Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Der Sabbat

Der Sabbat – Teil des Gesetzes

Wenn wir die Bibel danach untersuchen, was der Herr über den Sabbat sagt, stellen wir zunächst fest, dass der Sabbat einen wichtigen Stellenwert im Gesetz, das der Herr dem Volk Israel mittels Mose am Sinai gegeben hat, einnimmt – ja, das Gebot über den Sabbat ist sogar in den Zehn (ersten) Geboten enthalten:

8 Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen. 9 Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun; 10 aber der siebte Tag ist Sabbat dem Herrn, deinem Gott: Du sollst keinerlei Werk tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und dein Fremder, der in deinen Toren ist. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn. 2. Mose 20, 8–11

Der Herr gebot Israel also verbindlich, am letzten Tag der Woche, am Sabbat (Samstag), keine Arbeit zu verrichten. Es handelte sich nicht um eine Erlaubnis, am letzten Tag der Woche zu ruhen, sondern um ein verbindliches Gebot. Dies wird an folgender Begebenheit deutlich:

32 Und als die Kinder Israel in der Wüste waren, da fanden sie einen Mann, der am Sabbattag Holz auflas. 33 Und die, die ihn fanden, als er Holz auflas, brachten ihn zu Mose und zu Aaron und zu der ganzen Gemeinde. 34 Und sie setzten ihn in Gewahrsam, denn es war nicht genau bestimmt, was mit ihm getan werden sollte. 35 Da sprach der Herr zu Mose: Der Mann soll gewiss getötet werden; die ganze Gemeinde soll ihn ausserhalb des Lagers steinigen. 36 Da führte ihn die ganze Gemeinde vor das Lager hinaus, und sie steinigten ihn, dass er starb, so wie der Herr Mose geboten hatte. 4. Mose 15, 32–36

Wer den Sabbat nicht hielt, brachte sich nicht etwa um ein Vorrecht, sondern übertrat vielmehr ein Gebot Gottes und musste entsprechend bestraft werden. Wer am Sabbat arbeitete, war des Todes. Hierin nimmt das Gebot über den Sabbat keine besondere Stellung im Vergleich zu den übrigen Geboten des Gesetzes ein: 10 Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: ‹Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!› Gal 3, 10.

Im Gegensatz zu den übrigen der Zehn bekannten Gebote war der Sabbat aber kein Gebot, das in moralischer Hinsicht einleuchtete. Während fast jedem Menschen einleuchtet, dass es falsch ist, einen andern Menschen zu töten, kann jemand, der nicht geistlich gesinnt ist, nicht nachvollziehen, weshalb der Sabbat dem Herrn geheiligt werden sollte und weshalb jemand, der am Sabbat Arbeit verrichtet, des Todes sein soll. In diesem Sinne nimmt der Sabbat doch eine Sonderstellung unter den Geboten des Gesetzes ein: Wer ihn heiligt, heiligt ihn dem Herrn, ohne dass dafür eine moralische Notwendigkeit besteht. Anders ausgedrückt: Israel hob sich nicht dadurch von andern Völkern ab, dass Mord verboten war und mit dem Tod bestraft wurde – das war in den andern Völkern nicht anders. Israel hob sich vielmehr dadurch von andern Völkern ab, dass es den Sabbat dem Herrn heiligte – ein solches Gebot kannten die andern Völker nicht. Es ist in diesem Sinne gewiss nicht zuviel gesagt, wenn man das Gebot des Sabbats als Massstab für den Gehorsam des Volkes gegenüber Gott qualifiziert. Wer den Sabbat heiligte, heiligte ihn, weil er dem Herrn gehorchte; wer nicht mordete, mordete möglicherweise nur deshalb nicht, weil ihm moralisch einleuchtete, dass Mord falsch ist.

Der Sabbat wird aus diesem Grund als Zeichen des (alten) Bundes zwischen dem Herrn und Israel bezeichnet – durch das Halten des Sabbats bekannte sich Israel als dem Herrn gehörend, als Sein Volk: 12 Und auch meine Sabbate gab ich ihnen, damit sie zum Denkzeichen wären zwischen mir und ihnen, damit sie wissen möchten, dass ich der Herr bin, der sie heiligt Hes 20, 12; vgl. auch 2. Mose 31, 13–18.

