Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Busse von toten Werken

Gott als Schöpfer des Lebens

Gleich zu Beginn der Bibel, in den ersten beiden Kapiteln des ersten Buches Mose, wird uns Gott, der Allmächtige, als der Eine vorgestellt, der allein durch Sein Wort Leben hervorbringt (1. Mose 1, 11. 12. 20. 21. 24–27). Auch den Menschen erweckte Er zum Leben: 7 Und Gott der Herr bildete den Menschen, Staub vom Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele 1. Mose 2, 7. Gott hat das Leben aber nicht nur geschaffen, sondern erhält es auch fortwährend; 28 Denn in ihm leben und weben und sind wir Apg 17, 28. So wird Seine ewige Kraft wie auch Seine Göttlichkeit also von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen Röm 1, 20.

Der Mensch wurde von Ihm zwar als Herr über die restliche Schöpfung eingesetzt (1. Mose 1, 28) und überdies mit solchen Fähigkeiten beschenkt, dass er ohne Weiteres in der Lage war, jedes einzelne Tier zu benennen (1. Mose 2, 19). Doch besass der Mensch von Anfang an – selbst nicht in seinen besten Zeiten, die nun schon lange zurückliegen – nicht die Fähigkeit, Leben zu erschaffen oder hervorzubringen. Der Mensch ist nicht einmal in der Lage, eines seiner Haare schwarz oder weiss zu machen (Mt 5, 36) oder seiner Grösse eine Elle hinzuzusetzen (Mt 6, 27). Nein, das Leben des Menschen liegt, wie jenes aller anderen Geschöpfe auch, völlig in der Hand Gottes. Entzieht Ihm der Schöpfer den Odem des Lebens, so weicht das Leben von ihm – egal, was er gedenkt, dagegen zu unternehmen.

Verantwortung über Leben und Tod

Dennoch wird in denselben Kapiteln, in welchen Gott als Schöpfer des Lebens vorgestellt wird, geschildert, wie Gott dem Menschen Verantwortung überträgt – und zwar nicht nur über die restliche Schöpfung, sondern auch über sein eigenes Leben, indem Er die beiden besonderen Bäume, den des Lebens und den der Erkenntnis von Gut und Böse, in die Mitte des Gartens Eden stellt. Der Baum des Lebens spricht deutlich von unserem Herrn Jesus Christus, denn nach der Vertreibung aus dem Paradies hat Gott Ihn in die Welt gestellt, auf dass jeder, der von Ihm «isst», ewiges Leben habe (Joh 6, 51). Selbstverständlich ist die Bedeutung der Worte des Herrn in Joh 6 eine bildliche, denn Er erklärt, dass Er Sein Fleisch für die Welt hingeben werde (im selben Vers: Joh 6, 51). Wer Sein Opfer im Glauben annimmt, der erhält ewiges Leben, wie auch Adam ewiges Leben erhalten hätte, wenn er vom Baum des Lebens gegessen hätte. Diese Möglichkeit, ewiges Leben zu erlangen, welche Gott dem Menschen geschaffen hat – sei es durch den Baum des Lebens im Garten Eden, sei es durch das Opfer des Herrn Jesus Christus –, bedeutet nicht, dass es der Mensch nun selbst in der Hand hätte, ewiges Leben zu erlangen. Gewiss liegt es am Menschen, die entsprechende Entscheidung zu treffen, doch ist es so, dass alles vom Herrn bereitet wird: Er hat den Baum gepflanzt, die Früchte wachsen lassen, den Menschen auf die Möglichkeit hingewiesen, den Zugang zum Baum ermöglicht und Er hätte das Leben, das allein aus Ihm kommt und in Ihm ist, in den Menschen gelegt; Er hat aber auch Christum in die Welt gesandt, ans Kreuz nageln lassen, Ihn zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2. Kor 5, 21), den Menschen auf die Möglichkeit des Erhalts ewigen Lebens in Ihm hingewiesen, den Zugang zu Ihm ermöglicht und das Herz der Menschen erweicht (vgl. Hiob 33, 29. 30), auf dass sie zum Leben kommen. Alles wurde von Gott bereitgestellt, alles wird von Ihm getan. Leben gibt es nur in Ihm, durch Ihn und von Ihm. Der Mensch erweckt dieses Leben nicht selbst, und er hat es auch nicht in sich.

