Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Um Seiner selbst willen

Vielfältige Segnungen

Der Himmlische Vater ist wahrlich ein grosszügiger Geber. Er gibt allen Leben und Odem und alles Apg 17, 25, lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte Mt 5, 45, bietet aber auch allen Menschen, die ja von Natur aus verloren und verdorben sind, die Errettung an (Joh 3, 16; 2. Petr 3, 9), ja, hat Seinen eigenen geliebten Sohn in diese Welt geschickt, zu suchen und zu erretten, was verloren ist Lk 19, 10, hat Ihn für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm 2. Kor 5, 21, und gibt nun denen, die an Ihn glauben, das Recht Seine Kinder zu sein (Joh 1, 12), segnet sie mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus Eph 1, 3 und so weiter. Nur schon in Bezug auf die vielfältigen Segnungen des Herrn, die Er allen Menschen und insbesondere den Gläubigen zukommen lässt, können wir wohl sagen: 17 Da habe ich bezüglich des ganzen Werkes Gottes gesehen, dass der Mensch das Werk nicht zu erfassen vermag, das unter der Sonne geschieht Pred 8, 17.

Wenn der Herr die Menschen so segnet – und jeder wird gesegnet und ist auf diesen Segen angewiesen, ob er an Gott glaubt oder nicht –, dann, weil Er barmherzig und gnädig und gütig ist. Niemand hat Anspruch auf den Segen. Wenn in der Bibel davon die Rede ist, was der Herr uns Gutes gibt, dann heisst es deshalb etwa: 44 Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin, wenn ich mit euch handle um meines Namens willen und nicht nach euren bösen Wegen und nach euren Verderben bringenden Handlungen Hes 20, 44. Er gibt uns nicht gute Gaben, weil Er in uns etwas finden würde, das Ihn dazu bewegen würde, sondern weil Er in Sich grossügig und gütig ist.

Auf Geschenke hat man keinen Anspruch, man kann sie sich nicht verdienen wie einen Lohn (vgl. Röm 11, 6). Man kann sie nur annehmen – oder auch nicht. So ist unser Teil einzig, dankbar zu sein (Kol 3, 15; Hebr 12, 28) und Dank zu sagen (Eph 5, 4; Phil 4, 6; Kol 2, 7; Kol 4, 2). Alles andere will der Himmlische Vater tun.

Und wenn wir noch etwas benötigen? Dann dürfen wir Gott darum bitten, der allen willig gibt und nichts vorwirft Jak 1, 5. 7 Bittet, und es wird euch gegeben werden Mt 7, 7. Der Herr Jesus hat die Grosszügigkeit des Himmlischen Vaters anschaulich dargestellt, als Er hier auf Erden war, indem Er keine Bitte abgeschlagen und an jedem Bittenden nach Seiner Gnade und Güte gehandelt hat. Wenn wir die Berichte über Sein Leben lesen, dann können wir keinen Zweifel daran haben, dass Er wahrlich ein grosszügiger Geber ist.

Schliesslich ist es auch so, dass alles Gute nur von Ihm kommen kann: 17 Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels Jak 1, 17. Der Himmlische Vater will also sogar, dass wir Ihn um das bitten, was wir benötigen, und nicht anderswo Hilfe suchen (vgl. Jer 2, 13). Denn: 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, denen Gutes geben, die ihn bitten! Mt 7, 11.

Worauf sind unsere Herzen gerichtet?

Die guten Gaben können sich als Prüfstein erweisen. Einmal heilte der Herr Jesus zehn Aussätzige von ihrem Aussatz, aber nur einer kam zurück, bedankte sich und gab Gott die Ehre (Lk 17, 11–18). Alle zehn hatten erhalten, was sie unmittelbar erbeten hatten, und gerade dadurch wurde ihre Herzenshaltung offenbar: Neun waren nicht am Herrn Jesus interessiert und hatten nicht einmal den Anstand, Ihm wenigstens Dank für die Erhörung in dieser durchaus nicht geringen Sache zu sagen; einer dagegen verherrlichte Gott. So wurde diese zeitliche Segnung für neun Männer zum Stolperstein, indem sie nicht gottgemäss darauf reagierten und damit ihre böse Herzenshaltung offenlegten, und für einen Mann zum Anlass für weiteren Segen, denn nur zu diesem sagte der Herr Jesus: Steh auf und geh hin; dein Glaube hat dich gerettet Lk 17, 19. Nur dieser konnte wahre Gewissheit und damit Frieden haben, denn nur das Wort Gottes kann uns dies geben; die anderen hatten kein Wort Gottes, das sie für sich in Anspruch nehmen konnten.

