Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Zurück zu Ihm (Teil II)

Die Segnungen des Herrn

Im ersten Teil dieser «Mini-Serie» haben wir den Auszug Israels aus Ägypten als ein Bild der Umkehr eines Menschen zu Gott betrachtet. Bereits in diesem Zeitpunkt hatte Israel allen Grund zur Freude: Das Volk war vor dem Gericht bewahrt, aus der Sklaverei befreit und überdies mit Kostbarkeiten überhäuft worden und zog unter der Leitung des Herrn selbst einem Land entgegen, in dem Milch und Honig floss. Im Buch der Richter sollten wir demgemäss nichts anderes als Freude, Friede und Wohlergehen im Volk Israel finden. Eine Beschreibung, wie wir sie zum Beispiel in Jesaja 60 finden, wäre angemessen für die Zeit der Richter, sollte man meinen. Mit Sicherheit können wir aber festhalten, dass der Herr für alles gesorgt hatte, dass für Israel alle Segnungen in greifbarer Nähe lagen, weil der Herr sie bereit gelegt hatte. Das alles gilt auch für all diejenigen, die zu Gott umgekehrt sind, die nicht mehr länger Kinder des Zorns (Eph 2, 3), sondern vielmehr Kinder Gottes (Joh 1, 12) sind: Jeder einzelne wird vor dem Gericht bewahrt (Joh 5, 24), wurde aus der Sklaverei befreit (Röm 6, 6) und wurde ins Gelobte Land geführt: 6 Und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus Eph 2, 6. Nicht umsonst ruft uns der Apostel zu: 4 Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! Phil 4, 4.

Die Wende nach der Lauheit

Ich will einen Satz aus der Beschreibung der Zeit der Richter zitieren, der mir zu Herzen geht: Und das Wort des Herrn war selten in jenen Tagen, Gesichte waren nicht häufig 1. Sam 3, 1. Obwohl der Herr Seinen heiligen Namen an einer Stätte im Gelobten Land wohnen lassen wollte, obwohl also Israel dem Herrn nie hätte näher kommen können als in Kanaan, schwieg der Herr zur Zeit der Richter. Hat denn jemand nach Seinem Sprechen gefragt? Offensichtlich nicht! Jeder tat, was recht war in seinen Augen Ri 21, 25. Die Israeliten gestalteten sich ihren Alltag ohne Gott, klammerten Ihn aus dem täglichen Leben aus und handelten nach eigenem Gutdünken – anstatt in Abhängigkeit von Ihm. Der Ungehorsam der Israeliten führte unter anderem eine Hungersnot nach sich (Ruth 1, 1), und es gab sogar solche, die das Gelobte Land in der Folge verliessen, weil sie der Ansicht waren, woanders mehr Nahrung zu finden! Der Zustand Israels zur Zeit der Richter entsprach also überhaupt nicht dem von Gott vorgesehenen Zustand – im Gegenteil! All das kann auch im Leben eines Christen der Fall sein; auch im Leben eines Christen kann es Zeiten geben, in denen Gott fern scheint, in denen man (geistlich) hungert, das Leben ohne Ihn lebt. Ein trauriger Zustand!

In eben diesem Zustand begann der Herr, sich dem jungen, gottesfürchtigen Samuel zu offenbaren und durch ihn erneut zu Israel zu sprechen (1. Sam 3, 4. 21). Dies allein war für Israel Grund genug, sogleich gegen die Philister in den Kampf zu ziehen (1. Sam 4, 1). Ich bin überzeugt, dass sich die Israeliten ihres Sieges völlig sicher waren, denn immerhin befolgten sie ja den Ruf des Herrn: 3 Der Herr, dein Gott, er zieht hinüber vor dir her; er selbst wird diese Nationen vor dir vertilgen, damit du sie vertreibst 5. Mose 31, 3. Die Gleichgültigkeit, welche das Volk Gottes in den Tagen der Richter gekennzeichnet hatte, war offensichtlich wie weggeblasen, war verschwunden und hatte einem feurigen Eifer für die Sache des Herrn Platz gemacht. Manchmal scheint es, als ob ein Christ, der sich in einem solch traurigen Zustand, wie er oben beschrieben wurde, befindet, durch die Zuweisung einer Aufgabe im Werk des Herrn wieder völlig aufblüht, dass es scheint, als sei er wie ausgewechselt, nicht mehr gleichgültig gegenüber Gott, sondern Feuer und Flamme für den Herrn. Eine schwerwiegende Täuschung mit tragischen Folgen!

