Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Glaubenszeugen – Noah

Nach der Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden begannen dessen Nachkommen bald, Städte zu bauen (1. Mose 4, 17), mit Instrumenten zu musizieren und verschiedene Metalle zu bearbeiten (1. Mose 4, 21. 22). Aus der Sicht des Menschen begann die Erde aufzublühen. Die Natur wurde durch eine sich stetig weiter entwickelnde Kultur verdrängt, Zivilisationen entstanden, alle Bereiche des Lebens wurden geordnet und angenehm gestaltet. Aus der Verbindung von Geisteswesen (Söhne Gottes, Engel; 1. Mose 6, 1) und Menschen gingen Riesen (Nephilim) hervor, das sind die Helden, die vor alters waren, die Männer von Ruhm gewesen sind 1. Mose 6, 4. Man darf annehmen, dass die Nephilim den Menschen nicht nur körperlich, sondern auch mental überlegen gewesen sein und deshalb einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der damaligen menschlichen Kultur zu einer eigentlichen Hochkultur geleistet haben könnten. Berücksichtigt man den Umstand, dass Adam in der Lage gewesen war, sämtlichen Tieren einen Namen zu geben, was für eine enorme geistige Kapazität spricht, erscheint es als möglich, dass Noah, der etwas mehr als tausend Jahre nach dem Beginn der Zeitrechnung geboren wurde, in einer Zivilisation gelebt hat, die mit unserer heutigen westlichen Zivilisation vergleichbar oder ihr sogar überlegen gewesen sein könnte. Doch das sind Spekulationen, die sich nicht auf eine ausreichend sichere biblische Grundlage stützen können und deshalb nicht weiter verfolgt werden sollen. Der biblische Bericht belegt jedenfalls ein erhebliches Fortschreiten der Zivilisierung der Weltbevölkerung bis in die Tage Noahs. Einer Aussage des Herrn Jesus lässt sich entnehmen, dass es sich die Menschen damals gut gehen lassen konnten und das auch taten: Sie assen und tranken, sie heirateten und verheirateten Mt 24, 38. Wie es heute ist, so muss es damals gewesen sein: Die Menschen hatten viel erreicht, sich einen Namen gemacht, die Erde kultiviert. Sie konnten sich selbstgefällig gegenseitig auf die Schultern klopfen und sich beglückwünschen. Sie konnten sich zurücklehnen und ihr Leben geniessen. Ja, es muss ein goldenes Zeitalter gewesen sein, ein Zeitalter des Wohlstandes, des Überflusses, der Kultur und der Zivilisation. Wie erwähnt hatten es die Menschen ja sogar geschafft, sich selbst durch die Verbindung mit den (gefallenen) Engeln «aufzuwerten», Nephilim hervor zu bringen, das sind die Helden, die vor alters waren, die Männer von Ruhm gewesen sind 1. Mose 6, 4. Wären die Menschen von einer anderen Spezies besucht worden, hätten sie – wie später Hiskia den Botschaftern Babels (2. Kön 20, 12–15) – voller Stolz all ihre Errungenschaften, ihre Helden und alles, was in ihren Augen wertvoll war, präsentiert. Wahrlich, ein strahlender Morgen menschlicher Hochkultur war angebrochen!

Mitten in dieser Stimmung des Aufbruchs zu neuen Höhen lebte ein Mann, von dem es heisst, dass er mit Gott wandelte: Henoch, der Urgrossvater Noahs (1. Mose 5, 22. 24). Seine Predigt lautete: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, 15 um Gericht auszuführen gegen alle und zu überführen alle Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, die gottlose Sünder gegen ihn geredet haben Jud 1, 14. 15. Wie passte das zu den damaligen Verhältnissen? Wieso sprach Henoch von Gottlosen, von Sündern und vom Gericht des Herrn? Hatte die Menschheit nicht den nur denkbar besten Zustand erreicht? Hatte man nicht sogar begonnen, den Namen des Herrn anzurufen 1. Mose 4, 26? Was Henoch predigte, musste völlig unglaubwürdig und realitätsfremd scheinen. Man hatte neue Höhen erklommen, hatte das menschliche Geschlecht durch die Vermischung mit Geisteswesen verbessert, rief den Namen des Herrn an, räumte den geistlichen Dingen einen Stellenwert im Alltag ein. War die Welt nicht das, was wir heute als christianisiert bezeichnen würden? Hatte man nicht das Geistliche auf diese Erde herabgeholt, es mit den irdischen Dingen verbunden und jene dadurch verbessert, gar geheiligt? Doch, genau das hatte man getan. Aber die Vermischung von irdischen und himmlischen, von seelischen und geistigen Dingen ist nur in den Augen der Menschen etwas Gutes. Die Christianisierung der westlichen Welt, die Verbindung der Kirche mit dem Staat ist nur etwas, das religiöse Gefühle befriedigen kann, etwas, das als ein Ideal für jene erscheint, die sich nur damit begnügen, den Namen des Herrn anzurufen. In den Augen Gottes hat ein solcher Zustand eine ganz andere Qualität:

5 Und der Herr sah, dass die Bosheit des Menschen gross war auf der Erde, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. 6 Und es reute den Herrn, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein. 7 Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen – vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. 1. Mose 6, 5–7

Wir Menschen lassen uns von dem täuschen, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Wir sehen auf das Äussere und sind nicht in der Lage, ins Herz zu sehen (1. Sam 16, 7). Von Natur aus sind wir unfähig, die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht. Wir können unser Umfeld nur mit unserer Wahrnehmung erfassen und nur danach beurteilen, was wir wissen. Wir sehen Städte, die entstehen, wir hören Musik, wir freuen uns an der Entlastung, die uns metallene Werkzeuge verschaffen, wir begnügen uns damit, dass der Name des Herrn angerufen wird und wir begrüssen es, wenn unser irdischer Alltag mit himmlischen Dingen, mit denen er vermischt wird, aufgewertet wird. In unseren Augen erscheint dies alles als gut und wir lehnen uns zurück, essen und trinken (konsumieren) und heiraten und verheiraten (leben unsere sexuellen Triebe aus). Das ist für uns das Leben. Wenn wir nicht daran gehindert werden, unsere eigenen Bedürfnisse und Begierden zu befriedigen, sind wir glücklich und zufrieden, sehen wir die Welt durch die sprichwörtliche rosarote Brille. Doch das ist alles nur Lug und Betrug.

Gott, der in die Herzen sieht, dessen Wort ein zweischneidiges Schwert ist, das alles säuberlich bis ins Innerste trennt (Hebr 4, 12), lässt sich nicht täuschen. Die Vermischung von irdischen und geistigen Dingen ist in Seinen Augen keine Aufwertung der irdischen Dinge, sondern eine Entwertung der geistigen Dinge – ein Greuel. Er sieht, dass der gesunde Apfel den faulen Apfel nicht wieder gesund macht, sondern dass der faule Apfel den gesunden Apfel ansteckt und ebenfalls verfaulen lässt. Er sieht, dass jedermann problemlos Seinen Namen anrufen und trotzdem ein Leben leben kann, in dem Er keinen Platz hat. Er sieht alles Gebilde der Gedanken des menschlichen Herzens und Er beurteilt es in Seinem vollkommenen Licht, das alles durchdringt, denn Er ist der Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels Jak 1, 17. Nichts kann sich Seinem alles durchdringenden Blick entziehen, nichts wird übersehen, alles wird beurteilt und gerichtet. Dereinst wird alles, was ihr in der Finsternis gesprochen habt, im Licht gehört werden, und was ihr in den Kammern ins Ohr geredet habt, wird auf den Dächern verkündet werden Lk 12, 3. In Seinem Urteil über die scheinbar so glorreichen Zustände zur Zeit Noahs bleibt nicht der kleinste Raum für etwas Gutes: Nicht nur war die Bosheit des Menschen gross auf der Erde; auch war alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. «Alles» und «nur» bedeutet ohne jede Ausnahme; «den ganzen Tag» bedeutet jederzeit. Was in unseren Augen der Höhepunkt der Kultur und der Zivilisation gewesen ist, ist im Lichte Gottes betrachtet der völlige Ruin, die komplette Bankrotterklärung des Menschen – gemessen am göttlichen Massstab – gewesen. Die Menschen mochten bildlich gesprochen wie später der König Belsazar ein gewaltiges Festmahl unter tausend Gewaltigen veranstalten, goldene und silberne Gefässe direkt aus dem Tempel Gottes zu Tische bringen lassen und daraus trinken, doch weder der Prunk noch die menschliche Macht noch die Vermischung von irdischen und himmlischen Dingen konnten darüber hinweg täuschen, dass sie von Gott gewogen und für zu leicht befunden worden waren: 27  Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden Dan 5, 27. Die Vermischung mit den Söhnen Gottes hatte den Bankrott des Menschen nicht abgewendet, sondern vielmehr noch die letzte Reserve zerstört und den Gang zum Konkursrichter endgültig unabwendbar gemacht. Oder sollte es Gott etwa begrüssen, wenn Seine Dinge dahin gebracht werden, wo der Thron des Satans ist (Offb 2, 13. 24)?