Zusammenfassend zeigt sich also zunächst einmal, dass das Gebot des Sabbats eines der Gebote des Gesetzes gewesen ist, das der Herr dem Volk Israel durch Mose am Berg Sinai gegeben hat; der Sabbat ist Teil des Gesetzes. Weiter zeigt sich, dass das Sabbat-Gebot sich in besonderer Weise von den andern Geboten abhebt, indem sein Gegenstand, das Heiligen des Sabbats, nicht einer moralischen Regel entspricht, der Sabbat also nur aus dem Grund gehalten wird, weil der Herr es geboten hat. Das Sabbat-Gebot eignete sich daher in besonderer Weise zur Prüfung des Gehorsams des Volkes.

Der Sabbat – die Ruhe Gottes

Wiewohl das Halten des Sabbats dem Volk im Rahmen des Gesetzes verordnet wurde, finden wir die Sabbatruhe bereits zweimal an früherer Stelle erwähnt, und zwar einmal im Schöpfungsbericht und einmal zu Beginn der Wüstenwanderung Israels im Zuge der Anordnungen über das Manna. Beide Begebenheiten weisen keinen Bezug zum Gesetz auf. Es wäre also zuwenig, wenn wir sagen würden, der Sabbat sei ausschliesslich Teil des Gesetzes. Beim Studium der beiden erwähnten Stellen stellt man fest, dass der Sabbat, wie er uns in diesen beiden Stellen vorgestellt wird, ein Zeichen der Ruhe Gottes ist:

1 So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. 2 Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte. 1. Mose 2, 1–3

Sechs Tage lang hatte der Herr alles erschaffen, was wir heute um uns herum wahrnehmen können, die sichtbare Schöpfung, das Irdische. Vollkommen wurde alles aber am siebten Tag, und an diesem Tag ruhte Gott von Seinem Werk und erfreute sich daran – zu Recht, denn die Schöpfung ist wunderbar! Die zwei wesentlichen Charakteristika des Sabbats, wie er hier vorgestellt ist, sind also Ruhe und Verbindung mit der Erde: Wenn die Arbeit auf der Erde getan ist, gibt es einen Tag der Ruhe.

Es gibt nun solche, die sagen, der Herr hätte damit den Sabbat eingesetzt, wie Er auch in 1. Mose 2, 24 die Ehe eingesetzt habe. Dies lässt sich aber der erwähnten Stelle in keinster Weise entnehmen. Uns wird in 1. Mose 2 lediglich überliefert, dass der Herr, nachdem Er Sein Werk vollendet hatte, ruhte und in diesem Sinne den Tag segnete und heiligte. Was der Mensch an diesem Tag gemacht hat, wissen wir nicht, denn wir lesen nichts davon. Genausowenig lesen wir von einer Anordnung Gottes oder von einer Einsetzung des Sabbats, in der Form, dass dem Menschen der Sabbat gegeben wurde, damit er am letzten Tag der Woche ruhe. Nein, von all dem finden wir nichts, ausser dem Hinweis, dass Gott am siebten Tag von Seinem Werk ruhte.

