Toten-Auferstehung
Die Lehre der Sadduzäer
Während Seines Wirkens auf Erden traf der Herr Jesus verschiedentlich mit Sadduzäern, Mitgliedern einer jüdischen Sekte, welche weder an Engel noch an Geister noch an die Auferstehung der Toten glaubten (Apg 23, 8), zusammen. Es ist bezeichnend, dass die Sadduzäer dem Herrn stets mit einer vorgefestigten Meinung begegneten und nicht ehrlich danach suchten, Seine Worte zu hören und zu beherzigen, sondern eher darauf aus waren, Ihn zu versuchen oder zu widerlegen. Obwohl die Sekte der Sadduzäer keinen Bestand hatte, gibt es auch heute viele Menschen, gerade im aufgeklärten Europa, die eine ähnliche Sichtweise – wenn auch nicht zwingend religiös orientiert – vertreten; sie behaupten ebenfalls, mit dem Tod ende das Dasein des Menschen völlig. Auch wollen sie meistens nichts vom Herrn wissen – im Gegenteil: Nicht wenige versuchen den Glauben der Christen durch menschliche Vernünfteleien zu schwächen oder zu zerstören (wenn dies denn möglich wäre). Ihre Absichten, wenn sie über den Glauben sprechen wollen, sind leider vielfach nicht ehrlich. Deshalb warnt der Herr Seine Jünger ausdrücklich vor ihrem Sauerteig
Mt 16, 6, ihrer falschen Lehre, die geeignet ist, die reine Lehre zu durchdringen und zu verfälschen. Wir sollten diese Warnung beherzigen und Vorsicht üben im Umgang mit Menschen, welche eine Lehre vertreten, die derjenigen der Sadduzäer ähnelt.
Die falschen Absichten der Sadduzäer, ihre Weigerung die Worte des Herrn mit offenem Herzen zu hören und anzunehmen, zeigen sich besonders bei der Begebenheit, die wir in Mk 12 finden: Die Sadduzäer versuchten den Herrn mittels einer Fangfrage zu widerlegen. Hierzu legten sie Ihm folgenden Fall vor: Ein verheirateter Mann sei gestorben und seine Frau sei die Schwagerehe (5. Mose 25, 5. 6) eingegangen, habe also seinen Bruder geheiratet, um seinen Namen in Israel zu erhalten. Insgesamt habe sie so der Reihe nach alle sieben Brüder geheiratet. Die Frage, welche die Sadduzäer nun dem Herrn stellten, war folgende: Wessen Frau sollte sie in der Auferstehung sein? Denn immerhin konnte sie dann ja nicht die Frau aller sieben sein. Dass diese Frage nicht ernst gemeint war, leuchtet jedem ein, der weiss, dass die Sadduzäer die Auferstehung der Toten leugneten. Sie wollten anhand dieser Frage vielmehr beweisen, wie unsinnig es doch sei, an die Auferstehung der Toten zu glauben. Was nun antwortete der Herr?
24 Jesus sprach zu ihnen: Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes? 25 Denn wenn sie aus den Toten auferstehen, heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel in den Himmeln. 26 Was aber die Toten betrifft, dass sie auferstehen – habt ihr nicht in dem Buch Moses gelesen, in dem «Dornbusch», wie Gott zu ihm redete und sprach: «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? 27 Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden. Ihr irrt sehr. Mk 12, 24–27
Das Urteil des Herrn ist niederschmetternd: Ihr irrt sehr
. Weshalb? Weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes
. Die Sadduzäer mochten stolz auf ihre Religiosität, auf ihr Ansehen im Volk, auf ihre Vernunftschlüsse und ihre Lehren sein, doch weder kannten sie die Schriften – die Schriften, auf welche sie ihre Lehre zu stützen behaupteten! – noch rechneten sie mit der Kraft Gottes, welche Tote lebendig zu machen vermag (Röm 4, 17). Die Vorstellung der Auferstehung der Toten mag dem natürlichen Menschen unglaubwürdig und unmöglich erscheinen, weil sie dem zu widersprechen scheint, was er selbst wahrzunehmen vermag. Für einen Menschen aber, der auf die Schriften vertraut und mit der Kraft des Herrn rechnet, ist klar, dass die Existenz des Menschen nach seinem leiblichen Tod nicht zu Ende ist, und der Herr vermag, ihn zur bestimmten Zeit auferstehen zu lassen. Ein solcher Mensch versteht auch, dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem geworden ist, sondern durch Gottes Wort bereitet wurde (Hebr 11, 3), dass es also mehr gibt, als man mit eigenen Sinnen wahrnehmen kann, und dass alles, was existiert und wahrgenommen werden kann, durch das Wort Gottes geschaffen wurde.