Nun ist Gott keine unpersönliche Macht, kein unpersönliches Prinzip, das einfach für einen Ausgleich sorgt und dem man folglich zuvorkommen könnte, indem man selbst auf einen Ausgleich von Schlechtem und Gutem hinwirken würde. Nein, es reute den Herrn, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein 1. Mose 6, 5. Der Zustand der Menschen, die Er in Seinem Bilde geschaffen hatte, schmerzte Ihn in Sein Herz hinein! Können wir uns das vorstellen? Verstehen wir, was das bedeutet? Der Herr hatte Ordnung ins Chaos gebracht, hatte etwas geschaffen, das sehr gut war, hatte Seine Schöpfung mit einem paradiesischen Garten gekrönt, hatte ein Gegenüber kreiert und diesem alles anvertraut, auf dass Er und die Menschen sich in alle Ewigkeit aneinander erfreuen, miteinander Gemeinschaft haben und unter ihrer Herrschaft die Erde zum Blühen bringen könnten und nun war alles kaputt. Der Erdboden war verflucht. Das Blut Abels (und wohl vieler weiterer Opfer blutiger Gewalttaten) schrie allezeit nach Rache zum Herrn. Trotz aller zivilisatorischen Erfolge gab es Menschen, die Ruhe und Trost (Noah) über ihre Arbeit und über die Mühe ihrer Hände wegen des Erdbodens benötigten (1. Mose 5, 29). Die Menschen selbst waren gottlos, hatten sich von Seinem Angesicht entfernt, obwohl Er ihnen sogar nach dem Sündenfall noch nachgegangen war, waren nur böse den ganzen Tag. Niemand kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie gross der Schmerz gewesen sein muss, den der Vater in den Himmeln darüber verspürt hat. Liebe Leser, merken Sie sich bitte Stellen wie 1. Mose 6, 6 oder Joh 11, 35 und prägen Sie sich ein, dass Gott, der Herr, Ihr Handeln, Ihre Worte und Ihr Denken nicht teilnahmslos zur Kenntnis nimmt, sondern dass Sie Seine heiligen Gefühle verletzen, Ihn beleidigen können, dass Er, der Seinen geliebten Sohn für uns dahingegeben hat, Ihre Geringschätzung Ihm und Seiner kostbaren Gnade gegenüber (wenn Sie vorsätzlich sündigen) tief empfindet. Reizt Sie die Sünde, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens 1. Joh 2, 16? Dann fragen Sie sich, bevor Sie der Versuchung nachgeben, ob Sie wirklich Ihrem Himmlischen Vater, der Seinen einzigen kostbaren Schatz für Sie gegeben hat, einen Stich ins Herz versetzen wollen!

Zur Zeit Noahs hatten es die Menschen so weit gebracht, dass es Gott reute, sie überhaupt erst geschaffen zu haben. Der Zustand war so schlimm, dass es keine Hoffnung mehr für eine Wiederherstellung gab. Da stand kein Mittel zur Verfügung, mit dem die Menschen hätten so verbessert werden können, dass Gott sie hätte weiter leben lassen können. Sie waren so hoffnungslos verdorben, dass jegliche Verbesserungsmassnahme zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt waren. Sie waren tot in ihren Vergehungen und Sünden (Eph 2, 1) und jedermann weiss, dass man von einem Toten nichts mehr erwarten kann. Nur in erfundenen Geschichten kann mit Toten noch etwas angefangen werden. In der Realität kann man sie nur begraben lassen. Zur Zeit Noahs blieb Gott also nichts anderes mehr übrig, als all die toten Sünder zu begraben – nicht unter einem Haufen Erde, sondern im Wasser. Deshalb lautete das Urteil Gottes: Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen 1. Mose 6, 13. Ein schreckliches Wort!

Vielleicht kommt jemand auf die Idee, Gott eine Tatenlosigkeit in Bezug auf die schlechte Entwicklung vorzuwerfen, die zum hoffnungslosen Zustand in den Tagen Noahs geführt hat. Einem solchen Gedanke kann mit dem Wort Gottes problemlos entgegengetreten werden. Wie oben erwähnt hatte schon der Urgrossvater Noahs, Henoch, gepredigt: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, 15 um Gericht auszuführen gegen alle und zu überführen alle Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, die gottlose Sünder gegen ihn geredet haben Jud 1, 14. 15. Henoch, der treue Zeuge, der Mann des Glaubens, der nicht nur den Namen des Herrn anrief, sondern mit Gott wandelte, hatte die Menschen mit deutlichen Worten darauf hingewiesen, dass der eitle Schein trügte. Er hat vom anstehenden Gericht gepredigt, wie später beispielsweise der Prophet Jona in der gottlosen Stadt Ninive vom kommenden Gericht gepredigt hat: Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt! Jona 3, 4. Die Einwohner Ninives hörten diese Predigt nicht nur, sondern sie akzeptierten das gerechte Urteil Gottes und liessen der Verkündigung des kommenden Gerichtes durch Jona entsprechende Taten folgen:

5 Und die Leute von Ninive glaubten Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch, von ihrem Grössten bis zu ihrem Kleinsten. 6 Und das Wort gelangte zum König von Ninive; und er stand von seinem Thron auf und legte seinen Mantel ab und hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in die Asche. 7 Und er liess in Ninive, auf Befehl des Königs und seiner Grossen, ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Kleinvieh sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken; 8 und Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und sollen heftig zu Gott rufen; und sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von dem Unrecht, das in ihren Händen ist. Jona 3, 5–8

Nichts, rein gar nichts drohte das kommende Gericht an als nur das Wort Gottes aus dem Munde Jonas! Das Auge, das Ohr, die Hand der Einwohner Ninives fanden gar nichts, das sie von der Wirklichkeit dessen, was Jona predigte, hätte überzeugen können. Sie hatten nur das Wort Gottes, waren nur Hörer des Wortes, doch – Gott sei Dank! – nicht nur Hörer, sondern auch Täter (Jak 1, 22)! Das Wort nützte ihnen, weil es sich mit Glauben verband (Hebr 4, 12). Die Predigt Jonas drang den Einwohnern Ninives durchs Herz (Apg 2, 37), sodass sie nicht einmal mehr (anders als die Zuhörer der Predigt Petri an Pfingsten) fragen mussten, was zu tun sei, sondern sofort wussten, was die einzig richtige Antwort sein konnte. Welche gesegnete Wirkung durfte das Wort Gottes, das Jona predigte, doch entfalten! Es erfüllte den Vorsatz Gottes komplett: 10 Und Gott sah ihre Werke, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren; und Gott liess sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, dass er es ihnen tun wolle, und tat es nicht Jona 3, 10. Er tat es nicht – kostbare Worte!

Ach, Henochs Predigt hatte nichts dergleichen bewirkt. Gewiss lag es nicht etwa daran, dass er weniger überzeugend gepredigt hätte, denn weder Vernünfteleien noch Philosophie noch Überredungskünste können das göttliche Werk der Busse bewirken. Dieses Werk kann nur in Erweisung des Geistes und der Kraft, 5 damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft 1. Kor 2, 4. 5, getan werden. Henoch und Jona hatten gleicherweise das reine Wort Gottes gepredigt und die Kraft des Wortes Gottes ist immer dieselbe, aber bei den einen Zuhörern verband es sich mit Glauben, bei den andern nicht. Beide Predigten waren durch dieselbe göttliche Kraft, doch die einen Zuhörer waren empfänglich für den Aufruf zur Busse, die anderen hatten ihre Herzen schon längst verhärtet, sodass die Predigt – wiewohl in Kraft – wirkungslos abprallte. Doch das Wort Gottes kehrt nie leer zurück, sondern richtet stets aus, was Er sich vorgenommen hat (Jes 55, 11). Im Falle Henochs bewirkte es nicht das wunderbare Werk der Busse und Rettung, sondern besiegelte das kommende Gericht. So konnte Gott in den Tagen Noahs, des Urenkels Henochs, das heisst fast tausend Jahre später, sagen, Er habe die Menschen rechtzeitig gewarnt, früh sich aufmachend und sendend 2. Chron 36, 15. So ist es immer. Gottes Gericht kommt nie ohne Vorwarnung. Henoch war die mahnende Stimme gewesen, die die Leute hätte aufrütteln können, doch sie wollten nicht hören.

Anders als die Israeliten, die einmal angesichts des drohenden Gerichtes einfach resigniert und beschlossen hatten, das Heute noch zu geniessen, bevor das Gericht komme (Jes 22, 13), hatten die Menschen zur Zeit Noahs das kommende Gericht vollständig verdrängt. Sie assen und tranken, heirateten und verheirateten sich nicht etwa deshalb, weil sie die wenige Zeit, die ihnen noch blieb, bestmöglich nutzen wollten, sondern weil sie dem irrigen Wahn verfallen waren, sie befänden sich im Anbruch einer herrlichen Zeit. Und tatsächlich war da ja keine Wolke am Himmel, nichts, das die kommende Flut angekündigt hätte. Die Menschen vermehrten sich, besiedelten den ganzen Erdboden, bauten Städte, entwickelten sich fort – sie befanden sich in einer Entwicklung, die sich in ihren Augen nur steil nach oben fortsetzen konnte. Immer höher, immer weiter, immer besser dürfte wohl das Motto jener Zeit gelautet haben – wie es auch heute allerorts gepredigt wird. Die Menschen waren (und sind) verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens Eph 4, 18, sie hatten alle Empfindung verloren und sich selbst der Ausschweifung hingegeben, um alle Unreinheit mit Gier auszuüben Eph 4, 19. Sie blickten auf ihre Errungenschaften und auf den blauen Himmel und taten, was recht war in ihren Augen. Sie meinten nicht, das Heute noch auskosten zu müssen, weil es kein Morgen gäbe, sondern waren der wirksamen Kraft des Irrwahns 2. Thess 2, 11 unterworfen, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden 2. Thess 2, 10. Sie sagten sich: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts Offb 3, 17, aber in Tat und Wahrheit waren sie der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt Offb 3, 17.