Wenn nun aber der Herr den Sabbat nach Vollendung der Schöpfung eingesetzt hätte, müsste dann nicht mindestens ein weiterer Hinweis auf den Sabbat gefunden werden, wenigstens ein Hinweis darauf, dass ein Mensch den Sabbat gehalten hat? Aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache bestätigt werden 2. Kor 13, 1. Wichtige Lehren werden in der Bibel stets zwei- oder dreimal (mindestens) bestätigt; keine grundlegende Sache wird lediglich ein einziges Mal erwähnt. Das heisst nicht, dass nicht jedes Wort der Bibel für sich allein volle Gültigkeit hat und unsere Beachtung finden soll, sondern lediglich, dass es keine andere Lehre gibt, die nur einmal – und dann noch eher unklar – wiedergegeben wird. Oder anders gesagt: Mutmassungen über Dinge, von denen wir meinen, sie würden in einer Stelle angedeutet, müssten mindestens in einer andern, klaren Stelle zu finden sein, damit wir eine Lehre daraus machen können. In 1. Mose 2 wird nur festgehalten, dass Gott am Sabbat ruhte, sonst nichts. Wenn wir nun meinen, darin sei eine Einsetzung des Sabbat-Gebotes für den Menschen zu sehen, müsste dies mindestens noch einmal klar bestätigt werden. In der Tat wird der Sabbat aber kein einziges Mal mehr erwähnt, bis sich Israel in der Wüste befindet. Adam, Abel, Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob – von keinem wird berichtet, dass er den Sabbat gehalten hat, wiewohl uns sonst vieles aus dem Leben dieser Männer und von ihrem Gehorsam gegen Gott berichtet wird. Dass der Herr selbst je wieder einen Sabbat gehalten hat, wird gar an keiner Stelle der Bibel mehr erwähnt.

Die Erklärung, weshalb der Herr keinen Sabbat mehr gehalten hat, ist offensichtlich: Nachdem die Sünde und das Leid in die Welt gekommen waren, gönnte und gönnt sich der Herr keinen Moment der Ruhe mehr. Solange nicht alle Folgen der Sünde beseitigt sind, solange Leid in der Welt ist, wird der Herr nicht ruhen. Es wäre dem Wesen des Herrn völlig fremd, wenn Er gleichsam gleichgültig des Leides in der Welt auch nur einmal ruhen würde. Seine grosse Barmherzigkeit und Liebe gönnen Ihm eine solche Ruhe nicht. Sein liebendes Herz ist vielmehr jederzeit und unablässig damit beschäftigt, uns wiederherzustellen. Der Herr Jesus sagte zu den Juden: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke Joh 5, 17. Zu Seinen Jüngern sagte der Herr weiter, dass Er nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis Er es wieder im Reich des Vaters mit ihnen trinken würde (Mt 26, 29; Mk 14, 25; Lk 22, 18). Der Herr trinkt also keinen Wein mehr, nichts mehr von dem Getränk, das Gott und Menschen erfreut (Ri 9, 13). Dies bekräftigt den Gedanken, dass eine Zeit der Ruhe für den Herrn momentan alles andere als nahe liegt.

Obwohl es also für den Herrn seit dem Sündenfall keine Ruhe mehr gibt und keine Ruhe mehr geben kann, hat Er in Seiner grossen Fürsorge und Barmherzigkeit dem Volk Israel, als es sich in der Wüste befand, den Sabbat (zunächst) als besondere Gabe gegeben. Obwohl Er sich keine Ruhe mehr gönnt, wollte Er Seinem erlösten Volk einen Tag der Ruhe pro Woche schenken:

4 Da sprach der Herr zu Mose: Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen; und das Volk soll hinausgehen und den täglichen Bedarf an jedem Tag sammeln, damit ich es prüfe, ob es in meinem Gesetz wandeln wird oder nicht. 5 Und es soll geschehen, am sechsten Tag, da sollen sie zubereiten, was sie einbringen, und es wird das Doppelte von dem sein, was sie tagtäglich sammeln werden. 2. Mose 16, 4. 5

Wäre Israel durch Glauben gewandelt und nicht durch Schauen (2. Kor 5, 7), hätte es die Gabe des Sabbats, des Tages der Ruhe, nur zu gerne angenommen. Wie gesegnet wäre dies gewesen! Israel hätte sechs Tage lang das Manna gesammelt, und das Manna hätte für jeden einzelnen dieser Tage genau ausgereicht und zuletzt auch noch für einen weiteren Tag. An diesem letzten Tag hätte Israel ruhen und sich an der himmlischen Gabe und an seinem Gott erfreuen können. Der Herr hätte Israel die Ruhe gegeben, die Er sich selbst nicht mehr gönnt. Doch Israel verwarf diese Gabe, achtete sie für nichts. Ob als Gabe oder als Gebot gegeben, Israel konnte mit dem Sabbat nichts anfangen.

