Perez-Ussa
Die bewegte Geschichte der Bundeslade in Kanaan
Die Geschichte Israels in Kanaan ist wohl bekannt: Das Volk, das in den Genuss sämtlicher Segnungen von Seiten des Herrn gekommen war, wich sehr rasch von den Wegen des Herrn ab, wie bereits vorhergesagt worden war: Und es wird essen und satt und fett werden; und es wird sich anderen Göttern zuwenden; und sie werden ihnen dienen; und es wird mich verachten und meinen Bund brechen
5. Mose 31, 20. Dadurch kam Israel bald in Bedrängnis durch die Philister; nachdem die Philister die Israeliten in einer Schlacht geschlagen hatten, holte man die Söhne des Priesters Eli mitsamt der Lade ins Heereslager, im Glauben, den Philistern dadurch eine Niederlage bereiten zu können (1. Sam 4, 1–5). Welch Verblendung! Die Lade war der Ort, an dem der Herr unter Seinem Volk gegenwärtig sein wollte, doch die Israeliten hatten sich von Ihm entfernt; statt Seine Gegenwart nun zu suchen und zu Ihm zurückzukehren, verwendeten sie die Lade so, als könnten sie so die Gegenwart Gottes herbeiführen, als könnten sie dadurch bewirken, dass Er, der Heilige Israels, sich mit ihnen in ihrem unreinen Zustand vereinen würde. Bedenken wir es wohl, wenn wir vom Weg abgewichen sind und uns von Gott entfernt haben, dann können wir Ihn nicht dahin holen, wo wir sind; wir müssen vielmehr zu Ihm zurückkehren. Einfacher, aber wenig verstandener und noch weniger praktizierter Gedanke. Wie falsch das Handeln Israels war, zeigte sich auch darin, dass die ungläubigen Philister genau dieselben Überlegungen anstellten (1. Sam 4, 7). Mit den Göttern der Philister mochte man vielleicht so verfahren; mit dem Allmächtigen, Heiligen, Erhabenen ganz sicher nicht!
Was war die Folge? Die Priestersöhne starben, das Volk wurde geschlagen, die Lade von den Philistern gestohlen (1. Sam 4, 10. 11). Nun war von aussen erkennbar, welches der Zustand Israels war: Von Gott verlassen. Doch wenn der Heilige Israels nicht mitten in Israel sein konnte, wie hätte Er in einem Götzentempel der Philister bleiben können? Nach sehr schwerer Zucht (1. Sam 5) liessen die Philister die Lade Gottes daher wieder zurückkehren. Dabei gingen sie wie folgt vor:
10 Und die Männer taten so und nahmen zwei säugende Kühe und spannten sie an den Wagen, und ihre Kälber sperrten sie zu Hause ein. 11 Und sie stellten die Lade des Herrn auf den Wagen, und das Kästchen mit den goldenen Mäusen und den Abbildern ihrer Beulen. 12 Und die Kühe gingen geradeaus auf dem Weg nach Beth-Semes; auf einer Strasse gingen sie, im Gehen brüllend, und wichen weder nach rechts noch nach links; und die Fürsten der Philister gingen hinter ihnen her, bis an die Grenze von Beth-Semes. 13 Und die Bewohner von Beth-Semes ernteten die Weizenernte in der Talebene; und als sie ihre Augen erhoben und die Lade sahen, da freuten sie sich, sie zu sehen. 14 Und der Wagen kam auf das Feld Josuas, des Beth-Semiters, und stand dort still; und es war dort ein grosser Stein. Und sie spalteten das Holz des Wagens und opferten die Kühe als Brandopfer dem Herrn. 1. Sam 6, 10–14
Auch in dieser Sache handelten die Philister also nach eigenem Gutdünken – etwas anderes kannten sie ja auch nicht. Immerhin ist eine gewisse Ehrfurcht vor dem Herrn auszumachen.