Noah trat also in einer Zeit auf den Plan, in der die Realität und der Schein nicht weiter voneinander hätten entfernt sein können. Alles sprach von pulsierendem Leben, Gott sprach vom Ende allen Fleisches. Noah unterschied sich in nichts von seinen Mitmenschen. Seine Sinne nahmen nichts anderes als die Sinne seiner Nächsten wahr. Er sah keine Wolke am Himmel, nicht einmal ein Wölkchen klein wie die Hand eines Mannes 1. Kön 18, 44. Vom kommenden Gericht hatte er nicht mehr als seine Mitmenschen auch gehört. Henoch hatte nicht nur im Geheimen geweissagt. Seine Prophetie war öffentlich bekannt. Noah war also ein Mann wie alle anderen auch. Er war nicht sündlos, was uns Gott, der Herr, in Seiner unendlichen Weisheit verbrieft hat. Es heisst nämlich: Er trank von dem Wein und wurde betrunken, und er entblösste sich in seinem Zelt 1. Mose 9, 21. In einem unachtsamen Augenblick gab sich Noah also den Freuden der Welt hin, liess sich gehen, verlor die Beherrschung und offenbarte vor aller Welt seine Blösse, seine Schande. Zwar befand er sich in seinem Zelt, aber es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht erkannt werden wird Mt 10, 26. Jedermann kann in der Bibel nachlesen, was sich im Verborgenen ereignet hat. Es ist für jedermann erkennbar. Das ist ein überaus ernstes Wort, denn oft geben wir uns dem Irrtum hin, was wir im Verborgenen täten, würde für immer verborgen bleiben. Das Wort Gottes, von dem noch nie ein Strichlein auf den Boden gefallen ist, teilt uns mit, dass es sich ganz sicher nicht so verhält. Täuschen wir uns also nicht! Doch beschäftigen wir uns nicht länger mit Noahs Schande! Es reicht uns zu wissen, dass er – wie auch der grosse Prophet Elia – ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir Jak 5, 17 war.

Wodurch unterschied sich Noah nun von seinen Mitmenschen? Weshalb heisst es, er sei ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen 1. Mose 6, 9 gewesen? Die Antwort ist denkbar einfach: Er glaubte – vertraute fest – auf das Wort Gottes. Das ist alles. Liebe Leser, wir dürfen nie vergessen, dass es vor Gott kein Ansehen der Person gibt (2. Chron 19, 7; Röm 2, 11; Gal 2, 6; Eph 6, 9; Kol 3, 25; 1. Petr 1, 17) und dass auch wir unrecht tun, wenn wir auf die Person sehen (5. Mose 1, 17; 16, 19; Spr 24, 23; 28, 21; Jes 3, 9; Jak 2, 1). Nie ist ein Mensch vor Gott als gerecht oder vollkommen befunden worden, weil er sich hinsichtlich seiner Person von anderen Menschen unterschieden hätte, denn einen solchen Unterschied zu berücksichtigen (wenn es das denn überhaupt gäbe; vgl. Röm 3, 10 ff.), hiesse, die Person im Gericht anzusehen. Abel ist nicht gerechter oder vollkommener als Kain gewesen, aber er ist mit einer Opfergabe, die ihn gerettet hat, vor Gott getreten, während Kain mit einer nichtigen Opfergabe vor Gott erschienen ist. Henoch ist nicht gerechter oder vollkommener als seine Mitmenschen gewesen, aber er ist mit Gott gewandelt, was unmöglich gewesen wäre, wenn er nicht zuallererst die ausgestreckte, rettende Hand Gottes ergriffen und sich hätte rechtfertigen lassen. Noah ist nicht gerechter als seine Zeitgenossen gewesen, aber auch er ist mit Gott gewandelt und er hat – anders als alle anderen Menschen – dem (allen bekannten) Wort Gottes geglaubt, während seine Mitmenschen dem Wort keinen Glauben geschenkt haben. Dieser unbedingte Glauben, dieses feste, unerschütterliche Vertrauen auf das Wort Gottes ist es gewesen, was ihn gerechtfertigt hat. Deshalb, weil er Gott geglaubt hat, ist Gottes Gerechtigkeit auf ihm gewesen. Die Menschen mochten (wie Ham) seine Blösse gesehen und aufgedeckt haben, sie mochten ihren Nächsten davon berichtet haben (1. Mose 9, 22), aber Gottes Gerechtigkeit hat diese Blösse so bedeckt, wie sie der Mantel bedeckt hat, den Sem und Japhet auf Noah gelegt haben (1. Mose 9, 23). Gottes Augen waren – wie die Augen von Sem und Japhet – abgewandt. Er blickte nicht auf die Blösse. Liebe Leser, so ist es heute noch! Wenn Sie an den Herrn Jesus Christus glauben, wie die Schrift gesagt hat Joh 7, 38, dann blickt der Vater in den Himmeln nicht mehr auf Ihre Blösse, auf Ihre Schande, sondern weg von Ihnen und hin zu Christo, Seinem über alles geliebten, allezeit wohlangenehmen Sohn. Das ist der wahre Glaube an Gott, dass wir nicht in uns selbst etwas finden, das uns mit Ihm versöhnen könnte, sondern dass uns von Ihm etwas dargereicht wird, das unsere Blösse, unseren Makel vollständig bedeckt. Diesen Glauben haben Sem und Japhet (nicht aber Ham) gehabt und diesen Glauben hat auch Noah gehabt. Deshalb ist er in den Augen Gottes gerecht und vollkommen gewesen. Wollen auch Sie gerecht und vollkommen vor Gott sein? Dann sorgen Sie dafür, dass Er nicht mehr länger auf Sie, sondern auf Seinen gerechten und vollkommenen Sohn blickt! Identifizieren Sie sich mit Christo, trachten Sie danach, eins mit Ihm zu werden! Denn ausser dem Herrn Jesus Christus gibt es nichts und niemanden, der in den Augen Gottes – auch nur annähernd – gerecht und vollkommen sein könnte. Ohne Christum kommen Sie nicht zum Vater (Joh 14, 6).

Die Zeitgenossen Noahs schenkten dem Wort Gottes keinen Glauben. Das ist ganz offensichtlich, denn hätte es sich anders verhalten, hätten sie all ihre Künste und Fähigkeiten eingesetzt, um das kommende Gericht zu überstehen. Sie hätten sich befleissigt und sich Mittel ersonnen, mit denen sie die kommende Flut hätten überleben können. Doch was taten sie? Sie assen und tranken, sie heirateten und verheirateten – bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging Mt 24, 38. Das ist barer Unglaube. Man kann es nicht anders ausdrücken. Gott warnte die Menschen vor dem kommenden Tod, doch sie ignorierten Ihn. Nicht so Noah. Er hörte dasselbe Wort, doch bei ihm verband es sich mit Glauben. Als Gott ihm sagte, dass das Ende allen Fleisches vor Ihn gekommen sei, dass Er die gesamte Erde, alles Leben vernichten würde, da glaubte Ihm Noah. Für Noah gab es keinen Zweifel daran, dass die Flut kommen und alles töten würde. Und als Gott ihm sagte, dass Er in Seiner unendlichen Gnade und Barmherzigkeit ein Rettungsmittel für jene vorgesehen habe, die Ihm glaubten, da glaubte Noah auch dies. Der Glaube ist weder etwas Magisches noch etwas Okkultes, nichts Weltfremdes, nichts Unbegreifliches, sondern im Grunde etwas ganz Einfaches: Der Mensch hält für wahr, was Gott sagt. 1 Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht Hebr 11, 1. Der Unglaube wird auf der Stelle hundert Einwände gegen diese einfache Tatsache vorbringen. Er wird Gott in Frage stellen, er wird das Wort Gottes in Frage stellen, er wird ganz genau wissen wollen, was denn «für wahr halten» bedeute – kurz: der Unglaube wird keine Ruhe geben, bis das letzte Fünkchen Sicherheit ausgelöscht ist. Das ist das Wesen des Unglaubens. Der Unglaube kann so weit gehen, dass ein Mensch, der direkt vor Dem steht, der von sich gesagt hat, Er sei die Wahrheit (Joh 14, 6), Ihn fragt: Was ist Wahrheit? Joh 18, 38. Der Unglaube kann sogar in Frage stellen, was man gesehen oder gehört hat. Dem Glaube dagegen ist es unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden Apg 4, 20, denn das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen –; das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen Röm 10, 8.

