Jesus Christus ist der Herr! Phil 2, 11

Neue Natur

Die natürliche Ordnung

Der Herr schuf Pflanzen und Tiere je nach ihrer Art (1. Mose 1, 11. 12. 21. 24. 25). Das bedeutet nicht nur, dass die Vielfalt der Pflanzen und Tiere separat erschaffen wurden, sondern auch, dass jedes Lebewesen Nachkommen seiner eigenen Art hervorbringen sollte (vgl. z. B. 1. Mose 1, 11). Ein Apfelbaum sollte Äpfel mit Samen zur Entstehung neuer Apfelbäume hervorbringen, ein Birnenbaum Birnen zur Entstehung neuer Birnenbäume, ein Wolf Wölfe und ein Schaf Schafe. Nach der vollkommenen Ordnung Gottes, die im alltäglichen Leben tausendfach beobachtet und bestätigt werden kann, ist es nicht möglich, dass ein Apfelbaum Birnen hervorbringt oder ein Birnenbaum Äpfel oder dass ein Wolf Schafe gebiert oder ein Schaf Wölfe. Diese göttliche Ordnung wird vom Herrn selbst als sehr gut 1. Mose 1, 31 bezeichnet.

Die Geschichte lehrt uns, dass sich der Mensch über das göttliche Gebot und damit auch über die göttliche Ordnung hinweggesetzt hat. Er hat nicht nur Kreuzungen zwischen verschiedenen Tierarten und Pflanzenarten hervorgebracht, sondern sogar sich selbst mit Wesen anderer Art vermischt: 2 Da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich die zu Frauen, die sie irgend erwählten 1. Mose 6, 2. Die aus der unseligen Verbindung von gefallenen Engeln und Menschenfrauen hervorgegangenen Bastarde, die «Riesen», mögen aus menschlicher Sicht zwar Helden 1. Mose 6, 4 und Männer von Ruhm 1. Mose 6, 4 gewesen sein; für den Herrn waren sie aber ein Greuel, ein unbrauchbares Produkt einer der natürlichen und göttlichen Ordnung entgegenstehenden Verbindung. Beim Herrn heiligt eben der Zweck nicht die Mittel. Wenn auch diese «Riesen» gross und stark und vielleicht auch in anderer Hinsicht über die Massen begabt waren, so kann Er sie weder für Seine Zwecke gebrauchen noch ihre Existenz je gutheissen, sind sie doch durch Sünde entstanden.

Dass der Herr zugelassen hat und vielleicht noch weiter zulassen wird, dass der Mensch seinem Eigenwillen auch bezüglich der Vermischung der Arten, der Zerstörung der göttlichen und natürlichen Ordnung, (in gewissem Masse) freien Lauf lässt, so bedeutet das doch nicht, dass dadurch die natürliche Ordnung ungültig ist. Der Wille des Herrn behält auch angesichts der diesem zuwider laufenden Taten der Menschen seine Gültigkeit. Im Gesetz, das der Herr Seinem Volk Israel gegeben hat, wird dieser Wille im Übrigen deutlich zum Ausdruck gebracht: 19 Meine Satzungen sollt ihr halten. Dein Vieh von zweierlei Art sollst du sich nicht begatten lassen; dein Feld sollst du nicht mit zweierlei Samen besäen, und ein Kleid, aus zweierlei Stoff gewebt, soll nicht auf dich kommen 3. Mose 19, 19. Eine Vermischung der Arten widerspricht also dem klaren Willen des Herrn bezüglich der natürlichen Ordnung, die Er selbst eingesetzt hat. Dies geht mit der Tatsache einher, dass einerseits Kreuzungen und Vermischungen nur in engen Grenzen überhaupt zustande gebracht werden können, und dass andererseits ohne Eingriffe des Menschen die Nachkommen der einzelnen Lebewesen stets derselben Art wie deren Vorfahren angehören.