Im Gegensatz zu den Ungläubigen kannten die Israeliten nicht eine Spur von Ehrfurcht: Die Bewohner von Beth-Semes wussten nichts besseres zu tun, als einen Blick in die Lade zu werfen. Die Folge war, dass 70 Männer starben und die Bewohner von Beth-Semes – anstatt sich zu demütigen – die Lade so schnell wie möglich loswerden wollten (1. Sam 6, 19–21). Daraufhin wurde die Lade in das Haus Abinadabs in Kirjat-Jearim gebracht, wo sie zwanzig Jahre blieb (1. Sam 7, 1. 2).
Nach dieser langen Zeit war es David, dessen Königtum zwischenzeitlich befestigt worden war, der es unternahm, die Lade Gottes aus den Haus Abinadabs zu holen und nach Jerusalem zu bringen (2. Sam 6, 1–4). Die Lade wurde, wie dies bereits die Philister getan hatten, auf einen neuen Wagen geladen, der von Rindern gezogen wurde. An der Tenne Nakons rissen sich aber die Rinder los, so dass die Lade vom Wagen zu stürzen drohte. Ussa, einer der Knechte, die den Wagen führten, streckte seine Hand aus, um die Lade zu halten, woraufhin der Zorn des Herrn gegen ihn entbrannte und Er ihn auf der Stelle tötete (2. Sam 6, 6. 7). Daraufhin wurde die Lade zunächst im Hause Obed-Edoms gelassen (2. Sam 6, 11). Als man erkannte, dass Obed-Edom gesegnet wurde, beschloss David noch einmal, die Lade zu sich zu holen, was dann auch ohne weitere Probleme gelang (2. Sam 6, 12–19).
Dem Hause Gottes geziemt Heiligkeit
Wer die Geschichte Ussas liest, wird wohl unwillkürlich (wenn vielleicht auch nicht so heftig) wie David reagieren: 8 Und David entbrannte darüber, dass der Herr einen Bruch an Ussa gemacht hatte; und er nannte jenen Ort Perez-Ussa, bis auf diesen Tag
2. Sam 6, 8. David konnte nicht fassen, was geschehen war. Weshalb hatte der Herr Ussa augenblicklich getötet, wo dieser doch einzig die Lade vor dem Herunterfallen bewahren wollte? Was hatte Ussa getan, dass er den sofortigen Tod verdiente?
Sowohl Ussa als auch David hatten eine wichtige Lektion nicht beachtet: Deinem Haus geziemt Heiligkeit, Herr, auf immerdar
Ps 93, 5. Die Philister kannten den Herrn nicht, sie wussten nichts über Ihn, hatten entsprechend auch kein Verständnis von Seiner Heiligkeit. Sie wussten schlicht nichts besseres, als die Lade auf einen Wagen zu hieven und so nach Israel zu senden. Wohlgemerkt: Dafür mussten sie die Lade wohl mit ihren Händen anfassen. Ja, was weiss denn ein Philister schon von der erhabenen Heiligkeit des Herrn der Heerscharen? Woher soll er wissen, wie viel der Herr in Seiner Heiligkeit über uns arme Würmer erhaben ist? Das sind Tatsachen, die dem Glauben vorbehalten sind, und damit dem Volk Gottes. Deshalb war es nicht verkehrt, dass die Philister die Lade auf einen Wagen hievten und diesen losziehen liessen.
Aber die Israeliten, die den Herrn und sich selbst aus Seiner Sicht hätten kennen müssen, die Israeliten, über denen der heilige Name des Herrn ausgerufen war, die Israeliten, denen Er Seine Anordnungen gegeben hatte, die hätten nie und nimmer so handeln dürfen. War Israel nicht ganz genau gesagt worden, wie die Lade Gottes zu transportieren wäre?
13 Und mache Stangen aus Akazienholz und überzieh sie mit Gold. 14 Und bring die Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, um die Lade damit zu tragen. 15 Die Stangen sollen in den Ringen der Lade sein, sie sollen nicht daraus entfernt werden. 2. Mose 25, 13–15
Eine leicht verständliche Anordnung: Die Lade sollte mittels Stangen getragen werden, und zwar auf den Schultern (vgl. 4. Mose 7, 9), nie ohne Stangen, denn diese sollten nicht daraus entfernt werden
. Im Übrigen war es die Pflicht der Leviten, die Bundeslade zu tragen (vgl. 4. Mose 3). Diese klaren Anordnungen wurden von David, Ussa und den Übrigen völlig ausser Acht gelassen: Statt die Leviten die Lade auf den Schultern tragen zu lassen, hievten Nicht-Leviten die Lade auf einen Wagen und liessen diesen von Rindern ziehen.