So legen die guten Gaben Gottes also bloss, was in unseren Herzen ist. Prüfen wir uns selbst! Reicht es uns, den Herrn in der Not anzurufen oder Ihn um etwas zu bitten, das wir zu benötigen meinen? Und wenn es uns zuteil wird, danken wir Ihm dafür? Geben wir Ihm allein die Ehre? Oder suchen wir Ihn auch, wenn wir nichts bedürfen? Suchen wir Ihn um Seiner selbst willen? Um der Gemeinschaft mit Ihm willen? Wenn wir es doch mit der reichen Sunamitin halten könnten, die dem Mann Gottes ein gemauertes Obergemach anfertigte, nur um mit ihm Gemeinschaft haben zu können (2. Kön 4, 8–13)!

Falsche Sicherheit

Dem Herrn für Seine guten Gaben nicht zu danken oder Ihn nicht um Seiner selbst willen zu suchen, ist eine Sache. Eine andere ist es, wenn wir unsere Sicherheit aus diesen Gaben beziehen. Jerusalem beispielsweise, von dem es in Hes 16 heisst, es sei wie ein Mädchen von unreiner Abstammung gewesen, das von allen verachtet worden sei, bis der Herr vorüberging und sich seiner annahm, vertraute mehr auf die guten Gaben des Herrn als auf Ihn selbst: 15 Aber du vertrautest auf deine Schönheit, und du hurtest auf deinen Ruf hin und gossest deine Hurereien aus über jeden Vorübergehenden: Ihm wurde sie zuteil Hes 16, 15.

Wie töricht ist es, wenn wir auf etwas vertrauen, das uns der Herr gegeben hat! Einer vertraut vielleicht auf seine Kraft, aber diese wird schwinden; ein anderer vertraut auf das viele Geld, das er im Laufe seines Lebens anhäufen konnte, aber sein Vermögen kann sich im Nu auflösen; ein Dritter vertraut auf Freunde, doch diese sind selbst schwache Menschen. Alles, was wir vom Herrn erhalten, kann sich in Nichts auflösen, nichts hat Bestand. Wenn wir deshalb auf Gaben vertrauen, ist es, als ob wir uns auf einen geknickten Rohrstab abstützen würden – er wird uns die Hand durchbohren (vgl. 2. Kön 18, 21 und Jes 36, 6).

Wenn wir auf die guten Gaben Gottes anstatt auf Ihn selbst vertrauen, wiegen wir uns auch in falscher Sicherheit. Wir meinen, wenn wir gesegnet werden, seien wir auf dem «rechten Weg», doch der Segen findet seinen Grund immer in Gott selbst und nicht in uns; wir können mit guten Gaben gesegnet werden, wenn wir uns völlig auf dem «Holzweg» befinden und im Begriff stehen, in die Irre zu gehen. Segen allein ist kein zuverlässiger Indikator für die Richtigkeit des Weges, den wir gehen.

Dazu kommt, dass wir, wenn wir statt auf den Geber nur auf die Gaben vertrauen, uns unweigerlich aus der Abhängigkeit von Gott lösen werden. Denn wenn uns nur interessiert, was wir wollen, und wenn wir das erhalten, wozu sollen wir uns dann noch an Gott halten? Eigene Wünsche und Begierden werden uns, vor allem, wenn sie erfüllt werden, unweigerlich in die Irre leiten. 16 Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. 17 Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit 1. Joh 2, 16. 17. Auch diesbezüglich erweist sich das Beispiel Jerusalems gemäss Hes 16 als anschaulich: Jerusalem reichte die eigene Schönheit, die ihm von Gott verliehen wurde, aus. Statt sich in dieser von Ihm verliehenen Schönheit für Ihn rein zu behalten, gab es sich dem Götzendienst, der Hurerei hin – ja, die Schönheit wurde gar zum Anlass für den Götzendienst! So kann es sein, dass gute Gaben vom Himmlischen Vater, vermischt mit der Lust des Fleisches, der Lust der Augen und dem Hochmut des Lebens, nichts anderes als Gift für uns sind.