Die Zeitgenossen Noahs haben mit Sicherheit ihre eigene Verdorbenheit, das kommende Gericht und sogar die Möglichkeit, mittels der Arche vor dem sicheren Tod gerettet zu werden, in Frage gestellt. Hätten sie nur die kleinste Möglichkeit eingeräumt, dass ein Gericht kommen und dass die Arche sie vor dem Tod retten werde, hätten sie sich wenigstens sicherheitshalber rechtzeitig in die Arche begeben. Bei uns sagt man: Wenn es auch nichts nützen sollte, so kann es doch jedenfalls nicht schaden. Gemeint ist damit, dass man Dinge, die einen Gewinn versprechen, tut, auch wenn man sich des Gewinns nicht sicher sein sollte, sofern damit kein nennenswerter Aufwand verbunden ist. Hätte zur Zeit Noahs nicht der blanke Unglaube regiert, hätten sich wenigstens einige Leute nach der Fertigstellung der Arche in diese begeben. Sie hätten nach wie vor das Kommen der Flut oder die Rettung durch die Arche anzweifeln können, aber sie hätten sich gesagt: Sollten tatsächlich alle anderen Stricke reissen, so wird uns vielleicht dieser Strick im eventuell kommenden Notfall retten. Nur schon ein so kleiner Funke Glauben hätte die Menschen vor der Flut gerettet. Hätte denn Gott noch mehr für die Menschen tun müssen? Ist Er ihnen nicht so weit wie nur irgend möglich entgegen gegangen? Ist ihre Verantwortung nicht riesig gross gewesen, weil sie nur den kleinsten Funken Glauben hätten aufbringen müssen, um gerettet zu werden?

Das ist eine ernste Sache, denn auch heute noch wird die Rettung vor dem kommenden Gericht aus freier Gnade angeboten, wird das Evangelium, die gute Botschaft von der Errettung aus freier Gnade, überall gepredigt, wird von den Hörern nur verlangt, dass sie dem Wort Gottes Glauben schenken. Das muss kein gewaltiger, starker Glaube sein. Schon ein Glaube, der so klein wie ein Senfkorn ist, kann sehr viel bewirken (Mt 17, 20), weil nicht der Glaube die Kraft ist, die etwas wirkt, sondern weil vielmehr Gottes Kraft wirksam ist und weil der Glaube nur die Türe ist, durch die wir Zutritt zu dieser unendlichen Kraft erlangen. Wenn aber der Mensch gewissermassen wie ein Kleinkind von Gott hochgehoben wird, wenn Gott ihm die Hand auf die Türklinke legt, wenn die Türklinke nur leicht gedrückt werden muss, weil schon dies einen göttlichen Mechanismus in Gang setzt, durch dessen Kraft sich die Türe öffnet, und wenn der Mensch dann von Gott hinter der Schwelle abgesetzt wird, wie unermesslich gross muss dann seine Verantwortung sein, wenn ihm dies alles vorgestellt wird! Wer diesen kleinsten aller Schritte nicht macht, dem ist beim besten Willen nicht zu helfen. Jeder, dem das Evangelium verkündet wird, hat die ernste Verantwortung, dem Worte Gottes Glauben zu schenken. Man steht nach der Verkündigung unausweichlich auf einem ganz anderen Grund als vor der Verkündigung. Das Wort Gottes kehrt nie leer zurück (Jes 55, 11).

Nur der totale Unglaube kann die Zeitgenossen Noahs also daran gehindert haben, sich selbst zu retten. Doch Noah glaubte Gott und das wurde ihm – wie später Abraham – als Gerechtigkeit angerechnet (1. Mose 15, 6). Und wie strahlend hell leuchtet dieser Glaube gerade vor dem Hintergrund des allgemeinen Unglaubens in jener Zeit! Während seine Zeitgenossen nicht einmal den minimalsten Glauben aufbrachten, der sie in die fertiggestellte Arche hätte treten lassen, stand Noah gar nichts als nur das Wort Gottes zur Verfügung. Alles, was Noah hatte, war dieses Wort: 14 Mache dir eine Arche aus Gopherholz 1. Mose 6, 14. Mitten auf dem trockenen Land sollte Noah also einen schwimmfähigen Kasten bauen, der 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch (laut den Massangaben in der Überarbeiteten Elberfelder Bibel aus dem Jahr 2005 etwa 138 × 23 × 14 Meter) sein sollte, mit einer Lichtöffnung oben, einer Tür an der Seite und Zwischenböden für insgesamt drei Stockwerke, innen und aussen mit Harz verpicht (1. Mose 6, 14–16). Ein Niederländer, der die Arche im Massstab 1:2 nachgebaut hat, hat 1 200 Bäume verarbeitet. Das verschafft uns eine ungefähre Vorstellung davon, wie viele Jahre beziehungsweise wohl eher Jahrzehnte Noah an der Arche gebaut haben muss. Während dieser ganzen Zeit hat er allen Vergnügungen, allen Beschäftigungen des täglichen Lebens entsagt, hat er aus der Sicht der Menschen sein Leben vergeudet, um mitten auf dem Festland ein Schiff zu bauen. Man darf annehmen, dass weder ein See noch ein Meer in der Nähe gewesen ist und dass es auch noch nie geregnet hatte (vgl. 1. Mose 2, 6). Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen arbeitete Noah also jahrzehntelang an etwas völlig Sinnlosem. Aber Noah glaubte Gott, das Wort Gottes hatte sich bei ihm mit Glauben verbunden und deshalb gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel daran, dass er das einzig Richtige tat.

Der Glaube Noahs konnte gar nicht untätig bleiben, denn sonst wäre es nicht Glaube gewesen. 17 So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot Jak 2, 17. 20 Willst du aber erkennen, o nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne die Werke tot ist? Jak 2, 20. Ja, was wäre das denn für ein Glaube gewesen, wenn Noah keinen Finger gerührt hätte? War es nicht so, dass ihn sein Glaube geradezu zwang, mit dem Bau der Arche zu beginnen? Doch, natürlich! Der Glaube muss sich immer unweigerlich in entsprechenden Werken zeigen, denn wenn wir nicht gemäss einer Überzeugung handeln, dann haben wir diese Überzeugung gar nicht. Wenn Gott einem Mann sagt, dass Er ihm aus einem von Ihm erwählten Sohn zahlreiche Nachkommen schenken werde, und wenn dieser Mann diesem Wort wirklich Glauben schenkt, dann wird er auf einen entsprechenden Befehl Gottes hin ohne zu zögern losziehen, um seinen Sohn als Brandopfer zu schlachten, denn er weiss mit jeder nur erdenklichen Gewissheit, dass Gott jedes Seiner Worte erfüllen und ihm durch diesen Sohn zahlreiche Nachkommen schenken wird. Deshalb:

21 Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf dem Altar opferte? 22 Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammen wirkte und dass der Glaube durch die Werke vollendet wurde. 23 Und die Schrift wurde erfüllt, die sagt: Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt. Jak 2, 21–23

17 Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, Isaak geopfert, und der, der die Verheissungen empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar, 18 über den gesagt worden war: In Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden; 19 wobei er urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing. Hebr 11, 17–19

Man kann den Glauben nicht gegen die Werke ausspielen, denn beides geht Hand in Hand. Ein Glaube, der unsere Taten nicht beeinflusst, ist kein Glaube. So ist es auch bei Noah gewesen. Hätte er nicht mit dem Bau der Arche begonnen, hätte er nicht etwa einen Glauben ohne Werke vorweisen können, sondern er hätte ganz einfach gar keinen Glauben gehabt. Aber Gott sei Dank war Noah ein Mann des Glaubens und Gott sei Dank hat er mit dem Bau der Arche begonnen und so lange an der Arche gebaut, bis diese fertiggestellt gewesen ist. Der Bau der Arche hat den Glauben Noahs bezeugt. Sie ist der sichtbare Beweis dafür gewesen, dass Noah dem Wort Gottes Glauben geschenkt hat; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein Mt 5, 14. In diesem Sinne ist die Arche zugleich die Predigt Noahs gewesen, die Predigt dessen, was er geglaubt hat, die Predigt, die seine Zeitgenossen hätte dazu bringen müssen, sich ebenfalls noch rechtzeitig zu retten.

Wer die Arche gesehen hat, hat sich unweigerlich fragen müssen, was dieser Bau soll. Es ist undenkbar, dass jemand vorbei gegangen wäre und die Arche als etwas völlig Natürliches, Gewöhnliches angesehen hätte, denn ein Schiff – und dazu noch so ein gewaltig grosses – gehört nun einmal nicht aufs trockene Land. Vielleicht hat nicht jeder den Mut aufgebracht, Noah zu fragen, was er da tue, aber keiner hat an der Arche vorbei gehen können, ohne davon beeindruckt gewesen zu sein. Was mochte wohl Noah jenen, die ihn angesprochen haben, entgegnet haben? Die Schrift sagt es uns, denn sie bezeichnet Noah als den Prediger der Gerechtigkeit 2. Petr 2, 5. Damit steht fest, dass Noah vom kommenden Gericht als Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes gepredigt hat. Wie hätte er aber vom Gericht predigen und gleichzeitig verschweigen können, dass es eine Rettungsmöglichkeit gäbe? Das wäre undenkbar! Also ist die Predigt Noahs genau dieselbe Predigt wie jene aller wahren Evangelisten zu allen Zeiten gewesen: Lasst Euch retten, bevor es zu spät ist! – oder in den Worten der Heiligen Schrift: nur Jesum Christo, und ihn als gekreuzigt 1. Kor 2, 2.