Nun sollte man aber aus dieser einzelnen Stelle (2. Mose 16) – die andern Stellen beziehen sich auf die Ruhe Gottes oder auf das Halten des Sabbats als Gebot des Gesetzes und Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel – nicht mehr ableiten, als darin gefunden werden kann. Die erste Bedeutung dieser Stelle ist klar die, dass die Israeliten, als sie sich in der Wüste befanden, am siebten Tag der Woche kein Manna hätten sammeln sollen. Die zweite Bedeutung ist eine allgemeinere, denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben Röm 15, 4.

Wie Israel in der Wüste sind wir Christen in der Welt ein erlöstes Volk Gottes, das sich an einem geistlich öden Ort befindet – ein Christ findet in der Welt nichts, was ihn nähren könnte, auch wenn er es manchmal meint. Wie Israel in der Wüste werden wir Christen in der Welt mit himmlischer Speise und geistlichem Trank von Gott selbst genährt (1. Kor 10, 3. 4). Anders als Israel befinden wir uns aber, quasi gleichzeitig, bereits zu einem Teil im guten Land (Eph 2, 6). Auch anderweitige Unterschiede bestehen zwischen uns und Israel in der Wüste, die es zu beachten gibt. Auf diese soll hier aber nicht näher eingegangen werden, denn an dieser Stelle ist nur wichtig zu wissen, dass nicht alles eins zu eins auf uns umgemünzt werden kann. Gerade das Sammeln des Manna ist ein gutes Beispiel dafür: Wie Israel jeden Morgen in der Frühe das Manna zur Speise sammeln sollte, sollen wir jeden Morgen in der Frühe das Wort Gottes als Speise zu uns nehmen. Niemand wollte nun aber ernstlich behaupten, dass wir am Freitag die «doppelte Portion» und am Samstag dafür gar nichts lesen sollten! Wenn wir am Samstag das Wort Gottes suchen wollen, wird es gewiss nicht so sein, dass wir nichts 2. Mose 16, 27 finden, und es wird gewiss auch nicht so sein, dass der Herr, sollten wir am Samstag das Wort Gottes suchen, zu uns sagen wird: Bis wann weigert ihr euch, meine Gebote und meine Gesetze zu halten? 2. Mose 16, 28. Diese Gedanken zeigen, dass wir uns hüten sollten, alles, was Israel gegeben und geboten wurde, einfach auf uns umzumünzen.

Der vornehmliche Gedanke, der uns in 2. Mose 16, 4. 5 vorgestellt wird, ist, dass der Herr, obwohl Er sich selbst keine Ruhe gönnt, Seinem Volk einen Tag der Ruhe schenkt. Er verlangt von Seinem Volk nicht, ohne Ruhetag zu wirken, obwohl Er selbst dies tut. Aus der genannten Stelle kann also gefolgert werden, dass es nicht falsch ist, wenn ein Christ sich einen Tag der Ruhe gönnt, um sich zu erholen. Wiewohl der Herr dies nicht tut, billigt Er uns doch einen solchen Tag der Ruhe zu. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich das Vorrecht habe, am Samstag nicht arbeiten zu müssen. Dieses Privileg nutze ich, um zur Ruhe zu kommen. Es liegt mir jedoch fern, aus diesem Privileg ein Gebot zu machen – und auch, es in egoistischer Weise für mich zu nutzen. Wenn der Herr nicht ruht, will ich lieber einen Tag zu viel tätig sein als einen zu wenig, zumal die Arbeiter wenige sind (Mt 9, 37).