Die Möglichkeit, von der Frucht des Baumes des Lebens zu essen und so ewiges Leben zu erhalten, stand Adam jedoch nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung, und zwar so lange, bis er vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse kostete, mithin starb (1. Mose 2, 17). Nach dem Tag seines Todes gab es für Adam keine Möglichkeit mehr, ewiges Leben zu erhalten; er hatte seine Entscheidung getroffen und wurde darauf behaftet. So ist es auch heute: Wer Christum nicht annimmt, bevor er stirbt, wer nicht vor dem Tag seines Todes zu Ihm kommt, der wird danach keine Möglichkeit mehr haben, ewiges Leben in Ihm zu erlangen. Die Entscheidung ist dann getroffen, dann ist eine grosse Kluft befestigt Lk 16, 26. Niemand weiss aber, wann er sterben wird. Die Entscheidung, das ewige Leben aus der Hand des Herrn Jesus Christus anzunehmen, sollte deshalb so rasch als möglich getroffen werden. Deshalb heisst es auch: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, 8 verhärtet euer Herz nicht Ps 95, 7. 8.

Adam bot sich jedoch nicht nur die Möglichkeit, ewiges Leben zu erhalten, sondern auch, den Tod über sich zu bringen: 17 Aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben 1. Mose 2, 17. Gleich, wie es Adam in der Hand lag, von der Frucht des Baumes des Lebens zu essen und ewiges Leben zu haben, lag es auch in seiner Hand, von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen und damit die Strafe Gottes, den Tod, auf sich zu ziehen.

So finden wir also insgesamt am Ende des zweiten Kapitels des ersten Buches Mose, dass die Quelle allen Lebens in Gott zu finden ist, dass Er das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre Röm 4, 17, dass Er der Gott allen Fleisches Jer 32, 27 ist, dass er aber auch dem Menschen, den Er erschaffen hat, die Verantwortung über ewiges Leben und Tod übertragen hat, was sich in grundsätzlicher Hinsicht auch nach der Vertreibung aus dem Paradies und bis heute nicht geändert hat.

Übertretung und Tod

Im Gegensatz zu den ersten beiden Kapiteln des ersten Buches Mose, die von der Herrlichkeit Gottes und dem Leben in Ihm und durch Ihn sprechen, sprechen die nächsten beiden Kapitel vom unglückseligen Beginn des Menschengeschlechts, von der tiefen Verdorbenheit des Menschen und vom Tod: Adam und Eva kosten beide von der Frucht des Baumes der Erkenntnis, der Zugang zum Baum des Lebens wird ihnen verwehrt, sie werden aus dem Paradies vertrieben und bald darauf tötet der erste Nachkomme seinen eigenen Bruder. So, wie Gott Leben in die Schöpfung brachte, brachte der Mensch hernach den Tod in dieselbe.

Die angedrohte Strafe, der Tod, ereilte die Menschen: Adam starb, wie der Herr angedroht hatte, noch am selben Tag, denn bei dem Herrn sind tausend Jahre wie ein Tag 2. Petr 3, 8, und Adam wurde nicht tausend Jahre alt (1. Mose 5, 5). Bereits an dem Tag aber, an dem Adam von der Frucht ass, starb er aber auch in anderer Hinsicht, denn er war fortan tot in seinen Vergehungen und Sünden Eph 2, 1. 23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod Röm 6, 23 – das gilt eben nicht nur im Hinblick auf unseren Leib bzw. die (gewaltsame) Trennung von Leib und Seele, sondern auch im Hinblick auf unseren Geist, durch den wir Verbindung zu Gott, zur Quelle allen Lebens, aufnehmen können. Wer tot in seinen Vergehungen und Sünden ist, der ist von Gott getrennt (Jes 59, 1. 2), damit aber auch vom Leben, das in Ihm ist. Diese Trennung ist, solange wir hier auf Erden leben, keine vollständige, denn Gott hat in Seiner Gnade einen Zugang zum Menschen geschaffen, so dass der Mensch zum Leben kommen kann. Wer jedoch nicht zu Gott umkehrt, solange er noch lebt, der wird am Ende der Zeiten vollständig und für ewig von Gott getrennt werden. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. 15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen Offb 20, 14. 15.