Doch wie hätte Noah Christo als gekreuzigt predigen können? Christus ist ja erst hunderte von Jahren später Mensch geworden. Das hat es Noah natürlich verunmöglicht, von Christo selbst zu sprechen, aber im Bilde hat er trotzdem nichts anderes gepredigt. Denn worin unterscheiden sich die beiden Botschaften der Errettung vor dem kommenden Gericht voneinander? In nichts! Die in der Predigt Noahs enthaltene Wahrheit ist nun einmal nur Jesum Christo … gekreuzigt. Hätte sich der Herr Jesus Christus nicht viele Jahre später selbst als vollkommenes und gerechtes Opfer am Kreuz dargebracht, hätten weder Abel noch Henoch oder Noah je vor Gott als gerecht und vollkommen befunden werden können. Es gibt keinen anderen Zugang zu Gott als nur den Herrn Jesus Christus. Hätte der Vater in den Himmeln, der ausserhalb der Zeit steht, nicht klar und deutlich die grosse Tat von Golgatha vor Seinen Augen gehabt, hätte er Noah keine Arche bereitstellen können. Das Holz, aus dem die Arche gebaut worden ist, hat – bildlich gesprochen – nichts anderes als das verfluchte Holz gewesen sein können, an das die gottlosen Menschen den Herrn Jesus Christus geheftet haben (vgl. Gal 3, 13; 1. Petr 2, 24). Hätte sich Christus nicht selbst für uns hingegeben, hätte es keine Arche geben können.

Betrachten wir nun also die Geschichte Noahs aus dem Blickwinkel des Kreuzes! Der Beginn der Predigt Noahs ist das Ende allen Fleisches, das kommende Gericht, die Unfähigkeit der Menschen, dem Gericht entgehen oder im Gericht bestehen zu können. Gott hat gesagt: Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde 1. Mose 6, 13. Gemessen am göttlichen, absolut heiligen und absolut gerechten Massstab gab es keinen Menschen auf der Erde, in dem etwas hätte gefunden werden können, das seine Annahme bei Gott gerechtfertigt hätte. Alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf der Erde 1. Mose 6, 12. Weder in dem, was die Menschen waren, noch in dem, was sie taten, gab es etwas, das bei Gott hätte Wohlgefallen finden können. Da war nichts. So ist es leider bis heute:

Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; 11 da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. 12 Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer. 13 Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch. Schlangengift ist unter ihren Lippen. 14 Ihr Mund ist voller Fluchen und Bitterkeit. 15 Ihre Füsse sind schnell, Blut zu vergiessen; 16 Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, 17 und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt. 18 Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen. Röm 3, 10–18

Kurz: Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes Röm 3, 23. Irren wir uns nicht! 10 Denn wer irgend das ganze Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden Jak 2, 10. Jeder von uns ist ein Gesetzesübertreter, keiner wird dem göttlichen Massstab gerecht. Für jeden gilt: Tekel! Fragen Sie sich einmal selbst, liebe Leser, ob Sie sich Ihrer Annahme bei Gott sicher sein könnten, wenn Sie nur vorweisen könnten, was Sie in sich selbst finden oder was Sie getan haben! Wer ehrlich mit sich ist und sich selbst durchforscht, wer sich vergegenwärtigt, dass das, was er da vorfinden wird, dem Massstab eines vollkommen gerechten und heiligen Gottes gerecht werden muss, der kann nur verzweifeln, kann nur ausrufen: O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! Lk 18, 13. Der ehrliche Blick auf uns selbst im Lichte Gottes muss uns notwendigerweise in die tiefste Verzweiflung und in die grösste Hoffnungslosigkeit stürzen, denn im Lichte Gottes zerfallen all unsere vermeintlich guten Eigenschaften und Taten – unsere Feigenblätter – sofort zu Staub, sodass wir zugeben müssen: Ich fürchtete mich, denn ich bin nackt 1. Mose 3, 10. Und wir werden im Gericht Gottes erscheinen und uns prüfen lassen müssen. Das ist so sicher wie die Tatsache, dass wir alle einmal sterben (Hebr 9, 27). In jener Gerichtsverhandlung werden wir Ihm auf tausend nicht eins antworten Hiob 9, 3 können. Anschliessend wird – schrecklicher Gedanke! – das gerechte Urteil Gottes vollstreckt werden: 15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen Offb 20, 15; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit Offb 20, 10, 44 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt Mk 9, 44. 31 Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! Hebr 10, 31. Welch schwaches Bild von diesen schrecklichen Dingen gibt die Sintflut ab! Die Menschen ertranken, wurden vielleicht sogar teilweise von den gewaltigen Wassermassen direkt erschlagen und jedenfalls alle unter Wasser begraben. Das widerspiegelt nicht annähernd den Schrecken des kommenden Gerichtes, das nicht mit Wasser, sondern im Feuer kommen wird (2. Petr 3, 6. 7). Doch auch für die damals im Wasser begrabenen Toten wird es eine Auferstehung zum Gericht geben (Offb 20, 12. 13). Das also ist der Beginn der Predigt des Evangeliums, die immer dieselbe gewesen ist: Die Lage ist ernst! Du – elender Mensch – wirst im kommenden Gericht Gottes nicht bestehen können, sondern einen unvorstellbar grossen Schaden erleiden! Du kannst den Ansprüchen Gottes unmöglich genügen! Es gibt nichts, das Du tun könntest, um Dich zu retten! Ganz anschaulich zeigt das beispielsweise die Pfingstpredigt Petri, der den Juden in aller Klarheit gesagt hat: Diesen Jesus habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht Apg 2, 23. Kein Wunder drang es ihnen durchs Herz und fragten sie: Was sollen wir tun, Brüder? Apg 2, 37.

Ja, was soll der Mensch tun, der sich einerseits mit der unbestechlichen Gerechtigkeit Gottes und andererseits mit seinem eigenen vollständigen Ungenügen, mit seiner Schuld gegenüber Gott konfrontiert sieht? Soll er sich in einen religiösen Eifer stürzen, soll er sich kasteien, soll er sich der Verzweiflung übergeben? Was soll er tun? Auf solche Fragen seiner Zeitgenossen hat Noah nur mit dem Wort Gottes antworten können: Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen 1. Mose 6, 13. Es gab nichts, rein gar nichts, das die Menschen noch hätten tun können! Es war zu spät! So ist es auch heute noch: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen Joh 3, 3. Das Fleisch ist tot, zu nichts mehr zu gebrauchen, kann nur noch begraben werden. Es ist aus und vorbei. Es gibt keine Gemeinschaft von Licht und Schatten, von Himmel und Erde, von Geist und Seele, von Gott und Mensch, von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, von Heiligkeit und Befleckung. Gottes vollkommene Gerechtigkeit kann sich mit nichts weniger als mit der totalen Vernichtung der Menschen und ihrer Gottlosigkeit begnügen. Verhielte es sich nicht so, wäre Gott nicht absolut gerecht.

Doch Gott sei Dank! Seit jeher ist der von dunkeln Wolken bedeckte, das kommende gerechte Gericht Gottes ankündigende Himmel von einem – ebenso göttlichen – Lichtstrahl der Gnade durchbrochen gewesen. Was ist Gnade? Gnade ist das Gegenteil von Lohn, eine freie Gabe ohne jede Gegenleistung. 6 Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade Röm 11, 6. Gnade ist das für den Menschen kostenlose Angebot, dem kommenden Gericht zu entgehen – ja, viel mehr als das! Gnade ist die Stimme, die ruft: 1 He, ihr Durstigen alle, kommt zu den Wassern! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft ein und esst! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! 2 Warum wiegt ihr Geld ab für das, was nicht Brot ist, und euren Erwerb für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich und esst das Gute, und eure Seele labe sich an Fettem! Jes 55, 1. 2. Während die Gerechtigkeit spricht: 17 Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel zu verderben, in dem ein Hauch des Lebens ist; alles, was auf der Erde ist, soll verscheiden 1. Mose 6, 17, spricht die Gnade: 14 Mache dir eine Arche aus Gopherholz 1. Mose 6, 14. Während die Gerechtigkeit spricht: Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes Röm 3, 23, spricht die Gnade: 24 Und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist Röm 3, 24. Während die Gerechtigkeit spricht: 23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod Röm 6, 23, spricht die Gnade: 23 Die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn Röm 6, 23. Kurz: Die Gerechtigkeit hat alles vernichten müssen; die Gnade hat ein göttliches Rettungsmittel zur Verfügung gestellt.