Der Sabbat – ein Schatten

Wie viele andere Dinge des Gesetzes, das der Herr Israel am Sinai gegeben hat, ist auch der Sabbat ein Schatten zukünftiger Dinge:

16 So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, 17 die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus. Kol 2, 16. 17

Die Rede ist hier von Speise, Trank, Festen, Neumonden und Sabbaten. Feste, Neumonde und Sabbate kannte nur das Gesetz vom Sinai, auch bezüglich Speisen und Trank enthielt es Vorschriften. Es ist völlig klar, dass sich der Apostel hier auf eben dieses Gesetz bezieht. Auch in Hebr 10 wird übrigens darauf hingewiesen, dass das Gesetz ein Schatten ist: 1 Denn da das Gesetz einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst hat, … Hebr 10, 1. Denken wir nur an die Stiftshütte, an den Hohenpriester, an die Schlachtopfer, an das Passah, die eherne Schlange, den Durchgang durch das Rote Meer, das Manna, das Wasser aus dem Felsen – alles wunderbare Vorbilder auf den Herrn Jesus Christus hin!

Das Gesetz war für Israel bindend, und zwar bis auf Johannes den Täufer (Lk 16, 16). Für Nichtisraeliten war es nie bindend; heute ist es aber auch für die Israeliten nicht mehr bindend. Doch es ist dennoch von grosser Bedeutung, wir sollen aus dem Gesetz lernen, was der Wille Gottes ist. Es ist der vorbildhafte, schattenhafte Charakter des Gesetzes, dem wir heute Beachtung schenken sollen, denn es ist ein Schatten des Christus. Wenn es beispielsweise heisst: Dein Vieh von zweierlei Art sollst du sich nicht begatten lassen; dein Feld sollst du nicht mit zweierlei Samen besäen, und ein Kleid, aus zweierlei Stoff gewebt, soll nicht auf dich kommen 3. Mose 19, 19, dann sehen wir darin einen Hinweis auf die Heiligkeit Christi: Er hat sich dem Vater völlig hingegeben, sich nur vom Geist leiten lassen, sich nie mit Ungläubigen zusammengetan. Wir erkennen den Bezug zu 2. Kor 6, und weil wir dem Herrn Jesus nachfolgen, es Ihm gleichtun wollen, hüten auch wir uns davor, mit Ungläubigen unter einem Joch zu sein. Oder wenn es heisst: 16 Und was er an dem Heiligen gesündigt hat, soll er erstatten und dessen Fünftel darüber hinzufügen und es dem Priester geben 3. Mose 5, 16, wird damit darauf hingedeutet, dass der Herr Jesus Christus nicht nur den Zustand vor dem Sündenfall wieder hergestellt, sondern etwas Besseres (120 \% statt 100 \%) gewirkt hat. Und ist es nicht so, dass ein Sünder, der zum Herrn findet und zum Glauben kommt, in einen besseren Stand versetzt wird als Adam ihn vor dem Sündenfall hatte? Der Sünder wird der herrlichen Natur Christi teilhaftig, wie uns das Gesetz über das Brandopfer lehrt. So sehen wir, dass die volle Schönheit des Gesetzes nur dann zur Geltung kommt, wenn wir es in Verbindung mit dem Körper, mit Christo, bringen. Alles deutet auf Ihn hin, alles ist von Ihm aus zu verstehen – und eben nicht in einem gesetzlichen Sinn, sondern so, dass man nach dem Willen Gottes fragt und ihn tut. Die Frage ist für einen Christen nicht: Was darf ich und was ist verboten? Sondern: Was erfreut den Herrn und was betrübt Ihn?

Offensichtlich gab es nun in Kollosä solche, die sich an die Speisevorschriften und die Vorschriften über Feste, Neumonde und Sabbate hielten, obwohl sie zum Glauben gekommen waren. Sie beschäftigten sich mit dem Schatten, nicht mit dem Körper (diesbezüglich, nicht allgemein). Der Apostel tadelt sie nicht wie die Galater, denn offensichtlich wollten sie damit nicht unter Gesetz zurückkehren und wiederum das ganze Gesetz halten, sondern den Herrn damit ehren, dass sie der besonderen Festtage und Speisevorschriften gedachten, die Er zuvor geboten hatte. Sie waren mit anderen Worten Schwache im Glauben Röm 14, 1; vgl. das ganze 14. Kapitel des Römer-Briefes. Von solchen heisst es: 6 Wer den Tag achtet, achtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er danksagt Gott; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und danksagt Gott Röm 14, 6. Ist also jemand der Überzeugung, dem Herrn zu dienen, wenn er einen Tag mehr beachtet als andere oder gewisse Speisen meidet, dann ist daran nichts auszusetzen, denn er tut es für den Herrn, wenn auch die Bezeichnung Schwache im Glauben nahe legt, dass es einen besseren Weg gibt. Beachten wir aber, dass den Kolossern gesagt wurde: So richte euch nun niemand und nicht: 4 Ihr seid abgetrennt von Christus, so viele ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen Gal 5, 4.