Wie gesagt, wenn Ungläubige sich nicht an die Anordnungen Gottes halten, mag das eine Sache sein, denn sie sind nicht im Hause Gottes und damit nicht unter der Hausordnung (wiewohl sie sich für alles, was nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen ist, zu verantworten haben). Wenn aber einer bekennt, zum Volk Gottes zu gehören, dann bedeutet das, dass er sich ins Haus Gottes begibt, wo die Hausordnung Gottes gilt und Verstösse dagegen geahndet werden. Bedenken wir nur, dass anhand des Zustands des Hauses immer Rückschlüsse auf den Hausherrn gezogen werden. Ist das Haus in Ordnung, wirft das ein gutes Licht auf den Hausherrn, ist alles in Unordnung, wird man hingegen schlecht über den Hausherrn denken. Der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert, wie geschrieben steht
Röm 2, 24. Ein ernster Gedanke: Durch ihr Handeln haben alle, die sich zum Haus Gottes zählen, in der Hand, ob der Name Gottes gelästert wird oder nicht.
Aus diesem Grund übte der Herr zunächst strenge Zucht über Israel aus: In der Wüste reichte teilweise bereits ein Murren gegen Ihn, um den Tod Vieler herbeizuführen (z. B. 4. Mose 21, 5. 6). Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Geschichte Ussas zu verstehen: Ein einziger Verstoss gegen eine klare Anordnung des Herrn führt sofortiges Gericht nach sich – hartes Gericht. Man wird das vielleicht als schlimme Sache betrachten, als zu schweres Joch, als Sklaverei. Doch das ist es nicht, wie wir noch sehen werden. Und es gibt weitaus Schlimmeres:
Nach langer Zeit der Sturheit und Widerspenstigkeit Israels liess der Herr von diesem Volk ab. Er züchtigte sie nicht mehr länger, war aber auch nicht mehr in ihrer Mitte zu finden. Das war die logische Konsequenz ihres Handelns: Wenn das Haus trotz harter Hand seitens des Hausherrn unordentlich bleibt und fortwährend ein schlechtes Licht auf den Hausherrn wirft, dann kann sich der Hausherr nur noch von diesem Haus trennen. Das Haus bleibt zwar in seinem traurigen Zustand, aber dieser wirft nicht mehr länger ein schlechtes Licht auf den (ehemaligen) Hausherrn. Die Israeliten haben wohl aufgeatmet, als die Hand des Herrn nicht mehr so schwer auf ihnen lag, aber zu Unrecht: Ihr Zustand wurde nach und nach erbärmlicher, sie verstrickten sich in Sünde und verfielen in Finsternis, und der Herr war weit, weit entfernt (vgl. z. B. Jes 59, 1. 2).
Ach, die Kirche Gottes hat keinerlei Grund, sich gegenüber Israel zu rühmen! Die unselige Geschichte wiederholt sich doch bis ins kleinste Detail: Die Unordnung im Haus Gottes ist sprichwörtlich und wird von den Nationen (zu Recht) als Anlass genommen, abschätzig über die so genannte Christenheit zu sprechen, ebenso wie der offenbare Unwille, sich an die Anordnungen Gottes zu halten, und die ebenfalls offenbare Diskrepanz zwischen dem Wesen Gottes und dem Wesen der meisten, die sich Christen nennen. Wir können uns weiterhin dem Wahn hingeben, wir seien unter Gnade und hätten nichts zu befürchten – in Israel hiess es: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies!