Die «Adam'sche Rasse»

Was allgemein für alle Lebewesen gilt, gilt auch für den Menschen – wir gehören alle derselben Art an. Der erste Mensch, Adam, wurde aus Staub vom Erdboden gebildet, gleichsam wie ein Tongefäss vom Töpfer geformt (vgl. Röm 9, 21). Danach hauchte der Herr den Odem des Lebens in seine Nase, und er wurde zu einer lebendigen Seele (1. Mose 2, 7). Im Gegensatz zu allen übrigen Lebewesen heisst es von Adam, dass er im Bilde Gottes, Ihm gleich, geschaffen wurde (1. Mose 1, 26. 27). Sodann wurde er, obwohl aus dem Erdboden erschaffen und damit Bestandteil dieser Welt, von Anfang an, dem Willen Gottes gemäss, über die übrige Schöpfung gesetzt (1. Mose 1, 28–30). 39 Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch; sondern ein anderes ist das der Menschen und ein anderes das Fleisch des Viehs und ein anderes das Fleisch der Vögel und ein anderes das der Fische 1. Kor 15, 39 – das gilt insbesondere für den Vergleich zwischen Adam und den übrigen Wesen. Es scheint, als würde die Tatsache, dass Adam in zwei voneinander abgegrenzten Schritten erschaffen wurde, diesen Umstand zusätzlich verdeutlichen. Dennoch war auch Adam von der Erde, von Staub 1. Kor 15, 47, kein Geistwesen, wie es bspw. Engel sind. So heisst es denn auch, dass Adam zu einer lebendigen Seele wurde, nicht zu einem lebendigen oder gar lebendig machenden Geist (1. Kor 15, 45). Denn: 46 Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige 1. Kor 15, 46. Wenn auch die Bibel bezeugt und wir selbst beobachten können, dass der Mensch über einen (menschlichen) Geist verfügt, so ist doch nicht die Natur des Menschen eine geistige oder geistliche, sondern eben eine seelische, natürliche. Der Mensch trägt einen Geist in sich, aber er ist nicht Geist, sondern Seele, nicht vom Himmel, sondern von der Erde. Das ist es, was Adam und alle, die aus ihm hervorgegangen sind, die «Adam'sche Rasse», die Gesamtheit aller Menschen, kennzeichnet.

Wir wissen, dass Adam das einzige Gebot, das der Herr ihm gegeben hatte, übertrat, dass er dadurch in Sünde fiel und dem Tod unterworfen wurde. 23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod Röm 6, 23, wie auch der Herr dem Adam bereits vor dem grossen Fall gesagt hatte: 17 Aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht esse; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben 1. Mose 2, 17. Durch einen Menschen kam der Tod in die Welt (1. Kor 15, 21), und der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle – wie Adam – gesündigt haben (Röm 5, 12). Wir sterben nicht, weil Adam gesündigt hat, denn: 20 Die Seele, die sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen Hes 18, 20. Nein, wir sterben, weil wir, wir selbst, wir alle, gesündigt haben: 23 Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes Röm 3, 23. Vielleicht denkst du, dass diese Rede hart ist, und vielleicht denkst du, du selbst seist aber doch in Ordnung, und dass du vor dem Allmächtigen bestehen könntest, wenn Er dich fragen würde, ob du dein Leben recht gelebt hast. Ich sage dir, dass nicht nur die Möglichkeit besteht, dass du dich eines Tages vor dem Herrn verantworten musst, sondern dass das Gericht genau so sicher wie der Tod ist: 27 Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht Hebr 9, 27. Kannst du dir völlig sicher sein, dass du vor dem allein heiligen, gerechten, allwissenden Gott bestehen kannst? Ist dein Gewissen ein genügender Massstab und ist es völlig rein? Denn: 10 Denn wer irgend das ganz Gesetz hält, aber in einem strauchelt, ist aller Gebote schuldig geworden Jak 2, 10. Du musst in allem völlig rein sein, damit du vor Gott bestehen kannst, denn sonst wird Er dich schuldig sprechen. Willst du das riskieren? Wenn du den Ernst der Lage erkennst, wirst du dich selbst erforschen, und du wirst feststellen, dass du nicht bestehen kannst. Lies Mt 5–7! Dort wirst du den Massstab finden, nach dem du gerichtet werden wirst. Ich kann dir von mir sagen, dass ich stets der Ansicht gewesen bin, ich sei gerecht genug. Mit dem Wort Gottes konfrontiert erkannte ich aber, dass meine Gerechtigkeit bei Weitem nicht genügt! Noch Eines: Der Herr will dich nicht schuldig sprechen. Er wird es tun, keine Frage, denn Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste seines Thrones Ps 97, 2. Aber es ist nicht Sein Wille für dich: 3 Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, 4 der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen 1. Tim 2, 3. 4; 9 Der Herr zögert die Verheissung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Busse kommen 2. Petr 3, 9; 20 So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 2. Kor 5, 20.