Doch hegen wir keine falschen Vorstellungen von der Kostenlosigkeit des Gnadenangebotes! So etwas wie eine billige Gnade gibt es nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Uns arme, hoffnungslos bankrotte, tote Menschen kann die Gnade definitionsgemäss nichts kosten, denn wir könnten nicht den geringsten Preis dafür bezahlen und jeder Kaufpreise würde die Gnade zu einem blossen Kaufgegenstand verkommen lassen. Die göttliche Gerechtigkeit kann aber weder eine billige noch eine kostenlose Gnade zulassen, denn jede billige oder kostenlose Gnade würde die gerechten Ansprüche Gottes verletzen, würde die gerechtfertigte Sühnung unserer Schuld vereiteln, würde das Wesen Gottes geradezu negieren. Es gibt keine billige Gnade und es gibt keine kostenlose Gnade. Das Gegenteil ist der Fall! Der Vater in den Himmeln hat das Einzige, das Ihm nicht in einer beliebigen Menge zur Verfügung gestanden hat oder das Er beliebig oft und vielfältig neu hätte schaffen können, als Kaufpreis zur Befriedigung Seiner gerechten Ansprüche hingeben müssen – Seinen einzigen, über alles geliebten Sohn. Der himmlische Vater hat einen unermesslich schrecklichen, unendlich hohen Preis bezahlt! Ihr seid um einen Preis erkauft worden 1. Kor 6, 20; 7, 23. Der Vater hat sich vom Quell Seiner Freude abwenden müssen; 21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht 2. Kor 5, 21. Der Sohn hat sich selbst als ein Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks Hebr 5, 6 auf der Schädelstätte als vollkommenes Opfer geopfert, sich vollständig vom göttlichen Feuer des Gerichtes verzehren lassen. Wie unermesslich tief müssen Seine Leiden gewesen sein! Wie schrecklich hallt der Ruf von Golgatha – Eli, Eli, lama sabachthani?, das heisst: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Mt 27, 46 – noch heute nach! Was muss es für den Herrn Jesus, der alles in einer vollkommenen Weise zutiefst empfunden hat, gewesen sein, als Sein Vater in den Himmeln den Blick von Ihm, der zur Sünde gemacht worden war, hasserfüllt abgewandt hat? 4 Denn du hattest mich in die Tiefe, in das Herz der Meere geworfen, und der Strom umschloss mich; alle deine Wogen und deine Wellen fuhren über mich hin Jona 2, 4; 17 deine Zorngluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet. 18 Sie haben mich wie Wasser umringt den ganzen Tag, sie haben mich allesamt umgeben Ps 88, 17. 18. Wie tief muss jeder die Gefühle des Vaters in den Himmeln, des Herrn Jesus beleidigen, der den Wert des einzig wahren Rettungsmittels geringschätzt! Welch schreckliches Gericht muss den treffen, der den Sohn Gottes mit Füssen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein erachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat Hebr 10, 29! 26 Denn wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, 27 sondern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird Hebr 10, 26. 27. Brüder und Schwestern! Ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib 1. Kor 6, 20!

Erkennen und verstehen wir, dass wir nie und nimmer auch nur einen nennenswerten Teil des Preises hätten aufbringen können, den die Errettung gekostet hat? Ist uns bis in unser Innerstes bewusst, dass nur Gott selbst diesen schrecklich hohen Preis hat bezahlen können? Begreifen wir, dass uns deshalb nur aus den Händen Gottes ein Rettungsmittel angeboten werden kann? Wenn wir diese Fragen von Herzen mit Ja beantworten können, dann verstehen wir, weshalb weder die Menschen noch die Nephilim in der Lage gewesen sind, eine Vorkehrung zu treffen, die sie vor der Sintflut hätte retten können. Dann verstehen wir, weshalb nur die Arche (nur acht) Menschen gerettet hat. Dann verstehen wir, weshalb nur Gott selbst die Tür der Arche hat verschliessen können. Dann verstehen wir, weshalb die Arche nur oben über eine Lichtöffnung verfügt und deshalb nur den Blick zum Himmel erlaubt hat. Nur das von Gott zur Verfügung gestellte (und von Ihm bezahlte) Rettungsmittel hat die Menschen vor dem göttlichen Gericht bewahren können. Alles andere ist zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Das ist also der nächste Punkt der Predigt Noahs gewesen: Es gibt eine Rettungsmöglichkeit, aber es gibt nur eine Möglichkeit, gerettet zu werden, nämlich nur die von Gott selbst zur Verfügung gestellte!

Die Menschen werden entgegnen, dass es noch andere Wege zur Rettung geben müsse, aber die göttliche Antwort lautet stets: Es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen Apg 4, 12. Die Menschen mochten mit Noah lange und intensiv darüber diskutiert haben, ob die Arche überhaupt jemanden retten könne und ob sie wirklich das einzige Rettungsmittel sein könne. Doch sobald Gott die Türe der Arche geschlossen hatte, gab es keine Diskussionen mehr, nur noch Schreien und Ertrinken. Es steht jedem Menschen frei, die Wahrhaftigkeit der Bibel in Frage zu stellen, zu behaupten, dass das Opfer Christi niemanden retten könne oder dass irgendeine Religion den Menschen vor Gott rechtfertigen könne. Jeder darf denken und fühlen, was er will. Aber das Wort Gottes sagt, wie es ist. Man mag das Wort Gottes zu einer von vielen Meinungen oder Ansichten herabwürdigen, aber wenn der Tag der Wiederkunft Christi kommt, wird es für alle sichtbar werden, dass nur das Wort Gottes zuverlässig ist und dass alle Meinungen oder Ansichten, die sich nicht auf das zuverlässige Wort Gottes stützen, nichts als Irrtum und Unwissenheit gewesen sind. Die Zeitgenossen Noahs mochten völlig überzeugt gewesen sein, dass keine Flut komme, dass die Arche niemanden retten werde, dass sie eine allfällige Flut auch anders überleben könnten und so weiter und so fort. Aber dann brachen auf alle Quellen der grossen Tiefe, und die Fenster des Himmels öffneten sich 1. Mose 7, 11. In dem Moment erwies sich jede noch so sichere Überzeugung als ein tödlicher Trugschluss. Es steht jedem frei, einen anderen als den biblischen Glauben zu haben, aber jeder mit einem anderen «Glauben» wird mitsamt diesem Glauben im Gericht verzehrt werden.

Doch schon bevor der Tag der Flut Noahs Glauben bestätigte und die irrigen Meinungen und Vorstellungen der Zeitgenossen Noahs als Trugschlüsse entlarvte, unterschied sich der Glaube Noahs grundlegend von den Anschauungen seiner Zeitgenossen. Noah musste sich zu keinem Moment die Frage stellen, ob ihn die Arche durch die Flut tragen würde, denn er hatte sich nicht ein eigenes potentielles Rettungsmittel ersonnen, sondern von Gott selbst ein Rettungsmittel vorgestellt erhalten. Wenn aber Gott sagt, dass dieses oder jenes Mittel jemanden zu retten vermag, dann kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass es sich so verhalten wird. Anders könnte es sich nur verhalten, wenn Gott unzuverlässig wäre und wenn man entsprechend nicht sicher sein könnte, ob Er Sein Wort halten werde. Doch so ist es glücklicherweise nicht! Was auch immer Er sagt, wird sich bewahrheiten, denn Er ist die Wahrheit. Das Vertrauen auf ein von Ihm zur Verfügung gestelltes Rettungsmittel hat also eine ganz andere Qualität als ein Vertrauen auf etwas selbst Ersonnenes. Dazu kommt als zweiter Punkt, dass alles, was von Gott kommt, perfekt ist. Bei Ihm gibt es keine Imperfektion, weshalb auch nichts, was von Ihm kommt, weniger als perfekt sein könnte. Seine Rettungsmittel haben noch jeden Test bestanden, denn es ist unmöglich, dass Er ein Rettungsmittel bereitstellt, das nicht funktionieren würde. So hat das Blut an den Türpfosten beispielsweise alle Israeliten gleichermassen gerettet, als der Verwüster durch Ägypten ging, denn: Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen 2. Mose 12, 13. Wie herrlich! Das Blut allein reichte völlig aus, wandte den Verwüster absolut zuverlässig ab. Es hiess nicht etwa: Sehe ich das Blut und ist euer Glaube stark genug, so werde ich an euch vorübergehen, sondern ganz einfach: Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen. Vielleicht mochten einige kleingläubige Israeliten ihre Erstgeborenen vor Furcht zitternd in ihren Armen gehalten haben, doch war das Blut an der Tür, ging der Herr daran vorbei. Nicht ein besonders starker Glaube hat die Israeliten gerettet, sondern nur jener (schwache) Glaube, der sie veranlasst hatte, Blut an die Tür zu streichen. Weil das Blut im Bilde absolut perfekt war, hat es eine absolut perfekte Rettung verschafft. Nicht der Glaube musste perfekt sein, sondern das Blut. So war es auch bei der Arche. Noah musste sie nur so bauen, wie Gott es ihm gesagt hatte. Damit war die Perfektion schon garantiert. So ist es auch mit uns: Nicht die Stärke unseres Glaubens an die Errettung durch das Opfer Jesu Christi, sondern die Perfektion jenes Opfers ist es, die uns rettet. Weil der Herr Jesus Christus vollkommen gewesen ist, weil Sein Opfer vollkommen gewesen ist, sind wir gerettet, nicht etwa weil unser Glaube vollkommen wäre. Hinge unsere Rettung von der Stärke unseres Glaubens ab, könnten wir uns gleich der völligen Verzweiflung hingeben, müssten wir Tag für Tag zittern und befürchten, am Ende im Gericht doch nicht bestehen zu können. Doch so ist es nicht, denn weil der Herr Jesus bereits in perfekter Weise in die Glut des Gerichtes getaucht worden ist, weil Sein perfektes Blut bereits an unsere Türpfosten gestrichen worden ist, weil der «Aufbau» Seines Opfers wie der Bau der Arche perfekt gewesen ist, sind wir gerettet. Für jene, die glauben, dass uns das Opfer Christi von Gott selbst zur Verfügung gestellt worden ist, dass Gott absolut zuverlässig ist und das nichts von dem, was Er tut, weniger als perfekt ist, gibt es nicht den geringsten Hauch eines Zweifels an ihrer Errettung. Würden wir auf uns selbst blicken müssen, würden wir verzweifeln, doch weil wir auf den Herrn Jesus blicken, sagen wir: 16 Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe Hebr 4, 16.

