Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Lehre vom Hände-Auflegen

Die Bedeutung der Opfer

Der Mensch kann nur durch Busse von toten Werken und Glauben an Gott errettet werden und ewiges Leben haben. Sowohl die Waschungen als auch das Hände-Auflegen veranschaulichen als Teil des Gesetzes, durch welche geistlichen Vorgänge Gott dem Menschen die Errettung und das ewige Leben zukommen lässt. So haben wir gesehen, dass für die Einsetzung eines Priesters drei Dinge notwendig waren: das Opfer, die Waschung und die Salbung. Die Waschung und die Salbung waren zwingend notwendig, konnten aber nur ihren Zweck erfüllen, wenn das Opfer bereits dargebracht worden war. Wir wollen uns deshalb nun näher mit dem Opfer befassen, damit wir erkennen mögen, was die Lehre vom Hände-Auflegen sei.

In den ersten Kapiteln des dritten Buches Mose finden wir vier Arten von Opfern: das Brandopfer (3. Mose 1), das Speisopfer (3. Mose 2), das Friedensopfer (3. Mose 3) und das Sünd- bzw. Schuldopfer (3. Mose 4. 5). Jedes dieser Opfer trägt seine eigenen Charakterzüge und stellt damit einen anderen geistlichen Sachverhalt dar; alle diese Opfer – sowie alle anderen Opfer, die je verordnet wurden – finden ihre Erfüllung allein in Christus (Hebr 10). Im Rahmen eines einfachen Artikels kann nicht auf die Details der einzelnen Opfer eingegangen werden; ich möchte deshalb leidiglich diejenigen Aspekte, die mir für das Thema dieses Artikels von Bedeutung erscheinen, herausgreifen.

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Das Sündopfer

27 Und wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er eins von den Verboten des Herrn tut, die nicht getan werden sollen, und sich verschuldet, 28 und wenn seine Sünde ist ihm kundgetan worden, die er begangen hat, so soll er seine Opfergabe bringen, eine Ziege ohne Fehl, ein Weibchen, für seine Sünde, die er begangen hat. 29 Und er soll seine Hand auf den Kopf des Sündopfers legen und das Sündopfer schlachten an dem Ort des Brandopfers. 30 Und der Priester nehme von seinem Blut mit seinem Finger und tue es an die Hörner des Brandopferaltars; und all sein Blut soll er an den Fuss des Altars giessen. 31 Und all sein Fett soll er abtrennen, so wie das Fett von dem Friedensopfer abgetrennt wird; und der Priester soll es auf dem Altar räuchern zum lieblichen Geruch dem Herrn. Und so tue der Priester Sühnung für ihn, und es wird ihm vergeben werden. 3. Mose 4, 27–31

Bei Gott gilt der Grundsatz: «Gnade vor Recht» nicht. Je mehr wir uns mit Ihm und Seinem Wort auseinandersetzen, desto mehr verstehen wir, wie hässlich, wie todeswürdig Sünde in Seinen Augen ist. Wir verstehen, dass Er nicht die kleinste Sünde – und sei sie auch dem empfindsamsten Gewissen verborgen – tolerieren und ungestraft sein lassen kann. Im Gegensatz zu allen anderen Opfern (Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer) war das Sündopfer daher ein zwingendes Opfer: Wer gesündigt hatte, musste dieses Opfer darbringen, damit die Sünde gesühnt und ihm vergeben werden konnte. Das galt auch für die versehentlichen und die unerkannten Sünden (3. Mose 4, 2). Jede, auch die harmloseste und verborgenste, Sünde muss zwingend gesühnt werden; alles andere wäre mit der Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes unvereinbar. Schmälert dies nun die Gnade? Nein! Die Gerechtigkeit Gottes bildet vielmehr die Grundlage der Gnade; die unerbittliche Gerechtigkeit, die über nichts hinwegsehen kann, lässt die Gnade in umso hellerem Lichtglanz aufstrahlen! Wir lesen nämlich, dass Gott für jede, auch die harmloseste und verborgenste, Sünde Vorsorge getroffen hat, indem Er für jede einzelne Sünde ein Opfer vorgesehen hat. Können wir uns eine grössere Gnade vorstellen als die, dass für jedes noch so kleine Vergehen eine göttliche Antwort bereitet ist? Wie herrlich erscheint doch die Gnade Gottes gerade angesichts der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes! In der Tat wäre es furchtbar, wenn Gott über gewisse Sünden hinwegsehen würde; wir könnten uns dann nämlich nie sicher sein, ob Er nicht doch irgendwann auf diese Sünden blicken und eine entsprechende Strafe (Röm 6, 23) fordern würde. Wenn wir aber wissen, dass Ihm jede Sünde bekannt ist, und Er für jede Sünde eine göttliche Antwort hat, dann dürfen wir ruhig und sicher sein, dann dürfen wir uns in Ihm wahrhaft geborgen fühlen.

Der Vorgang des Hände-Auflegens bedeutet nichts anderes als dass sich der Opfernde mit dem Opfer eins macht (vgl. auch 1. Tim 5, 22). Durch das Auflegen der Hände auf den Kopf des Opfers wurde das Opfer gemäss göttlicher Anordnung der Sünden des Opfernden teilhaftig. Indem das Opfer sodann getötet wurde, wurde das göttliche Gebot, welches zu allen Zeiten den Tod für die Sünde fordert (Röm 6, 23), vollumfänglich erfüllt. Beachten wir: Es war reine Gnade, dass dem Menschen ein Stellvertreter zur Seite gestellt wurde. Die Sünden gingen sodann nur aufgrund der göttlichen Anordnung auf das Opfertier über, nicht aber, weil der Mensch sich dabei besonders verhalten hätte. Wir sehen also, dass die Lehre vom Hände-Auflegen mit den Lehren vom Passahlamm und der ehernen Schlange übereinstimmt: Kraft der Anordnung Gottes können Sünden gesühnt werden, so dass der Mensch nicht mit der Vollstreckung des gerechten Todesurteiles rechnen muss.