Um wieder zum Thema zurückzukommen: Adam war frei in der Entscheidung für oder gegen die Sünde, denn er kannte die Sünde nicht, er hatte nicht gesündigt und war daher nicht der Sünde Knecht Joh 8, 34. Als er aber von der verbotenen Frucht ass und damit das Gesetz Gottes übertrat, geriet er unter die Macht der Sünde. Wir wissen nicht wie, aber seither ist der Mensch eigensinnig, rebellisch gegenüber Gott, mit dem Hang zur Sünde behaftet. Diese Haltung wurde ein Teil Adams, die Macht der Sünde, die ihn versklavte, wurde zu einem eigentlichen Wesenszug. Wer nun von Adam abstammt, weist genau denselben Hang zur Sünde, dieselbe rebellische, argwöhnische Haltung gegenüber Gott auf, und so ist es wahr, dass durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist Röm 5, 12, dass sie zu allen Menschen durchgedrungen ist. Gott aber ist Licht, und keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh 1, 5); Er kann keine Gemeinschaft mit Sünde haben. Deshalb kann kein Mensch in Seiner Gegenwart bestehen. Die «Adam'sche Rasse», die Gesamtheit aller Menschen, ist daher verloren, denn da wir alle mit Sünde behaftet sind, können wir nicht die Ewigkeit in Seiner Gegenwart verbringen. Es ist nicht möglich, dass ein Mensch sich den Himmel «verdienen » kann, denn niemand kann verleugnen, was er ist: Ein Sünder, ein Angehöriger eines sündigen Geschlechts, einer sündigen Art. Adam hat versagt, und mit ihm haben all seine Nachkommen versagt.

Der zweite Adam

Kein Lebewesen kann seine Art ändern oder Nachkommen einer anderen Art zeugen. Das haben wir oben gesehen. Genau so wenig kann ein Mensch seine menschliche Natur ändern und genau so wenig kann aus der Nachkommenschaft des Adam etwas anderes hervorgehen als ein Nachkomme Adams, ein Angehöriger der «Adam'schen Rasse». Wenn aber der Hang zur Sünde jedem Nachkommen Adams, jedem Menschen, anhaftet, wenn sich jeder Mensch unter der Macht der Sünde befindet, so kann erstens kein Mensch vor Gott bestehen. Zweitens kann sich kein Mensch selbst von der Macht der Sünde befreien, und drittens kann kein Mensch geboren werden, der nicht dieselben, verdorbenen Züge aufweist wie all seine Vorfahren. Ich spreche hier nicht davon, dass niemand für die Sünden, die er begangen hat und/oder begeht, verantwortlich ist. Vielmehr spreche ich davon, dass aus der Linie des Adam noch nie ein vollkommener Mensch hervorgegangen ist, und dass auch nie ein vollkommener Mensch aus dieser Linie hervorgehen wird. Wer dieser Linie angehört, und das betrifft leider uns alle, ist verloren, unfähig, den Willen Gottes zu tun, nicht in der Lage, in die Gegenwart Gottes zu kommen, die Ewigkeit bei Ihm zu verbringen. Es ist nicht möglich.