Die Auferstehung der Toten
Beschäftigen wir uns nun näher mit der in der Bibel deutlich bezeugten Tatsache der Toten-Auferstehung! Grundsätzlich ist die Auferstehung der Toten eine Auferstehung des Gerichts: 27 Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht
Hebr 9, 27. Doch dem Herrn sei Dank! Wir müssen uns nicht bereits mit dem ewigen Gericht
Hebr 6, 2 beschäftigen, sondern dürfen erst bei der Toten-Auferstehung verweilen, da Er selbst dafür gesorgt hat, dass es nicht nur eine Auferstehung des Gerichts, sondern auch eine Auferstehung des Lebens gibt:
28 Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören 29 und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts. Joh 5, 28. 29
Mir scheint, als wollte der Herr in Hebr 6, 2 besonders auf diesen Umstand hinweisen, indem Er nicht nur das ewige Gericht – welches ja zwingendermassen eine Toten-Auferstehung voraussetzt –, sondern auch die Toten-Auferstehung als eigenes Element der Glaubensgrundlagen erwähnt. Dabei bildet das Gericht nicht nur den Abschluss der Aufzählung in Hebr 6, 1. 2, sondern auch den Abschluss der jetzigen Gnadenzeit (vgl. 2. Petr 3), während der Herr vor dem Gericht, nämlich heute
Hebr 4, 7, die Gelegenheit bietet, an der Auferstehung des Lebens teilzunehmen, gleichwie eben auch die Toten-Auferstehung vor dem Gericht genannt wird. Gepriesen sei Sein Name hierfür!
Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen; 21 denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in dem Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft; 24 dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. 1. Kor 15, 20–24
In dem Christus
haben alle, die in dem Adam
sterben (also alle Menschen), die Möglichkeit, an der Auferstehung des Lebens teilzuhaben. Er ist nicht der Einzige, der von den Toten auferstanden ist, um im Himmel verherrlicht zu werden (Hebr 12, 2; Kol 3, 1; 1. Petr 3, 22), sondern der Erstling der Entschlafenen
, der Erstgeborene unter vielen Brüdern
Röm 8, 29, der um unserer Übertretungen willen dahingegeben und unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm 4, 25)! Er ist das Weizenkorn, das in die Erde gefallen und gestorben war, um viele Weizenkörner, viele Brüder, hervorzubringen (Joh 12, 24). Deshalb sagt Er, wenn Er über die Toten-Auferstehung spricht: 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen
Joh 5, 24.
Wer Glauben an Gott hat, der wird an der Auferstehung des Lebens teilnehmen. Mehr noch! Ein solcher wird das ewige Leben nicht bekommen oder erlangen, sondern er hat es; er wird nicht aus dem Tod ins Leben übergehen, sondern ist schon übergegangen! In den Worten des Herrn erkennen wir nicht zukünftige oder ungewisse, sondern allgemein gültige Tatsachen. So zuverlässig das Wort Gottes ist, so zuverlässig ist die Geawissheit für jeden, der glaubt, an der Auferstehung des Lebens teilzuhaben, dem Gericht zu entrinnen. Könnte Gott dem Menschen Seine Hand weiter entgegenstrecken? Ich glaube, nein.
Die Auferstehung des Lebens
Es gibt viele Geschwister im Herrn, die meinen, der Herr biete ihnen lediglich die Gelegenheit, dem Gericht zu entgehen. Doch die Auferstehung des Lebens umfasst mehr als das. Betrachten wir nun die exakte Ordnung der verschiedenen Toten-Auferstehungen, wie sie uns in 1. Kor 15 vorgestellt wird: Als Erster ist Christus auferstanden. Seine Auferstehung ist nicht nur zu unserer Rechtfertigung geschehen, sondern auch als Beweis, dass alle, die an der Auferstehung des Lebens teilhaben, ebenso auferstehen werden. So sicher wie sich Sein Wort in Bezug auf Ihn selbst verwirklicht hat, so sicher wird es sich auch in Bezug auf uns verwirklichen. Am Ende dieser Gnadenzeit werden die des Christus sind
auferstehen. Die übrigen Toten werden in diesem Zeitpunkt aber noch nicht auferstehen, sondern erst dann, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht
. Mit dem Reich
ist hier die tausendjährige Friedensherrschaft, die herrliche Sabbatruhe, die dem Volk Gottes noch übrig bleibt (Hebr 4, 9), gemeint. Die des Christus sind
werden also zu Beginn des Tausendjährigen Reiches auferstehen, die übrigen Toten erst am Ende desselben. Wir sehen dies auch in Offb 20:
5 Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. 6 Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre. Offb 20, 5. 6
Weshalb werden die des Christus sind
zu Beginn des Tausendjährigen Reiches auferstehen? Um als Seine Priester zu wirken und als Seine Könige mit Ihm zu herrschen! Wahrlich, dann werden wir, die Söhne Gottes (Röm 8, 19), dann wird unsere Stellung als Priester und Könige offenbar (1. Petr 2, 9; Offb 1, 6)! Welch ein himmlisches Vorrecht, hieran teilhaben zu dürfen! Wie sehr sehnt sich mein Herz danach, dies zu erleben! Was kann ich anderes sagen als: Amen; komm, Herr Jesus!
Offb 22, 20?