Jer 7, 4 – oder unsere Augen öffnen und erkennen, wie weit wir vom Weg abgewichen sind und was die Konsequenz dieses Abweichens sein wird: 16 So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund
Offb 3, 16. Haben wir nicht allen Grund zur Besorgnis, wenn wir sehen, dass im Gegensatz zum Anfang (vgl. z. B. Apg 5, 1–11) das freche Handeln der Christen keinerlei Konsequenzen zu zeitigen scheint? Müssen wir nicht davon ausgehen, dass sich der Herr schon lange aus der Mitte der Christen entfernt hat und es nicht mehr lange dauern wird, bis das gerechte Gericht Gottes über die Christenheit hereinbricht? Jeder Leser möge sich selbst fragen, ob er sich zu Recht in Sicherheit wägt. Stellt er sich die Frage in ehrlicher Weise, wird es der Geist Gottes ihm aufzeigen.
Alles dient zum Besten
Viele, die den Herrn nicht kennen, werfen Ihm vor, in gewisser Weise hartherzig und selbstbezogen zu sein, etwa, weil Er nicht zulässt, dass Sein Name gelästert wird. Man darf unterstellen, dass dabei eigene Charakterzüge unbewusst auf den Herrn übertragen werden, wie dies auch im zwischenmenschlichen Bereich häufig geschieht – wer beispielsweise regelmässig die Unkenntnis seiner Nächsten zum eigenen Vorteil ausnutzt, befürchtet oft, selbst «über den Tisch gezogen werden». Jedenfalls ist diese Sichtweise falsch, und zwar nur schon aus dem Grund, dass der Herr so weit über uns alle erhaben ist, dass wir durch Ungehorsam Seine Heiligkeit in keinster Weise anzutasten und durch Gehorsam Ihm keinen Nutzen zu bringen vermögen:
2 Kann ein Mann Gott Nutzen bringen? Vielmehr nützt der Einsichtige sich selbst. 3 Ist es dem Allmächtigen von Vorteil, wenn du gerecht bist, oder ist es ihm ein Gewinn, wenn du deine Wege vollkommen machst? Hiob 22, 2. 3
Es wäre also falsch zu sagen, Ussa sei nur deshalb gestorben, weil der Herr Seine Ehre bewahren wollte. Das wäre zu hoch von Ussa beziehungsweise von den Menschen im Allgemeinen gedacht; der Herr hat nicht nötig, dass wir Seiner Ehre etwas hinzufügen oder dass wir für Ihn streiten, genauso wie Er nicht darauf angewiesen ist, dass wir Seine Ehre bewahren. Er bewahrt sie sich selbst. Bedenken wir, dass geschrieben steht: 6 Wie viel weniger der Mensch, der Wurm, und das Menschenkind, die Made!
Hiob 25, 6.
Um wieder auf die Geschichte Ussas zurückzukommen, sollen hier die beiden Unternehmen, die Lade nach Jerusalem zu überführen, verglichen werden:
7 Und sie fuhren die Lade Gottes auf einem neuen Wagen aus dem Haus Abinadabs weg; und Ussa und Achjo führten den Wagen. 8 Und David und ganz Israel spielten vor Gott mit aller Kraft: mit Gesängen und mit Lauten und mit Harfen und mit Tamburinen und mit Zimbeln und mit Trompeten. 1. Chron 13, 7. 8
1 Und er baute sich Häuser in der Stadt Davids, und er bereitete einen Ort für die Lade Gottes und schlug ein Zelt für sie auf. 2 Damals sprach David: Die Lade Gottes soll niemand tragen als nur die Leviten; denn sie hat der Herr erwählt, um die Lade Gottes zu tragen und seinen Dienst zu verrichten in Ewigkeit. 3 Und David versammelte ganz Israel nach Jerusalem, um die Lade des Herrn an ihren Ort hinaufzubringen, den er für sie bereitet hatte. 4 Und David versammelte die Söhne Aarons und die Leviten. 