Diese Aussage ist nun nicht einfach eine theoretische. Der Herr hat den Menschen jede erdenkliche Chance gegeben, zu beweisen, dass sie – zugegeben, wider Erwarten – in der Lage seien, Seinen Willen zu tun. Erst waren die Menschen lediglich ihrem Gewissen verpflichtet. In dieser Zeit tötete Kain seinen eigenen Bruder, Abel, in dieser Zeit verkehrten die Frauen mit gefallenen Engeln und in dieser Zeit war die Erde so voll von Gewalttat, dass es den Herrn reute dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein 1. Mose 6, 6. Um die Bosheit des menschlichen Herzens einzudämmen, musste der Herr die die damalige Welt 2. Petr 3, 6 im Wasser untergehen lassen. Dann setzte der Herr eine einfache Form der Regierung ein: 6 Wer Menschenblut vergiesst, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht 1. Mose 9, 6. Der Mensch war aber nicht einmal in der Lage, sich selbst zu regieren: 21 Und er trank Wein und wurde betrunken, und er entblösste sich in seinem Zelt 1. Mose 9, 21. Gewalt nahm zwar nicht mehr im selben Masse überhand, doch gab sich der Mensch stattdessen dem Götzendienst hin (Jos 2, 24). Auch wurde die alte, ursprüngliche Begierde, nämlich Gott gleich zu sein (1. Mose 3, 5), wieder entfacht (1. Mose 11, 4). Der Herr musste das Gericht der Sprachenverwirrung über die Menschheit bringen (1. Mose 11, 8). Schliesslich, viele hundert Jahre später, stellte sich Israel, das von Gott erlöste Volk, unter das Gesetz, indem es sprach: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun! 2. Mose 19, 8. Niemand vom Volk Israel war in der Lage, das Gesetz zu halten. Deshalb heisst es auch an anderer Stelle: 10 Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: ‹Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!› Gal 3, 10. Letztlich unterschied sich das Volk durch nichts mehr von den übrigen Völkern; in Israel waren genau dieselben Greuel zu finden wie sonstwo auch. Der Herr musste Israel aus dem Guten Land vertreiben, erst die nördlichen zehn Stämme (2. Kön 17, 6), dann die südlichen beiden (2. Kön 25, 21). Zuletzt sandte der Herr Seinen eigenen, vielgeliebten Sohn in die Welt, der umherging, wohl tuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren Apg 10, 38. Auch in dieser letzten Prüfung versagten die Menschen: Sie nagelten Ihn ans Kreuz, mitten unter Verbrechern (vgl. Mt 21, 37–39). So bewies der Mensch über hunderte, ja tausende von Jahren, dass er selbst unter besten Voraussetzungen nicht in der Lage ist, gottgefällig zu leben.

Nachdem der Mensch nun also über die gesamte Zeit hinweg bewiesen hat, dass er nicht fähig ist, den Willen Gottes zu tun, hat der Herr heilsgeschichtlich mit ihm, d. i. mit der «Adam'schen Rasse», abgeschlossen. Der Herr wird den Menschen nicht mehr neu erproben, wird ihm keine Gelegenheit mehr geben zu beweisen, dass er fähig ist, den Willen Gottes zu tun, denn es hat keinen Wert mehr, nachdem der Mensch unter allen Umständen immer wieder versagt hat. Wir lesen deshalb in 1. Kor 15, 45 von einem «letzten Adam», von Einem, der die heilsgeschichtliche Linie, die in Adam ihren Anfang nahm und bis zur Fülle der Zeit Gal 4, 4 andauerte, zu Ende brachte. Es ist Christus, von dem die Bibel hier spricht, und die Fülle der Zeit ist der Zeitpunkt Seiner Geburt als Mensch auf dieser Erde. Als Sohn der Maria, als Sohn einer Menschenfrau, war Er einer aus dem Geschlecht Adams. Weil nach Seinem Tod aber, wie oben dargelegt, für Gott kein Anlass mehr besteht, mit der «Adam'schen Rasse» weiterhin zu handeln, ist Er eben der letzte der langen Linie seit Adam. Es braucht keinen weiteren «Adam» mehr; die Menschheit hat versagt und ist verloren.