Letzten Endes ist das Evangelium also doch die frohe Botschaft, die gute Nachricht, ja die beste aller Nachrichten, denn so unmöglich es für einen Menschen ist, zurück zu Gott zu finden, so einfach macht es ihm Gott, der den Menschen so weit wie nur irgend möglich entgegen kommt. Der biblische Glaube ist also eine einfache Sache, nämlich die Überzeugung, dass wir hoffnungslos verloren sind, aber dennoch errettet werden können, weil Gott selbst für unsere Rettung vorgesorgt hat. Obwohl damals noch nicht ein Wort der Bibel niedergeschrieben war, hat Noah genau diesen Glauben gehabt: 7 Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch die er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die nach dem Glauben ist Hebr 11, 7. Nur dieser Glaube hat Noah dazu bewegen können, jahrzehntelang an der Arche zu bauen, obwohl vom kommenden Gericht noch nichts zu sehen war. Durch Glauben war Noah von Furcht bewegt. Der Glaube ist nichts Oberflächliches, nichts rein Rationales, nichts bloss Seelisches, nicht nur eine Zustimmung zu Lehrsätzen, nicht nur ein Gefühl, nicht nur eine Empfindung, sondern eine Kraft, die uns bis in unser Innerstes hinein völlig verändert. Diese Kraft ist es gewesen, die Noah mit Furcht erfüllt hat, während alle seine Zeitgenossen sich weiterhin in einer falschen Sicherheit gewähnt haben. Mit der Arche hat Noah die Welt verurteilt, denn die Arche ist das Mahnmal für das kommende Gericht über die Welt gewesen. Sie zu ignorieren hiess, das eigene Ende zu besiegeln. Bedenken wir, dass Noah jahrzehntelang damit beschäftigt gewesen ist, dieses Mahnmal aufzurichten. In dieser ganzen Zeit wartete Gott mit der Vollstreckung des fest beschlossenen Gerichtes zu. Ja, 20 die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde 1. Petr 3, 20.

In all der Zeit sahen und hörten die Menschen die Botschaft, die sie so dringend benötigt hätten. In all den Jahrzehnten war Noah als der Prediger der Gerechtigkeit tätig. Seine Verantwortung war es nicht nur, die Arche für ihn und seine Familie rechtzeitig fertig zu stellen, sondern auch, jedem bekannt zu machen, dass das Gericht Gottes kommen würde, man dem sicheren Tod aber mittels der Arche entfliehen könne. In diesem Sinne war Noah der erste wahre Evangelist, denn es heisst: 14 Wie werden sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger? 15 Wie aber werden sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind? – wie geschrieben steht: Wie lieblich sind die Füsse derer, die das Evangelium des Guten verkündigen! Röm 10, 14. 15. Weil es der Wille Gottes ist, dass unsterbliche Seelen vor dem (kommenden) Gericht gerettet werden, weil Er der gute Hirte ist, der die verirrten Schafe suchen, finden und zurück zur Herde führen will, muss es auch der Wunsch eines jeden Herzens sein, das mit Seinem Herzen in Übereinstimmung steht, Menschen zur Busse aufzurufen. Wir können doch nicht Menschen ungebremst auf den Abgrund, auf den Höllenschlund zurasen lassen, ohne ihnen wenigstens ein Wort der Warnung zuzurufen! Und wenn es auch – besonders begabte – Evangelisten gibt (Eph 4, 11), so ist es doch die ernste Verantwortung eines jeden Gläubigen, seinem Umfeld zu bezeugen, wie viel der Herr an ihm getan hat. Unmöglich hätte Noah also die kommende Flut und die Rettungsmöglichkeit in Form der Arche seinen Zeitgenossen gegenüber verschweigen können!

Doch wie viele haben gehört? Keiner. Noah hat nur sich, seine Frau, seine drei Söhne und deren Frauen gerettet. Nur acht Menschen haben die Flut überlebt. Welch trauriges Ergebnis der Predigt Noahs, des Predigers der Gerechtigkeit! Es ist wahr, die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, doch in diese gingen nur wenige, das ist acht Seelen 1. Petr 3, 20 ein (vgl. auch 2. Petr 2, 5). Das bedeutet allerdings nicht, dass die Predigt Noahs kraftlos gewesen wäre, sondern nur, dass die Hörer die höchste Stufe der Gottlosigkeit erreicht, ihre Herzen der guten Nachricht völlig verschlossen hatten. Das grösste Hindernis für die Entfaltung des Glaubens war dabei nicht die Bosheit im Alltag, sondern der Umstand, dass die Menschen eine Form der Gottseligkeit hatten, deren Kraft aber verleugneten 2. Tim 3, 5. Nicht die Zöllner und die Huren – die verhärteten Sünder – sind die Menschen, deren Herzen der Lichtstrahl des Evangeliums am schwersten erreicht, sondern die Pharisäer, die religiösen Bekenner eines Glaubens, den sie gar nicht haben. Wer meint, er sei schon reich und reich geworden und bedürfe nichts, wer nicht weiss, dass er elend, jämmerlich, arm, blind und nackt ist, wird sein Herz mit aller Kraft dem Wort der rettenden Gnade Gottes verschliessen. Nicht weil die Zeitgenossen Noahs moralisch völlig verdorben waren, konnten sie nicht von seiner Predigt erreicht werden, sondern weil sie das Himmlische mit dem Irdischen vermischt und dem Irrwahn verfallen waren, sie hätten damit gewissermassen schon die Himmelsleiter erklommen. Wie tief muss uns diese Tatsache in der heutigen Zeit betrüben, in der alle um uns herum beteuern, Christen zu sein, obwohl sie die lebendig machende Kraft des Geistes Gottes nie persönlich erfahren haben! Wie muss uns die unbestreitbare Parallele zwischen der damaligen und der heutigen Zeit erschaudern lassen, wenn wir uns vor Augen halten, dass Gott die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten erhielt, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte 2. Petr 2, 5!

In einem durch und durch gottlosen Umfeld kann der beste Prediger nur wenig ausrichten. Erinnern wir uns, dass sogar die Kraft des Herrn Jesus einmal durch das Umfeld gedämpft worden ist: Er konnte dort kein Wunderwerk tun, ausser dass er einigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. 6 Und er verwunderte sich über ihren Unglauben Mk 6, 5. 6. Ein sehr ernstes Wort! Zum Propheten Hesekiel sagte der Herr einmal – nein: viermal! –, die Gottlosigkeit in einem Land könne so gross sein, dass nicht einmal Noah, Daniel und Hiob mehr etwas ausrichten würden; diese drei Männer würden nur ihre eigene Seele und nicht einmal ihre Familien retten (Hes 14, 12 ff.). Dass Lot damals nur sich selbst und seine zwei Töchter – nicht einmal seine Frau – retten konnte, leuchtet uns ja ein, denn Lot war nun gewiss kein Prediger der Gerechtigkeit. Aber Noah, Daniel und Hiob werden uns im ewig gültigen Worte Gottes als drei Männer vorgestellt, deren Glaube wie ein göttlicher Lichtstrahl hell mitten in einem finsteren Umfeld gestrahlt hat. Wenn sogar solche Männer niemanden mehr retten können, dann hat die Nacht der Welt zweifellos die dunkelste Stunde erreicht.

Noch erreichen Prediger einzelne Herzen, noch werden täglich Seelen zur Kirche Gottes hinzugefügt, aber die Ernte fällt äusserst spärlich aus. Was in Kraft begonnen hat, ist kraftlos und fade geworden. Daran trägt die Kirche ihre Mitschuld, denn weder dem Geiste Gottes noch dem Worte Gottes wird der Wert beigemessen, den der Geist und das Wort haben. Viele haben den geraden Weg verlassen, sind weltförmig geworden, sind irdisch gesinnt, haben ihren Platz in der Absonderung aufgegeben und das Zeugnis Gottes zunichte gemacht. 24 Denn der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert Röm 2, 24. Doch zugleich hat auch die Gottlosigkeit um uns herum wieder mehr oder weniger dasselbe Mass wie in den Tagen Noahs erreicht. Wohin das Auge blickt, sieht es Bosheit und Gottlosigkeit und doch haben wohl selten so viele Menschen gelebt, die von sich behaupten, sie seien Christen. Man hat das Himmlische durch etwas ersetzt, das nur den Anschein von Himmlischen hat, und es mit dem Irdischen vermischt. Man hat sich den Weg zurück zu Gott geradezu verbaut und das kommende Gericht förmlich heraufbeschworen. In diesen traurigen Zeiten, in denen wir leben, dürfen wir die Kraft unserer Predigt nicht am sichtbaren Erfolg messen, denn auch Noah hat damals vermeintlich praktisch kaum etwas erreicht, obwohl er in der Kraft des Geistes und gestützt auf das Wort Gottes gepredigt hat. Seine Predigt hat also die beiden wichtigsten Zutaten enthalten: Wort und Geist. Aber sie hat kaum etwas ausgerichtet. Und doch ist Noah der Prediger der Gerechtigkeit gewesen. Lasst uns deshalb weder auf uns noch auf die Hörer unserer Predigt, sondern nur auf Gott schauen! Wenn Er mit unserer Predigt einverstanden sein kann, wenn Er Seine Zustimmung zu unserer Predigt geben kann, dann dürfen wir beruhigt und gewiss sein, wirklich im Ackerfeld Gottes zu arbeiten. Das ist alles, was zählt. Und wenn der sichtbare Erfolg vermeintlich auszubleiben scheint, dürfen wir doch sicher sein, dass das Wort Gottes nie leer zurückkehrt, sondern immer ausrichtet, wozu Er es vorgesehen hat. Wie tief betrübt Noah also auch darüber gewesen sein mag, dass er nur sich und sieben weitere Seelen gerettet hat, er hat doch alles ausgerichtet, wozu Gott ihn bestimmt hatte. Liebe Geschwister, messen Sie den Wert Ihrer Predigt deshalb bitte nicht an dem, was sie mit Ihren Sinnen wahrnehmen können, sondern ziehen Sie das Wort Gottes als Massstab heran, um zu prüfen, ob Ihre Predigt kraftvoll gewesen ist! Messen Sie den Wert Ihrer Arbeit daran, ob Gott Seine Zustimmung dazu geben kann – und an nichts anderem! Nur so werden Sie zum einzig massgebenden Resultat gelangen.