Der Weg zurück zu Ihm

Wie Israel auf das Wort des Herrn an Samuel hin gegen die Philister in den Kampf zog, war es schon gegen die Stadt Ai in den Kampf gezogen (Jos 7) und würde es noch gegen den Stamm Benjamin (Ri 20) in den Kampf ziehen. In allen drei Fällen führte Israel unbestreitbar einen Auftrag Gottes aus, in allen drei Fällen war das Volk siegesgewiss, in allen drei Fällen erlitt es eine empfindliche Niederlage. Ja, im Kampf gegen die Philister (1. Sam 4) verloren die Israeliten nicht nur 34 000 Mann, sondern auch noch die Bundeslade! Hätte der Verlust schmerzhafter, der Aufprall auf dem Boden der Realität härter sein können? Ich fürchte um die Geschwister im Herrn, die aus einem Zustand der Gleichgültigkeit gegenüber dem Wort Gottes bzw. Gott selbst heraus einen Dienst annehmen und diesen mit Freude und Eifer ausüben und annehmen, alles sei wieder in bester Ordnung. Ich fürchte, dass sie eine Niederlage erleiden könnten, die genauso schwer wiegt wie die Niederlage Israels im Kampf gegen die Philister. Es gibt einen Weg zurück zum Herrn, wenn wir uns von Ihm entfernt haben, doch der führt nicht über einen Dienst, den wir (vermeintlich) in Seinem Willen ausüben. Das Wort Gottes ist in dieser Beziehung klar: 16 Wascht euch, reinigt euch; schafft mir die Schlechtigkeit eurer Handlungen aus den Augen, hört auf, Böses zu tun! 17 Lernt, Gutes zu tun, trachtet nach Recht, leitet den Bedrückten; verschafft Recht der Waise, führt die Rechtssache der Witwe! Jes 1, 16. 17. Haben wir uns vom Herrn entfernt, haben wir Sünde in unserem Leben angehäuft und damit eine Scheidung zwischen uns und Gott gemacht (Jes 59, 2), dann sollen wir nicht umkehren, indem wir uns im Werk des Herrn engagieren und Gutes tun, sondern indem wir zuerst aufhören, Böses zu tun, und uns von Sünde und Schuld reinigen. Erst wenn wir umgekehrt sind, wenn wir aufgehört haben, Böses zu tun, wenn wir von Sünde und Schuld befreit sind, können wir Gutes tun, uns im Werk des Herrn engagieren. Israel hatte diesen Grundsatz in den Kämpfen gegen Ai, Benjamin und die Philister nicht berücksichtigt und musste in den entsprechenden Niederlagen diese Lektion auf schmerzliche Weise lernen. Möge uns dies erspart bleiben!

Um es nochmals zu verdeutlichen: Israel hatte das Wort Gottes in den Tagen vor Samuel zur Seite gestellt und getan, was recht war in seinen Augen. Die Beziehung zwischen Gott und Seinem Volk wurde dadurch, durch die Sünde Israels, gestört. Hätte Israel seine Sünde bekannt, dann wäre diese Störung behoben worden. 9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit 1. Joh 1, 9. Danach hätte es dem Herrn wieder dienen und – auf Sein Wort hin (von einem solchen lesen wir in 1. Sam 4 übrigens nichts) – in den Kampf gegen die Philister ziehen können. Gewiss wäre es siegreich aus dem Kampf heimgekehrt. Diese Tatsache wird zunächst im Kampf gegen Ai sehr schön verdeutlicht: Erst nachdem die Sünde Achans wiedergutgemacht war, konnte Israel im Kampf gegen Ai bestehen. Aber auch im Kampf gegen Benjamin wird diese Tatsache bestätigt: Erst nachdem Israel dem Herrn geopfert hatte, konnte der Kampf gegen Benjamin erfolgreich geführt werden. Wir wollen daraus lernen, unsere Sünden zu bereinigen, bevor wir dem Herrn dienen. Ich möchte hierzu noch ein Beispiel anfuhren: Wenn eine Maschine nicht gemäss der Bedienungsanleitung verwendet wird, kann sie Schaden nehmen. Ist dieser Fall eingetreten, kann die Maschine zwar trotz Störung vielleicht noch für eine Zeit betrieben werden, doch irgendwann wird der Schaden so gross sein, dass die Maschine ausfällt und einer ausgiebigen, teuren Reparatur unterzogen werden muss. Wieviel klüger wäre es, wenn die Störung zuerst behoben und die Maschine anschliessend wieder in Betrieb genommen würde! Mögen uns deshalb die Worte aus Jes 1, 16. 17 einerseits eine Ermutigung sein, eine Zusicherung, dass es stets einen Weg zurück zum Herrn gibt, andererseits aber auch eine Ermahnung, eine Verdeutlichung, welches dieser Weg ist! Möge uns das Beispiel Israels gerade auch in dieser Hinsicht eine Hilfe sein!