Doch dem Herrn sei Dank! Christus ist nicht nur der letzte Adam, sondern auch der zweite Adam, der zweite Mensch (1. Kor 15, 47)! In Ihm nahm eine neue, eine andere Linie als jene des erstem Adam ihren Anfang. Er wurde in jeder Hinsicht erprobt, und blieb doch völlig ohne Sünde: 15 Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde Hebr 4, 15. Worin auch Adam versagt hat – Er hat überwunden! Jede Erprobung hat Er überstanden, und in allem ist Er dem Willen Gottes völlig treu geblieben. Er war gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz Phil 2, 8. Sein Leben war ein Speisopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn 3. Mose 2, 2, ein Hochheiliges von den Feueropfern des Herrn 3. Mose 2, 3. Von keinem anderen Menschen hätte dies je gesagt werden können. Während jeder Mensch von sich selbst bezeugen muss: 5 Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir Ps 51, 5, heisst es (allein) von Ihm: Darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden Lk 1, 35. Kein Angehöriger der Linie des ersten Adams ist Ihm gleich – ja, wenn Er auch in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden Phil 2, 7 wurde, so ist Seine Art doch so sehr von der unsrigen verschieden, dass wir – im Sinne der göttlichen Schöpfungsordnung – sagen müssen, dass Er anderer Art war. Er war wie ein Lamm unter Wölfen. Völlig deutlich wird die Verschiedenheit zwischen Ihm und uns als Angehörigen der «Adam'schen Rasse» in folgenden Worten: 45 So steht auch geschrieben: ‹Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele›; der letzte Adam ein lebendig machender Geist 1. Kor 15, 45. Er war eben nicht eine lebendige Seele, sondern ein lebendig machender Geist, nicht von der Erde, sondern vom Himmel, nicht natürlich, sondern geistlich. Sein Gehorsam gegenüber Gott war absolut vollkommen, und nicht die leiseste Spur von Sünde wurde an Ihm gefunden. Er war wahrhaftig vollkommen vor Gott – völlig anders als wir.

Das Weizenkorn

Nur Christus, der zweite Adam, der Erste einer anderen Art, wurde also vor Gott für rein befunden. Gleicherweise könnte auch nur ein Nachkomme von Ihm, der dieselbe, reine Natur aufweist, vor Gott für rein befunden werden – etwas, das jedem Nachkommen Adams, also jedem Menschen, nicht möglich ist. Vor Gott bestehen kann also nur jemand, den Gott als «in Christus», d. h. gleichsam als Seinen Nachkommen, von Seiner Art, ansieht. Ausserhalb von Christus gibt es keine Rettung, kann niemand zum Vater kommen (Joh 14, 6).

Ist es nun aber, quasi entgegen der göttlichen Ordnung, möglich, dass ein Mensch seine Natur wechselt? Dem Herrn sei Dank: Ja! – aber nur durch einen Akt Gottes. Der Herr, der Seiner Natur gemäss mit einem Weizenkorn verglichen werden kann – reifer Weizen beugt sein Haupt, was von Demut spricht, und ist golden, was von reiner, göttlicher Natur spricht –, hat von sich gesagt: 24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht Joh 12, 24. Können wir die Erhabenheit dieser Worte erfassen? Ist uns bewusst, was das bedeutet?