Der Zustand der Menschen kann mit jenem eines Verbrechers, der zum Tode verurteilt wurde und nun auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartet, verglichen werden. Wir sind alle Sünder (Röm 3, 23) und das Urteil, das auf den Tod lautet, wurde bereits gesprochen (Röm 6, 23). In Seiner Gnade hat der Herr das Gericht, die Vollstreckung des Urteils aber zeitlich nach hinten versetzt, so dass diese erst nach unserem Tod (Hebr 9, 27) oder aber – sollte der Herr vorher wiederkommen – bei Seiner Erscheinung (Mt 25, 31–46) vollzogen wird. Während dieser Zeit bietet Er selbst uns die Begnadigung an, bietet uns an, Seinen einzigen, vielgeliebten Sohn als an unserer Stelle mit dem Tod bestraft zu betrachten, dessen stellvertretendes Opfer im Glauben anzunehmen und dem Tod zu entgehen: 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen Joh 5, 24.

Eines muss klar sein: Der Mensch ist vor Gott tot, der Schuldspruch ist gefällt, die Vollstreckung des Urteils steht (unmittelbar) bevor. Der Mensch ist nicht in der Lage, dort Leben hervorzubringen, wo keines ist – denn das kann, wie wir gesehen haben, nur Gott (vgl. Röm 4, 17). Nur Gott kann Tote lebendig machen. Gleicherweise kann ein Verurteilter in der Todeszelle nichts, aber auch gar nichts, tun, um der Todesstrafe zu entgehen. Einzig die Begnadigung durch einen andern, der dazu in der Lage ist, kann ihn vor der Vollstreckung der Strafe bewahren. Der Mensch hat also in sich nichts zu hoffen, denn er ist völlig verloren. Es gibt keine Anstrengung, keine Tat, nichts, das du tun könntest, um Leben zu haben.

Tote Werke

Die Lüge, ein Mensch könne sich durch gute Werke einen Anspruch darauf verschaffen, nach dem Tod in die Herrlichkeit eingehen zu dürfen, hält sich seit Urzeiten beharrlich in den Köpfen der Menschen. Natürlich, wir wollen uns selbst helfen, wollen glauben, dass wir es in der Hand hätten, wollen glauben, dass unser Zustand nicht völlig hoffnungslos ist. Doch all unsere Überzeugungen ändern nichts an der Tatsache, dass wir eben doch vollends verloren sind, dass es nichts gibt, das wir tun könnten, um uns einen Anspruch auf die Herrlichkeit bei Ihm zu erarbeiten. Um ein letztes Mal auf das Beispiel des zum Tode Verurteilten zurückzukommen: Selbst wenn ein solcher sich bei allen Menschen, denen er geschadet hat, entschuldigt, wenn er sich – soweit ihm das möglich ist – für andere Menschen einsetzt, ihnen Gutes tut, mit allen Mitteln versucht, seine Schuld abzuarbeiten und zu tilgen – am Ende wird doch das Urteil vollstreckt. Seine Bemühungen ändern nichts an der Tatsache, dass er zum Tode verurteilt ist, und dieses Urteil zur gegebenen Zeit vollstreckt werden wird.

Zeigen unsere Bemühungen, uns einen Anspruch auf die Herrlichkeit zu erarbeiten, nicht, dass wir uns bewusst sind, dass uns dieser Anspruch nicht per se zusteht? Zeigen unsere Werke, mit denen wir uns das Leben erarbeiten wollen, nicht, dass wir tot sind? Denn: Wer bereits das Leben hat, ist nicht darum bemüht, es zu erlangen, denn er hat es bereits. In der Bibel werden, Werke, die dazu gedacht sind, einen Anspruch auf das Leben zu schaffen, tote Werke genannt, denn sie entstammen nicht dem Leben, sondern eben einer Quelle, die in sich tot ist. Tote Werke können gute oder böse Werke sein, denn tot bedeutet nicht zwingend «schlecht». Es gibt viele Menschen, die das ewige Leben nicht in sich haben, die wunderbare, gewaltige, bewundernswerte Taten vollbringen, doch sind diese Taten tot, weil sie nicht dem ewigen Leben entspringen, weil sie Bemühungen von Toten sind, die das Leben erlangen wollen.