Doch wie gottlos unser Umfeld auch sein mag und wie wenig Wirkung unsere Predigt auch vermeintlich entfalten mag, vergessen wir nie, dass heute noch die Gelegenheit zur Rettung besteht! Möchten wir es dem Apostel Paulus gleich tun und keine Gelegenheit versäumen, Menschen zu Gott zurück zu führen, bevor es zu spät ist: Ich möchte wohl zu Gott beten, dass über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie auch ich bin Apg 26, 29. Der Leitspruch auf unsern Bannern soll es sein, noch Menschen für Gott zu gewinnen, bevor der Tag des Heils zu Ende geht! Denn der schreckliche Augenblick wird kommen, wenn es heisst: Und der Herr schloss hinter ihm zu 1. Mose 7, 16. Der Weg in die Arche wird bald verschlossen werden, und zwar von Gott selbst. Kein Mensch wird sich dann mehr mit Gewalt oder List Zutritt zur Arche verschaffen können. Alle, die dann noch draussen sein werden, werden draussen bleiben – und ertrinken. Unser Predigtdienst wird enden und alle, die wir nicht erreicht haben, werden für immer unerreicht bleiben. Das ist eine überaus ernste und schreckliche, aber unbestreitbare Tatsache. Weder Noah noch seine Zeitgenossen entschieden, wann der Zeitpunkt gekommen war. Gott allein hat die Zeit der Langmut beendet, indem Er selbst die Türe verschlossen hat. Alle, die sich in der Arche befanden, waren unwiderruflich gerettet, denn wenn Gott eine Türe verschliesst, bleibt sie verschlossen, doch alle die draussen waren, mussten ebenso unwiderruflich draussen bleiben. Wie wenig stimmen doch unsere Gedanken mit den Gedanken Gottes überein! Er will noch so viele Menschen wie nur irgend möglich erretten, bevor der schreckliche Zeitpunkt kommen wird, in dem Er selbst die Türe der Arche verschliessen wird, doch wir vergeuden unsere Zeit mit Nichtigkeiten. Wir alle wissen, dass es heisst: Die Ernte zwar ist gross, die Arbeiter aber sind wenige Mt 9, 37 und: 5 Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draussen sind, die gelegene Zeit auskaufend Kol 4, 5, aber wir leben nicht danach. Liebe Leser, fragen Sie sich selbst ernsthaft vor Gott, ob Sie wie einst Noah treu an der Arche bauen oder ob Sie Ihre kostbare Zeit in diesen bösen Tagen (vgl. Eph 5, 16) vergeuden!

Weil sich der Predigtdienst Noahs nur auf die alte Welt bezogen hat, die in den Fluten versunken ist, soll in diesem Artikel nicht weiter auf die Zeit nach jenem denkwürdigen Augenblick, in dem der Herr die Tür der Arche verschlossen hat, eingegangen werden. Ich erlaube mir nur einige wenige Anmerkungen zu einigen wenigen der vielen Tatsachen, die von grosser Belehrung für uns sind:

Der Apostel Petrus zeigt in seinem inspirierten Brief auf, dass die damalige, alte Welt im Wasser des Gerichtes versunken, untergegangen ist. Der Herr hat zwar versprochen, dass es kein zweites Gericht im Wasser geben wird, woran uns der Regenbogen immer wieder erinnert, aber diese Welt ist dennoch für ein weiteres Gericht aufbewahrt, das im Feuer kommen wird (2. Petr 3, 7). Wie das Wasser des Gerichtes jedes Lebewesen und den gesamten Erdboden erfassen musste, so wird auch das Feuer des Gerichtes jedes Lebewesen und den gesamten Erdboden erfassen müssen. Die Gerechtigkeit und die Heiligkeit Gottes können sich mit nichts weniger als mit einem kompletten Gericht begnügen. Nichts kann ausgenommen werden – ausser das, das schon vollständig vom Feuer des Gerichtes verzehrt worden ist: Der Herr Jesus Christus und jeder, der in Ihm verborgen ist. Weil das göttliche Gericht bereits vollständig über Ihn hinweggefegt ist, ist jeder, der an Ihn glaubt, sich auf Ihn und sein perfektes Opfer beruft, vom künftigen Gericht ausgenommen: 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen Joh 5, 24. Wir wissen aber, dass Dem glauben, der Ihn gesandt hat bedeutet, dass der alte Mensch völlig zum Abschluss gekommen ist und dass ein neues Leben, ein geistliches, himmlisches Leben begonnen hat (vgl. Joh 3). Wenn wir zum Glauben an Gott kommen, dann geht also unser Fleisch, unser altes Ich bildlich gesprochen mit Christo in den Tod und wird begraben, aber ein neues Leben steigt aus dem Grab hervor. Diese Tatsache wird in der Taufe zum Ausdruck gebracht: Der alte Mensch wird komplett im Wasser begraben (weshalb eine Besprengung mit einigen Tropfen Wasser niemals eine Taufe sein kann) und ein neuer Mensch steigt aus dem Grab hervor, der nichts mehr mit der alten, im Wasser begrabenen Welt zu tun hat, sondern den Boden einer neuen Welt betreten hat (vgl. Röm 6). Die Taufe ist also das Bekenntnis, dass man – zusammen mit Christo – bereits durch das Gericht gegangen ist, weshalb auch sie der Gesetzmässigkeit der Gerichte über diese Welt folgt: 11 Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Busse; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dem die Sandalen zu tragen ich nicht wert bin; er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen Mt 3, 11. Zuerst wird mit Wasser getauft, dann mit Feuer. Zuerst ist die Welt im Wasser begraben worden, dann wird sie mit Feuer «getauft» werden. Die Taufe, die auch beim Christen immer zuerst im Wasser vollzogen wird, verschafft diesem nicht das ewige Leben, aber sie ist das öffentliche Bekenntnis, dass er durch Christum allein völlig gerettet ist, und sie führt ihn gewissermassen in dieses neue Leben ein. Deshalb heisst es: … während die Arche zugerichtet wurde, in die wenige, das ist acht Seelen, eingingen und durch Wasser gerettet wurden, welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi 1. Petr 3, 20. 21. Noah durfte vollständig mit der alten Welt abschliessen, so wie auch Israel vollständig mit Ägypten abschliessen durfte, als es auf Mose getauft wurden 1. Kor 10, 2, und er durfte nach der Taufe einen neuen Erdboden betreten, was seine Entsprechung für Israel im Einzug in das Land Kanaan fand und für uns der Eingang in die himmlischen Örter ist. Die Taufe ist zwar ein durchaus symbolischer Vorgang, aber sie ist erstens auch ein Schritt des Gehorsams gegenüber Gott, der uns die Wassertaufe verordnet hat, und sie ist zweitens ein Vorgang, mit dem wir uns aus der alten Welt, aus Ägypten erretten lassen, um nun ein Leben für Gott zu führen. Ein Christ, der sich nicht taufen lässt, hat in diesem Sinne nie begonnen, den Weg des Gehorsams zu gehen, ein Jünger Jesu zu sein, weil er den allerersten Schritt des Gehorsams nie getan hat. Denken wir an den grossen Diener Paulus! Er wurde mit Blindheit geschlagen und verbrachte drei Tage in völliger Finsternis. Er ass und trank nichts in dieser Zeit (Apg 9, 9). Durch Ananias wurden ihm die Augen aufgetan. Er stand auf, wurde getauft und nahm erst danach Speise zu sich (Apg 9, 18. 19). In seiner eigenen Schilderung dieser Dinge sagte er später, der Herr Jesus habe ihm gesagt: 16 Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst Apg 22, 16. Wie klar und deutlich können wir doch diesem Bericht den Willen des Herrn entnehmen, der nach der Bekehrung kein Zögern duldet und deshalb wollte, dass Paulus sich zuerst taufen liess und erst danach wieder Speise zu sich nahm, obwohl er sich bereits auf dem besten Wege befunden hatte, zu verdursten! Allen Christen zu allen Zeiten gilt daher dieses Wort: 16 Und nun, was zögerst du? Apg 22, 16. Liebe Leser, glauben Sie an den Herrn Jesus Christus, wie die Schrift gesagt hat (Joh 7, 38)? Dann sollten Sie schon längst getauft sein. Falls das nicht der Fall sein sollte, zögern Sie nicht länger! Suchen Sie sich einen Bruder oder eine Schwester im Herrn und lassen Sie sich so rasch als möglich taufen! Das ist ein Gebot des Herrn.