sich bloss mitziehen zu lassen. Jeder Christ muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und selbst stark im Glauben zu sein. Wir bleiben immer hinter dem Möglichen zurück, wenn wir uns bloss mitziehen lassen. Erstens kann uns niemand so schnell mitziehen, wie wir selbst – mit Unterstützung – vorangehen könnten. Zweitens wird die Zugkraft sofort nachlassen, wenn diejenigen, die uns mitgezogen haben, nicht mehr da sind. Drittens können wir nicht sicher auf eigenen Beinen stehen, wenn wir nicht zuvor in behüteter Umgebung gelernt haben, erste Schritte zu gehen. Es funktioniert nicht, sich auf die faule Haut zu legen! Fünf Verse sollen beispielhaft belegen, welche Haltung ein Christ einzunehmen hat, sei er noch behütet, sei er bereits selbständig: 24 Wisst ihr nicht, dass die, die in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Lauft nun so, dass ihr ihn erlangt 1. Kor 9, 24; 14 jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus Phil 3, 14; 18 Niemand bringe euch um den Kampfpreis Kol 2, 18; Lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf Hebr 12, 1; 4 Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat 2. Tim 2, 4. Wir müssen in der Ausbildung und nach der Ausbildung so laufen, als wollten wir die Besten sein – so, als wäre alles ein grosser Wettlauf, den nur einer gewinnen kann. Es geht nicht um einen Lottogewinn, den wir vielleicht einmal kassieren werden, sondern um einen Kampfpreis, also um einen Preis, den man sich erkämpfen muss. Nehmen wir uns deshalb das Wort des Herrn an die Gemeinde in Laodicäa zu Herzen: 16 So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund Offb 3, 16. Amen.