So heisst es auch: 26 Und ich verunreinigte sie durch ihre Gaben, indem sie alles, was den Mutterschoss durchbricht, durchs Feuer gehen liessen – damit ich sie verwüstete, damit sie wissen möchten, dass ich der Herr bin Hes 20, 26. Die Israeliten verunreinigten sich selbst, indem sie – ihren unreinen Herzen entsprechend – alle Erstgeburt ihren Götzen darbrachten, aber der Herr sagt hier, dass Er sie verunreinigte, denn Er war es, der ihnen gab, was sie anschliessend den Götzen opferten. Er hätte die Mutterleiber verschliessen können, dann hätten die Israeliten ihren Götzen nichts darbringen können, aber Er tat es nicht, sondern gab ihnen, was sie danach für den Götzendienst verwendeten. So wurden Seine guten Gaben zum Stolperstein für Israel, wie die Schönheit für Jerusalem und (in etwas schwächerer Weise) die Heilung vom Aussatz für die Neun, die nicht zum Herrn zurückkehrten. Das ist überaus ernst, denn je mehr der Herr uns segnet, desto schwerer wiegt eine ablehnende Haltung Ihm gegenüber.

Gaben ersetzen nicht die Gemeinschaft

Was für materielle Gaben gilt, gilt auch für geistliche Gaben – diese sind bei obigen Feststellungen nicht ausgenommen. Das sehen wir beispielsweise in Mt 7, 22. 23: 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 23 Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter! Weissagung, Dämonenaustreibung und Wunderwerke sind geistliche Dinge, und es wird am Tag der Wiederkehr des Herrn Jesus Menschen geben, die diese Gaben hatten und von ihnen im Namen des Herrn Gebrauch gemacht haben. Doch dies wird ihnen nichts nützen, weil der Herr Jesus diese Menschen niemals gekannt hatte – sie hatten nie Gemeinschaft mit Ihm!

Was der Herr will, ist Gemeinschaft mit Seinem Gegenüber. Gaben sind nebensächlich, die Hauptsache ist, ob wir in diese Gemeinschaft kommen oder nicht. Man kann Gaben erhalten, ohne diese Gemeinschaft je gehabt zu haben, doch dann werden die Gaben die Gemeinschaft nicht ersetzen. Deshalb muss nach dem Geber getrachtet werden, nicht in erster Linie nach den Gaben.

Ruth ist ein schönes Beispiel eines Menschen, der diese Gemeinschaft gesucht hat. Sie kam in den Genuss reichlicher Segnungen auf dem Feld des Boas, aber das genügte ihr nicht. Sie wollte Gemeinschaft mit ihm haben (er ist ein Vorbild auf den Herrn Jesus), und trachtete danach und kam dann zu ihm, und er nahm sie auf. Das glückliche Ende der Geschichte ist nicht das Epha Gerste am Ende von Ruth 2, sondern die eheliche Gemeinschaft am Ende von Ruth 4. Ruth hätte vieles, ja entscheidendes, gefehlt, hätte sie sich mit den Gaben des Boas begnügt und nicht Ihn selbst und die Gemeinschaft mit Ihm gesucht und danach getrachtet.

Auch uns fehlt das Entscheidende, wenn wir den Herrn nicht um Seiner selbst willen suchen, wenn wir nicht nach der innigen Gemeinschaft mit Ihm trachten, in die Er selbst uns führen will. Keine noch so gute Gabe von Ihm kann diese Gemeinschaft ersetzen. Die alles entscheidende und das Herz bis in die Tiefe prüfende Frage lautet deshalb: Suchst du den Herrn um Seiner selbst willen?