Die Schlussfolgerung aus all diesem ist, dass sich ein Christ mit Christo beschäftigen sollte (vgl. z. B. Kol 3, 1) und nicht mit den Schatten, die der Körper des Christus wirft. Wenn aber jemand meint, er würde dem Herrn dienen, wenn er gewisse Tage, wie bspw. den Sabbat, besonders beachtet, so soll er das tun – und nicht seiner Überzeugung zuwiderhandeln (Röm 14, 23). Will aber jemand zum Gesetz zurückkehren und es halten und lehrt er dann noch andere, dass sie es ihm gleichtun müssten, fällt er aus der Gnade. Einem solchen wird gesagt: Er sei verflucht! Gal 1, 8.

Christus und der Sabbat

Es sei noch ein Wort zum Verhältnis des Herrn zum Sabbat gesagt: Der Herr hat das Gesetz vollkommen erfüllt, hat also auch nicht gegen das Gebot des Sabbats verstossen. Er hat aber in Seinem Leben wiederholt bewiesen, dass der Sabbat um des Menschen willen geschaffen wurde und nicht der Mensch um des Sabbats willen Mk 2, 27, und dass Er der Herr des Sabbats Mt 12, 8 ist. Wie sich Gott seit dem Sündenfall keine Ruhe mehr gönnt, gönnte sich auch der Herr Jesus, als Er hienieden war, keine Ruhe. Deshalb heilte Er beispielsweise auch am Sabbat.

Die Juden aber, die die Gabe des Sabbats in der Wüste (2. Mose 16) für nichts geachtet hatten und die das Gebot des Sabbats immer wieder im eigentlichen Sinn gebrochen hatten, machten Ihm daraus einen Vorwurf! Welch Hohn! Aber es kam noch schlimmer: Nachdem sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt hatten, nachdem sie ihren völligen Ruin bewiesen hatten, hielten sie einen Sabbat. Der Herr lag im Grab und sie hielten einen Tag der Ruhe! Unaussprechliche Verdorbenheit!

Nun gibt es solche, die behaupten, der Herr Jesus hätte im Grab den Sabbat gehalten. Was soll man dazu sagen? Der Herr lag im Grab, in welches Ihn Seine Geschöpfe gebracht hatten, an dem einzigen Ort, den die Menschen für Ihn hatten, tot, auf übelste Weise hingerichtet. Sein zerschundener Körper lag in der Gruft, Sein Geist war zum Vater zurückgekehrt. War das etwa eine Sabbatfeier? Ein Tag der Ruhe war es wohl, aber ganz gewiss kein Sabbat dem Herrn! Das war alles andere als ein Sabbat. Mehr weiss ich hiezu nicht zu sagen, ausser, dass ich die Vorstellung, dass solche, die Sein sind, einen solchen Gedanken äussern, beängstigend finde.

Der Sonntag

Wenn ein Christ einen Tag höher achten will als die anderen, dann gibt es nach dem Zeugnis der Bibel nur eine Möglichkeit: Den Sonntag, den ersten Tag der Woche (biblisch gesehen ist der Samstag der letzte Tag der Woche). Weshalb ist dem so?

Der hervorragende Grund ist der, dass am Sonntag der Herr Jesus aus den Toten auferstanden ist. Der Apostel schreibt in allgemeiner Weise, dass der christliche Glaube ohne Auferstehung kein Gehalt hätte: 17 Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden. 19 Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen 1. Kor 15, 17. 19. Ohne Auferstehung gäbe es keine Rechtfertigung (Röm 4, 25), keine Hoffnung. Wenn es nun also einen Grund zum Feiern gibt, dann die Auferstehung Christi, die am Sonntag stattfand.