11 Und David rief Zadok und Abjathar, die Priester, und die Leviten Uriel, Asaja und Joel, Schemaja und Eliel und Amminadab, 12 und er sprach zu ihnen: Ihr seid die Häupter der Väter der Leviten; heiligt euch, ihr und eure Brüder, und bringt die Lade des Herrn, des Gottes Israels, hinauf an den Ort, den ich für sie bereitet habe. 13 Denn weil ihr es das vorige Mal nicht tatet, so machte der Herr, unser Gott, einen Bruch unter uns, weil wir ihn nicht suchten nach der Vorschrift. 14 Da heiligten sich die Priester und die Leviten, um die Lade des Herrn, des Gottes Israels, hinaufzubringen. 15 Und die Söhne der Leviten trugen die Lade Gottes auf ihren Schultern, indem sie die Stangen auf sich legten, so wie Mose geboten hatte nach dem Wort des Herrn. 16 Und David befahl den Obersten der Leviten, ihre Brüder, die Sänger, mit Musikinstrumenten, Harfen und Lauten und Zimbeln zu bestellen, damit sie laut spielten, indem sie die Stimme erhöben mit Freude. 22 Und Kenanja war der Anführer der Leviten im Gesang; er unterwies im Gesang, denn er verstand sich darauf. 23 Und Berekja und Elkana waren Torhüter bei der Lade. 24 Und Schebanja und Josaphat und Nethaneel und Amasai und Sekarja und Benaja und Elieser, die Priester, schmetterten mit den Trompeten vor der Lade Gottes her. Und Obed-Edom und Jechija waren Torhüter bei der Lade. 25 Und so zogen David und die Ältesten von Israel und die Obersten über Tausend hin, um die Lade des Bundes des Herrn aus dem Haus Obed-Edoms heraufzuholen mit Freuden. 26 Und es geschah, da Gott den Leviten half, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, so opferten sie sieben Stiere und sieben Widder. 27 Und David war mit einem Oberkleid aus Byssus bekleidet, ebenso alle Leviten, die die Lade trugen, und die Sänger und Kenanja, der Anführer des Gesangs der Sänger; und David trug ein leinenes Ephod. 28 Und ganz Israel brachte die Lade des Bundes des Herrn hinauf mit Jauchzen und mit Posaunenschall und mit Trompeten und mit Zimbeln, laut spielend mit Harfen und Lauten. 1. Chron 15, 1–28
Das erste Unternehmen hatte bereits seine schönen Züge: Ganz Israel hatte sich für dieses Vorhaben versammelt, und es wurde mit aller Kraft vor Gott gespielt. Abgesehen davon aber war darin nichts Herrliches zu erblicken: Die Lade – entgegen der klaren Anordnung Gottes – auf einem Wagen, gezogen von Rindern, sonst nichts. Beim zweiten Unternehmen aber bot sich ein ganz anderes Bild: Zuerst wurde ein Ort für die Lade bereitet (hatte man dies vor dem ersten Versuch nicht bedacht? Wäre die Läde einfach irgendwo abgestellt worden?). Dann wurde die Anordnung Gottes in Erinnerung gerufen. Dann wurden die dafür ausersehenen Leviten berufen und geordnet. Wiederum zog ganz Israel mit hinauf, aber dieses Mal in der richtigen Ordnung. Die Leviten hatten sich geheiligt. Der Ernst der Sache war allen bewusst, denn David rief Perez-Ussa in Erinnerung (mit der korrekten Interpretation der Ursache davon). Dann wurde gemäss Anordnung verfahren und – dies ergibt sich aus dem Parallelbericht aus 2. Sam 6 – dem Herrn wurden Opfer dargebracht: 13 Und es geschah, wenn die Träger der Lade des Herrn sechs Schritte gegangen waren, so opferte er ein Rind und ein Mastvieh
2. Sam 6, 13. Wiederum wurde gesungen und gespielt, dieses Mal aber in fachkundiger und geordneter Weise und mit Freude. Auch die festlichen Kleider werden schliesslich besonders erwähnt. Um noch auf einen anderen Punkt aufmerksam zu machen: Während dem ersten Unternehmen nur ein, zwei Verse gewidmet werden, wird dem zweiten Versuch (in den Chroniken) ein ganzes Kapitel gewidmet.