Natürlich kann das Blut von Stieren und Böcken unmöglich Sünden hinwegnehmen (Hebr 10, 4), doch erinnert das Sündopfer an die Sünden (Hebr 10, 3) und weist auf das wahre Opfer hin (Hebr 10, 1): Das ein für alle mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi (Hebr 10, 10). Er ist für alle gestorben (2. Kor 5, 14), Er, der die Sünde nicht kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht (2. Kor 5, 21). Er ist daher das einzige göttlich verordnete Mittel, welches Sünden hinwegnehmen und uns in die Gegenwart des Vaters bringen kann (Joh 14, 6). Alle anderen göttlich verordneten Heilmittel – z. B. die Arche, das Passahlamm, die eherne Schlange, die Opfer – haben nur insofern Bedeutung, als sie deutlich und verständlich auf Ihn als das wahre Heilmittel hinweisen. Wer heute im Glauben seine Hände auf Sein Haupt legt, dem werden die Sünden vergeben. Es ist wirklich wahr: Er starb für dich und mich! Gepriesen sei Sein Name für alle Zeiten!

Das Brandopfer

Wahrlich, jeder Christ kann sich dieser Tatsache sein ganzes Leben hindurch erfreuen. Das Sündopfer zeigt uns, dass Christus für uns alles geworden ist, was wir bedürfen. Doch damit nicht genug! Die übrigen Opfer sprechen von weiteren herrlichen Aspekten des Kreuzestodes Christi und deren Auswirkungen auch auf uns; das Sündopfer für sich alleine genommen würde – wenn auch in vielen Lehrtexten nur von diesem Aspekt des Kreuzestodes Christi die Rede ist – nur ein unvollständiges Bild von dem liefern, was unser geliebter Herr vollbracht hat. Ich will deshalb wenigstens noch kurz auf das Brandopfer zu sprechen kommen:

3 Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rindvieh ist, so soll er sie darbringen, ein Männliches ohne Fehl; am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn. 4 Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. 3. Mose 1, 3. 4

Das Brandopfer war nur für den Herrn bestimmt – es wurde vollständig dem Herrn dargebracht; weder dem Priester noch dem Opfernden wurde ein Teil zugesprochen (3. Mose 1, 9). Mehrfach wird bestätigt, dass das Opfer als solches dem Herrn selbst wohlgefällig war (3. Mose 1, 3. 4. 9). Es war also vollständig und ausschliesslich zu Seiner Freude bestimmt. Damit kommt durch dieses Opfer besonders zum Ausdruck, wie wertvoll und wohlannehmlich der Opfertod Christi in den Augen Gottes war, wie sehr der Herr am Kreuz den Vater verherrlicht hat (Hebr 9, 14; Phil 2, 8). Der Herr wäre nicht verpflichtet gewesen, sich Gott darzubringen, doch Er tat es freiwillig (auch das Brandopfer war ein freiwilliges Opfer; vgl. 3. Mose 1, 2), zur Ehre des Vaters (Joh 10, 17. 18). Das Brandopfer spricht also nicht davon, was wir als Sünder bedürfen, sondern davon, wie Gott durch den Kreuzestod Seines geliebten, einzigen Sohnes verherrlicht wurde.

Was ist nun unser Teil? Wir dürfen unsere Hände auf den Kopf des Brandopfers legen, damit es Sühnung für uns erwirkt. Das Brandopfer verherrlichte Gott durch und durch. Wer nun ihm die Hände auflegte, hatte Anteil an dieser Herrlichkeit, ihm wurde die Herrlichkeit des Brandopfers zugerechnet und dadurch wurde Sühnung für ihn erwirkt. Welch ein kostbares Vorrecht! Wenn wir uns mit Christus eins machen, wenn wir unsere Hände auf Sein Haupt legen, dann haben wir Anteil an dem, was Er für den Vater getan hat, an der Freude, die Er dem Vater verschafft hat! Das übersteigt bei Weitem die Vergebung der Sünden, die uns durch Seinen Tod am Kreuz zuteil wird!

Die übrigen Opfer würden uns, wie bereits erwähnt, noch weitere herrliche Charakterzüge des ein für alle Mal geschehenen Opfers Christi aufzeigen. Mit den beiden genannten Opfern haben wir jedoch bereits einen wesentlichen Teil erschlossen, der uns zeigt, was die Lehre vom Hände-Auflegen ist: Christus, und zwar gekreuzigt (1. Kor 2, 2). Auf Golgatha starb der einzig sündlose Mensch, der Einzige, auf den der Tod keinen Anspruch hatte; Er trug die Schmach und den Spott der Menschen, trug den Hass der Welt, trug die Abwendung des Angesichts des Vaters, trug unsägliche Schmerzen und gab Sein Leben dahin. So viel hat der Herr am Kreuz gegeben – ich vermag es nicht zu erfassen! Was können wir sagen, ausser dass Gott den tiefsten Fall der Menschheit zum Anlass nahm sich über alle Massen zu verherrlichen? Wer immer nur die Hände auf das Haupt Christi legt, wer sich mit diesem Opfer eins macht, es zur Sühnung seiner eigenen Bosheit in Anspruch nimmt, der hat Teil an dieser Herrlichkeit. Einen anderen Weg gibt es jedoch nicht (vgl. Joh 14, 6).