Am Sonntag zeigte sich der Herr den Jüngern (vgl. z. B. Joh 20, 19). Danach zeigte Er sich ihnen aber nicht auch an den darauf folgenden Tagen, sondern: 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und stand in der Mitte und sprach: Friede euch! Joh 20, 26. Nach acht Tagen, das heisst am nächsten Sonntag. Es hat dem Herrn gefallen, an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen in die Runde seiner Jünger zu treten, was uns wohl nicht ohne Grund so mitgeteilt wird. Wir lesen deshalb auch, dass die ersten Christen offensichtlich die Gewohnheit hatten, 7 am ersten Tag der Woche … Brot zu brechen Apg 20, 7. Wenn es nicht unsere Gewohnheit ist, täglich zusammenzukommen, um das Brot zu brechen (vgl. Apg 2, 42), sondern (nur) wöchentlich, dann gibt es offensichtlich keinen geeigneteren Tag als den Sonntag.

Damit ist übrigens auch gesagt, dass der Sonntag nicht der «christliche Sabbat» ist. Das Wesen des Sonntags ist ein völlig anderes als das des Sabbats: Der Sabbat steht für Ruhe und die Verbindung mit der Erde, der Sonntag ist ein Tag besonderer Tätigkeit, und zwar in Verbindung mit dem Himmel, wo unser Herr ist. Der Sonntag ist ein in besonderer Weise dem Herrn geheiligter Tag, nicht aber zwingend ein Tag der Ruhe. Wäre der Sonntag ein Tag der Ruhe, wäre es (auch) falsch, für den Herrn tätig zu sein, sich auf die Versammlungen vorzubereiten, ein Wort des Herrn weiterzugeben, sich um andere zu kümmern etc. Das ist aber nicht der Wille Gottes.

Der Sabbat – ein zukünftiges Gut

Der Herr gewährt uns in Seinem Wort einen Einblick in die künftige, wahre Bedeutung des Sabbat-Gebotes. Diesen herrlichen Ausblick will ich bewusst an das Ende dieser Ausführungen stellen. Es heisst: 9 Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig Hebr 4, 9.

Im vierten Kapitel des Briefes an die Hebräer wird ausgeführt, dass Josua das Volk Israel nie in die Ruhe geführt hat, da er sonst nicht von einem andern Tag gesprochen hätte (Hebr 4, 8). Weil sich das Wort bei den Israeliten nicht mit dem Glauben vermischt hatte, nützte ihnen das Wort der Verheissung nichts (Hebr 4, 2); ihres Ungehorsams wegen gingen sie nicht in die Ruhe ein (Hebr 4, 6). Der wahre Sabbat, die wahre Ruhe steht also noch aus; das Gebot des Sabbats ist ein Schatten auf die kommende Ruhe, die des Christus ist. Von dieser Ruhe heisst es: 10 Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch selbst zur Ruhe gelangt von seinen Werken, wie Gott von seinen eigenen Hebr 4, 10. Gott ist noch nicht zur Ruhe gelangt – wie auch, solange nicht alle Folgen der Sünde beseitigt und alle Dinge wiederhergestellt sind? In der kommenden Ruhe werden aber alle, die Sein sind, zur Ruhe gekommen sein, wie auch Er zur Ruhe gekommen sein wird. Die Rede ist vom Millennium, dem Tausendjährigen Reich, dann aber auch von der Ewigkeit. Dann wird der Christus in Frieden und Gerechtigkeit regieren, die Macht der Sünde wird sich nicht mehr auswirken und Sein Volk wird zur Ruhe gekommen sein. Diese Aussage kann sich klarerweise nicht auf uns beziehen, denn in der jetzigen Zeit können wir nicht zur Ruhe kommen, wie auch Er nicht zur Ruhe kommt. Es mag jetzt für kurze Zeit möglich sein (eben beispielsweise an einem Samstag), erst dann aber endgültig.