Erkennen wir die erheblichen Unterschiede? Der Herr hätte es zulassen können, dass die Lade auf einem Wagen nach Jerusalem gebracht wurde. Aber das wäre dem ganzen Unternehmen nicht angemessen gewesen. Der Ruhm und die Ehre wären zu kurz gekommen, und hierbei – dies ist nun der wesentliche Gedanke – ist nicht in erster Linie der Ruhm des Herrn gemeint, sondern der Ruhm Israels und Davids. Wie ergreifend ist es doch zu lesen, wie die Lade mit Freude und in der richtigen Ordnung von Israel, vereint wie ein Mann, nach Jerusalem gebracht wurde! Wie schön ist es doch zu sehen, dass in dieser Sache besonderer Wert auf die Ordnungen Gottes gelegt wurde! Natürlich wurde dadurch der Herr mehr geehrt, als es der Fall gewesen wäre, wenn der Versuch mit dem Wagen funktioniert hätte. Aber auch Israel «steht besser da», nämlich als ein dem Herrn ergebenes und gehorchendes Volk. Von der Herrlichkeit des Herrn strahlte etwas auf die Israeliten ab, sie durften etwas von dieser Herrlichkeit widerspiegeln und dadurch Anteil daran haben. Das wäre in weitaus bescheidenerem Masse der Fall gewesen wäre, wenn der Versuch mit dem Wagen funktioniert hätte.
Ich hoffe, ich darf damit etwas von der grossen Güte Gottes aufzeigen. Dem Herrn genügt es nicht, wenn wir unseren Wandel «gerade so» erfolgreich zu Ende bringen. Es genügt Ihm nicht deshalb nicht, weil Ihm dann zu wenig Ehre zuteil werden würde – dafür ist Er viel zu hoch erhaben. Nein, es genügt Ihm deshalb nicht, weil Er uns an Seiner Herrlichkeit teilhaben lassen möchte, und das, so sehr wie nur irgend möglich. Er möchte das Beste aus uns «herausholen», möchte uns an den Punkt bringen, an dem wir, so gut es nur geht, Seine Herrlichkeit widerspiegeln. Rufen wir uns in Erinnerung: Genügt dem Herrn Frucht an den Reben? Nein, jede Rebe, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe
Joh 15, 2. Genügt dem Herrn Gold? Nein, Er will Gold, geläutert im Feuer
Offb 3, 18. Ja, es steht geschrieben: 7 Damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi
1. Petr 1, 7. Am Ende unseres Lebens soll man etwas in der Art sagen können: Dieser Diener des Herrn war treu, auch in schwierigen Zeiten, gehorsam und dem Wesen des Herrn Jesus ähnlich. Obwohl der Ruhm dafür voll und ganz Gott gebührt, 13 denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken
Phil 2, 13, will Er uns an dieser Ehre und Herrlichkeit teilhaben lassen. Bedenken wir doch auch nur, dass der Herr Jesus, unmittelbar nachdem Er Seinen gesegneten öffentlichen Dienst begonnen hatte, Jünger berief (vgl. Mk 1). Bedurfte Er der Jünger? Nein, wozu auch? Aber Er wollte Jünger berufen, wollte die Ehre und den Ruhm teilen, wollte in der Verrichtung des Werkes Gottes Gemeinschaft mit anderen haben, mit anderen zusammenwirken. Nicht, weil dies notwendig gewesen wäre, sondern weil Er es wollte.
Wie können wir nur an der Güte Gottes zweifeln? Wie können wir Seine leichte Last nur als zu schwer empfinden? Wie können wir nur darauf erpicht zu sein, seine Anordnungen zu umgehen und nicht zu halten? Ist es nicht barer Unglaube? Wer sich nicht darüber freut, dass Gott an ihm arbeitet (auch wenn es bisweilen schmerzen mag), der glaubt doch letztlich einfach nicht daran, dass dies zu seinem eigenen Besten geschieht, der zweifelt doch an der Güte Gottes. Oder er ist einfach faul und träge. Gibt es eine andere Erklärung? Mir fällt keine ein.
Deshalb wollen wir uns nicht weigern, den Herrn an uns arbeiten zu lassen! Wir wollen vielmehr, soweit wir es vermögen, mitwirken und uns umformen lassen, damit wir möglichst dahin gelangen, wo Er uns sehen will, damit Seine Herrlichkeit einen Abglanz auf unser Leben werfen kann. Er will dies wirklich. Und wir? Wollen wir dies auch?