Gewiss wird Gott nicht ohne Weiteres darüberhinwegsehen, wenn jemand Gutes oder Böses tut. Gäbe es aber einen Weg, durch gute Taten das Leben zu erlangen, dann würden wir diesen gewiss in dem Buch, das geschrieben wurde, damit wir glaubend Leben Joh 20, 31 haben, finden. Bestimmt würde uns Gott, so wie es beispielsweise die Römisch-Katholische Kirche – angeblich in Seinem Namen – tut, anleiten, würde uns Pflichten auferlegen, bei deren Beachtung wir uns den Zugang zum ewigen Leben verdienen könnten. Doch was finden wir anstelle dessen? Den Aufruf, Busse von toten Werken zu tun, d. h. umzukehren von dem Weg, auf dem wir hoffen, durch unsere Werke das Leben zu finden! Wir haben es oben gesehen, und hier wird es nochmals bestätigt: Leben kann nur aus Gott kommen, nur Er kann die Toten lebendig Röm 4, 17 machen. Ewiges Leben hat eben nicht der, der es sich erarbeiten will, sondern der, der im Glauben zu Jesu Christo kommt (z. B. Joh 3, 16; Joh 5, 24).

In Bezug auf Israel

Solange ein Mensch damit beschäftigt ist, Werke zu seiner Errettung zu vollbringen, solange er glaubt, es sei ihm möglich, einen Anspruch auf die ewige Herrlichkeit bei Gott zu erarbeiten, ist er blind für alles, was den christlichen Glauben ausmacht. Es mag sogar sein, dass ein solcher Mensch christliche Religion ausübt, aber zum echten Glauben, der ihn lebendig macht, kommt er so nicht. Das mag wohl einer der tieferen Gründe sein, weshalb die Busse von toten Werken als erste der sechs Glaubensgrundlagen in Hebr 6, 1. 2 genannt wird.

Wiewohl sich die Aufforderung, Busse von toten Werken zu tun, an alle Menschen gleichermassen richtet, so gibt es doch eine Gruppe, die davon besonders betroffen ist. Es ist so gesehen alles andere als ein Zufall, dass wir diese klare Aufforderung ausgerechnet im Brief an die Hebräer und in den beiden ersten Reden des Apostels Petrus an die Juden (Apg 2, 38; Apg 3, 19) finden. Als nämlich der Herr die Israeliten aus Ägypten herausgeführt und auf Adlers Flügeln 2. Mose 19, 4 hin zu sich gebracht hatte, stellten sich diese selbst auf den Boden ihrer eigenen Kraft, indem sie sprachen: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun! 2. Mose 19, 8. Sie sahen sich mit anderen Worten in der Lage, den Anforderungen Gottes gerecht werden zu können, d. h. so zu leben, dass sie einen Anspruch auf das ewige Leben hätten. Sie vertauschten damit Gnade mit Lohn (Röm 11, 6). Der Herr liess es in der Folge zu und gab Israel Sein gutes und heiliges Gesetz, um zu beweisen, dass genau das eben nicht möglich ist. Über hunderte von Jahren hinweg blieb kein einziger Israelit diesen Beweis schuldig; keiner wandelte so vor dem Herrn, dass er am Ende seines Lebens das ewige Leben als Lohn in Anspruch nehmen konnte. So kam durch das Gesetz Erkenntnis der Sünde (Röm 3, 20), denn jeder kann heute selbst in den Schriften des Alten Testaments nachlesen, dass es nicht möglich ist, durch tote Werke vor Gott gerecht zu werden (vgl. 2. Kor 3, 6). Die Israeliten musste daher, als das Zeitalter des Gesetzes offiziell beendet worden war (Lk 16, 16), in besonderer Weise dazu ermahnt werden, nicht durch tote Werke, sondern durch lebendigen Glauben, zu Gott zu kommen.

Wer den eher theoretischen Ausführungen zu den toten Werken keinen Glauben schenken will, wer meint, es müsse trotzdem irgendwie möglich sein, durch gute Werke vor Gott gerechtfertigt werden zu können, der soll doch die Geschichte Israels vom Auszug aus Ägypten bis zur Wegführung aus dem Guten Land nachverfolgen, soll forschen, ob es einen Israeliten gegeben hat, der unter den von Gott geschaffenen optimalen Bedingungen den Gegenbeweis erbringen konnte. Es ist zu hoffen, dass die traurige Geschichte Israels zum Herzen spricht und einen solchen Menschen von der Falschheit seiner Überzeugungen überführt. Möge der Herr denen, die es noch nicht getan haben, die Gnade schenken, Busse von ihren toten Werken zu tun! Wir werden im nächsten Teil dieser kleinen Artikel-Serie sehen, was weiter folgen muss.