Der Herr Jesus hätte nicht sterben müssen, da keine Sünde an Ihm gefunden wurde. Doch wäre Er nicht gestorben, so wäre Er allein geblieben: Er war der Einzige, von dem gesagt werden konnte, dass Er wahrhaft die Natur eines Weizenkorns aufwies. Keiner hätte mit Ihm verglichen werden können, keiner hätte vor Gott bestehen und für rein befunden werden können. Doch durch den Tod Christi, dadurch, dass Er starb und drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde Mt 12, 40 war (in die Erde fiel), hat Er viel Frucht, viele neue Weizenkörner, gebracht. Sein Tod – indessen untrennbar mit Seiner Auferstehung verbunden – ist der Schlüssel dafür, dass noch viele mehr vor Gott als Weizenkörner befunden werden können, dass noch von vielen gesagt werden kann, dass ihr Leben verborgen mit dem Christus in Gott Kol 3, 3 ist. 16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe Joh 3, 16.

Der Herr Jesus hat unsere Sünden auf sich genommen und die Strafe dafür am Kreuz getragen: 10 Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi Hebr 10, 10. Doch das ist nicht alles. Er wurde auch für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm 2. Kor 5, 21. Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht nur von der Last seiner Sünden befreit, sondern auch von der Macht der Sünde, von seiner sündigen Natur.

Was das bildlich gesprochen bedeutet, sehen wir beispielsweise in folgendem Vers: Und Mephiboseth, sprach der König, wird an meinem Tisch essen, wie einer von den Königssöhnen 2. Sam 9, 11. David, der König nach dem Herzen Gottes, war, nachdem er bereits zum König gesalbt worden war, von Saul, dem damals noch regierenden König Israels (nach dem Herzen des Volkes), verfolgt worden. Mephiboseth war einer der Söhne Sauls, ein Angehöriger eines Geschlechts also, das mit dem König David verfeindet war. Doch David lässt ihm, die Gnade Gottes versinnbildlichend, nicht nur sein Leben, das er an und für sich verwirkt gehabt hätte, sondern lässt ihn überdies auch noch an seinem Tisch sitzen, wie einen seiner eigenen Söhne! Mephiboseth war übrigens lahm an beiden Füssen 2. Sam 9, 13. Wir alle, alle Nachkommen Adams, können mit Mephiboseth verglichen werden: Wir sind lahm an beiden Füssen, unfähig, selbst vorwärts zu kommen, unfähig, uns einen Anspruch auf die ewige Herrlichkeit zu erarbeiten, überdies aber auch mit dem grossen König verfeindet, denn wir gehören einem Geschlecht an, das sich gegen Ihn verfeindet hat. Doch der Herr, der grosse König, lässt uns an Seinen Tisch sitzen, der unsere Lahmheit überdeckt, wie Er Seine eigenen Söhne – eigentlich: Seinen einzigen, eingeborenen, vielgeliebten Sohn – an Seinem Tisch sitzen lässt. Wir sind nicht Nachkommen von Ihm, aber wir werden von Ihm so angesehen, als ob wir es wären. Unendliche, unfassbare Gnade!

Ihr müsst von neuem geboren werden Joh 3, 7, hat der Herr Jesus gesagt. Wir sind nicht als Seine Nachkommen zur Welt gekommen, und wir können deshalb auch nicht zu Seinen Nachkommen werden, es sei denn, wir würden – geistlich gesehen – von neuem als Seine Nachkommen geboren werden. Jeder, der an Ihn glaubt und zu Ihm umkehrt, wird von neuem geboren, Angehöriger Seines Geschlechts, eines himmlischen und könglichen Geschlechts: 17 Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden 2. Kor 5, 17. Weil die Bedingung dafür, dass jemand ein Nachkomme Christi, ein Weizenkorn, werden kann, lediglich ist, dass das ursprüngliche Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, steht die Möglichkeit, von Gott als in Christus angesehen zu werden, am Tisch des grossen Königs zu sitzen, jedem einzelnen Menschen offen. Es bleibt für jeden nur Eines zu tun: Kommt zum Herrn Jesus! Kehrt zu Ihm um und glaubt an Ihn!